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Im falschen Film 1

Im falschen Film 1

Titel: Im falschen Film 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Mansini
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kannte und seine Liebe zu Berlin teilte. Wenn mein Leben sonst auch ein Desaster war, lebte ich immerhin in der richtigen Stadt, im richtigen Stadtteil. Der Tag fing also nicht schlecht an.
    Die Videothek war durch einen Mangel an Fenstern bei gleichzeitiger Ausnutzung jedes Zentimeters Wand für ein Regal mit DVD-Hüllen gekennzeichnet. Sie war viel zu hell beleuchtet, und viel zu schlecht belüftetet. Ich hatte nach wenigen Minuten Kopfschmerzen. Zunächst gab es dort eine Einführung durch meine mir völlig unbekannte gute alte Kollegin Luna, die alle zwei Minuten sagte, wie abgefahren es sei, dass sie mir alles zeigen musste. Denn sonst hatte immer ich ihr alles gezeigt – hatte auswendig gewusst, wo jeder Film stand. Luna war eine laute, aber irgendwie ganz witzige Frau. Nicht viel älter als ich, dafür aber einen Kopf kleiner. Und ich bin auch schon kein Riese. Man durfte sie aber auf keinen Fall „kleinwüchsig“ nennen, dann wurde sie grantig. Denn „offiziell“ waren Frauen dies nur unter 1,40 Meter und so klein war sie nun wirklich nicht. Ihre geringe körperliche Größe stand allerdings im direkten Gegensatz zu der Größe ihrer Klappe – wie sie selbst sagte. Dazu kam ein ausgesprochen körperbetonter Kleidungsstil, mit dem sie „von ihrer Größe“ ablenken wollte. Das gelang, aber vielleicht nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte. So oder so: Ich war froh, von ihr den Laden gezeigt zu bekommen und nicht von meinem Chef, der am Telefon unfassbar langweilig geklungen hatte.
    „Nerd“, sagte Luna.
    Damit war für sie alles gesagt, was man über unseren Chef wissen musste.
    Dann geschah es. Während sie mir gerade die „Deutsche Filme mit Anspruch“-Ecke erklärte, ging die Tür auf und Tom kam herein.
    Er war nicht halb so überrascht, mich zu sehen, wie ich ihn. Als er mich mit offenem Mund in meinem aus vielerlei Gründen unpassenden Video-2000-T-Shirt vor ihm stehen sah, lächelte er:
    „Jetzt weiß ich, wo wir uns schon einmal gesehen haben! Das hatte ich komplett vergessen.“
    „Ich auch“, sagte ich und grinste unsicher.
    Er lachte. Ein schönes Lachen. Ein Lachen, das ich mir stundenlang hätte anschauen können.
    „Wie geht’s?“, fragte er mich, während Luna interessiert daneben stand.
    „Mh, na ja, eigentlich ganz gut.“
    Es war eine Lüge, denn ich war todunglücklich. Aber irgendwie war es auch wieder keine Lüge, denn in diesem Moment ging es mir wirklich gut.
    „Und Ihrer Frau?“
    Er wurde sichtbar ernster. Ich bereute, gefragt zu haben. Aber die Konventionen verlangten diese Gegenfrage, da war ich mir sicher.
    „Na ja. Sie ist jetzt in der Reha. Sie ist sehr tapfer.“
    Kurzes Schweigen. Luna stand immer noch distanzlos und sehr interessiert neben uns, was die Unterhaltung etwas schwieriger machte. Tom bekam als Erster die Kurve.
    „Deswegen brauche ich jetzt etwas für die einsamen Abende …“
    Er lächelte schief. Alles in mir rief ‚Nimm mich! Nimm mich!‘. Aber er deutete natürlich auf die Filmregale um uns herum.
    „Jetzt check ich’s!“, rief Luna plötzlich mitten hinein. „Sie sind der Mann von der Frau, die Trixi über den Haufen gefahren hat.“
    Sie sagte es nicht böse. Es war mir dennoch sehr unangenehm.
    „Es war ein Unfall“, sagte ich schnell.
    „Ja, nee, klar. Hatte die nicht so ’n Möchtegern-Ferrari? Wie heißen die? Die kleinen Flitzer … Die hat doch ab und zu hier geparkt.“
    Sie deutete auf den Parkplatz im Hof hinter der Videothek. Mir war es mittlerweile extrem unangenehm, dass sie so respektlos über Viktoria redete.
    „Ein Mazda MX 5“, sagte Tom höflich.
    „Ach, genau, find’ ich ja furchtbar, die Dinger. Dann schon lieber was Ordentliches, oder?“
    Sie schaute uns beide um Bestätigung suchend an. Ich fand wieder zu mir.
    „Du, Luna, ich glaube, die Frau da möchte etwas ausleihen.“
    Gott sei Dank näherte sich tatsächlich eine Kundin dem Ausleihschalter. Luna machte sich sofort auf den Weg. Aber nicht ohne uns noch ein kopfschüttelndes „Mazda!“ dazulassen.
    „Entschuldigung“, sagte ich verlegen zu Tom.
    Er zuckte mit den Schultern.
    „Sie hat ja recht. Ich mochte die Karre auch nie.“
    Situation gerettet. Als Retter war Tom offensichtlich sehr gut.
    „Mh, können Sie mir denn einen Film empfehlen? Ach Quatsch, sorry, … Mensch, ich Depp!“
    „Nein, nein“, sagte ich schnell. „Ich kann Ihnen Filme empfehlen. Ich erinnere mich an jeden einzelnen. Ich weiß zwar nicht mehr, wo sie

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