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Im falschen Film 1

Im falschen Film 1

Titel: Im falschen Film 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Mansini
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stehen, aber …“
    „Wow.“
    „Ja, total bescheuert. Ich weiß lauter nutzloses Zeug: Dass Markus Lanz seit Monaten ‚Wetten dass‘ versaut, dass wir bei der Fußball-WM gegen Klinsis Amerikaner spielen und wer die Hauptrollen in der Verfilmung von ‚Shades of Grey‘ übernehmen wird.“
    „Ach ja?“
    Er schaute mich interessiert an. Ich kam immer mehr in Plapperlaune.
    „Ja, ihn kenne ich nicht. Jamie Dornan!? Aber sie ist die Tochter von Don Johnson und Melanie Griffith. Dakota Johnson. Klingt nicht schlecht. Obwohl ich mit dem Buch jetzt nicht besonders viel anfangen konnte.“
    „Ich auch nicht. Vik fand’s toll, aber mein Ding war’s nicht.“
    „Nee, SM ist ja sowieso nicht mein Ding“, betonte ich plötzlich aus Gründen, die höchstens mein Unterbewusstsein kannte.
    „Meins auch nicht“, sagte Tom lapidar.
    „Ah, cool“, entfuhr es mir erfreut. „Also, nix gegen SM und so, aber … Also, ich steh jetzt auch nicht nur auf Blümchensex, es kann auch schon mal … Also … Wobei ich ehrlich gesagt gar nicht weiß, mh, also mich nicht erinnere, auf was ich … Wie sind wir denn jetzt auf das Thema gekommen?“
    Ich hyperventilierte plötzlich. Das lag nicht nur an dem Unsinn, den ich in immer größerem Tempo von mir gab, sondern vor allem an dem überaus interessierten Blick von Tom, mit dem er sich meine Sexbeichte anhörte.
    „Ich weiß nicht“, sagte er und lächelte cool. Eine Schweißperle lief mir von der Stirn ins Auge. Wie kam ich bloß aus der Nummer wieder raus?
    „Sorry, was für einen Film wollten Sie jetzt haben?“
    „Sollen wir uns nicht eigentlich duzen?“, fragte er. „Wir sind in Kreuzberg, hier duzt sich doch jeder.“
    Ich nickte erfreut. Auch weil ihn mein nervöses Gequatsche offensichtlich nicht in die Flucht geschlagen hatte. Duzen fand ich angebracht. Immerhin hatten wir schon unsere sexuellen Präferenzen ausgetauscht.
    „Klar, ich bin die Trixi.“
    Er grinste.
    „Ich bin der Tom. Freut mich, Trixi.“
    „Also … was soll’s denn sein? Hier haben wir zum Beispiel deutsche Filme mit Anspruch …“
    „Eher amerikanisch und ohne Anspruch.“
    Ich musste lachen.
    „Dann gehen wir die mal suchen“, sagte ich und machte mich mit ihm auf eine Odyssee durch die Videothek, die ungelogen das Schönste war, was ich seit meinem Erwachen erlebt hatte.
    Wir plauderten nicht nur über Filme, sondern über Gott und die Welt. Und über ihn, denn ich hatte ja nicht so wahnsinnig viel zu erzählen außer meiner Abneigung gegen Sado-Maso-Sex. So erfuhr ich, dass Tom mit einem Freund ein „kleines“ Internet-Startup besaß, das offensichtlich ziemlich erfolgreich war. Er spielte das zwar herunter, aber die Insignien des Gutverdieners waren nicht zu übersehen. Er trug wieder einen lässigen Anzug, der maßgeschneidert sein musste. Und wenn seine Frau einen „kleinen Flitzer“ besessen hatte, gab es bestimmt auch noch das große Familienauto. Er hörte sich alles so verdammt perfekt an. Aber je genauer ich mir Tom ansah, desto mehr glaubte ich, unter dieser perfekten Oberfläche eine tiefe Traurigkeit zu entdecken.
    „Bist du glücklich mit deinem Leben?“, fragte ich plötzlich in der Abteilung mit den Hollywood-Komödien.
    Er schaute mich überrascht an. Ich wunderte mich selbst, dass ich das laut ausgesprochen hatte. Dieser Mann brachte mich dazu, Sachen zu sagen, die ich normalerweise nie sagen würde. Zumindest glaubte ich, dass ich all dies normalerweise nicht sagen würde.
    „Vergiss es, blöde Frage!“, murmelte ich.
    „Nein, gar nicht. … Also doch! … Ich meine: Nein, die Frage ist nicht blöd, und ja, ich bin glücklich.“
    Er lächelte unsicher. Ich hatte ihn nun endlich auch einmal aus dem Konzept gebracht.
    „Wieso fragst du?“, wollte er wissen.
    „Ach, das Thema beschäftigt mich. Alles, was ich in den letzten Tagen über mich erfahren habe, das klingt … echt nicht so toll. Aber wenn ich’s so doof finde, dann muss ich doch vor dem Unfall ziemlich unglücklich gewesen sein.“
    Er schaute mich nachdenklich an, nickte sogar ein klein wenig.
    „Wenn ich so unglücklich war, warum habe ich dann nichts geändert?“
    „Fragen sich das nicht wahnsinnig viele Menschen? Gibt es nicht tausend und einen Grund, warum man manche Sachen einfach nicht ändern kann?“
    „‚Sachen‘ vielleicht, aber ich rede hier von meinem ganzen Leben.“
    „So schlimm?“
    „Ich hab’ mich vorgestern bei Facebook angemeldet und bisher nicht mehr als

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