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Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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geradewegs auf mich zu, die Hände ausgestreckt wie Klauen und pure Mordlust in den Gesichtern. Über die Köpfe der wilden Horde hinweg sah ich, wie Cynthianas Zähnefletschen sich in ein Grinsen verwandelte. Schließlich verschwand sie in entgegengesetzter Richtung im U-Bahn-Tunnel.
    Vor mich hin schimpfend, begann ich, mich durch die Menge zu kämpfen, immer bemüht, niemanden zu verletzen. Mir begegnete man weniger zuvorkommend. Die Leute rissen mich an den Haaren, versetzten mir Boxhiebe, und eine Frau verbiss sich sogar in mein Bein und wollte nicht mehr von mir ablassen, obwohl ich sie beim Rennen mitschleifte. Der erste Versuch, meine Verfolger mit vampirischer Gedankenkontrolle abzuschütteln, schlug fehl. Entweder machte ich etwas falsch, oder Cynthianas Zauber war zu mächtig. Als ich endlich freikam, hatte ich dank der im wahrsten Sinne des Wortes verbissenen Frau mein Jackett, den Schal und einige Stücke meiner Hose eingebüßt. Schließlich gelang es mir, die Flucht zu ergreifen, bevor der Rest des Mobs auch noch über mich herfallen konnte.
    Während ich auf die Haltestelle Crangasi zurannte, drückte ich den Knopf an meinem Hals. »Sie ist im Tunnel der Linie M1 verschwunden«, rief ich und stöhnte auf, als ich das abgerissene Kabel aus meiner Kevlar-Weste herausragen sah. Irgendwer hatte es zerfetzt. Ohne zu zögern drehte ich mich um und rannte in die Richtung, in die Cynthiana verschwunden war. Jetzt, wo ich Vlad nichts mehr über ihren Verbleib sagen konnte, würde sie womöglich entkommen, bevor seine Leute den U-Bahnhof erreichten.
    Mit schrillem Kreischen und gleißendem Licht raste ein Zug direkt auf mich zu. Ich sprang von den Gleisen auf den Wartungsgang neben der Tunnelwand, drückte mich ans Mauerwerk und hangelte mich weiter, so schnell es ging. Als der Zug vorbeifuhr, spürte ich, wie der Luftsog an mir riss, doch meine vampirischen Muskeln hielten mich an der Wand fest, als wäre ich angeklebt. Endlich konnte ich wieder auf die Gleise springen und dort durch den von meinen Augen in grünes Licht getauchten Tunnel weiterrennen.
    Wäre mein Sehvermögen nicht durch die Verwandlung geschärft gewesen, hätte ich den Durchlass in der gegenüberliegenden Tunnelwand verpasst, hinter dem sich ein weiterer Gang erstreckte. Kein Licht drang heraus, und die Wände waren nass, anscheinend aufgrund eines leckenden Wasserrohrs, sodass sich vor dem Eingang eine schmutzige Pfütze gebildet hatte. Offenbar ein ungenutzter Gang. Ich blieb unschlüssig stehen und blickte zwischen dem Durchlass und dem U-Bahn-Tunnel hin und her. Wohin würde ich mich an Cynthianas Stelle wenden?
    Als ich schmutzige Fußabdrücke ausmachte, die in den Gang führten, war die Sache klar. Ich überquerte die Gleise, schlüpfte durch die enge Öffnung und verzog das Gesicht, als mir ein Gestank in die Nase stieg, der mich vermuten ließ, dass der Gang von Obdachlosen als Unterschlupf genutzt wurde. Jetzt konnte ich Cynthianas Fährte nicht mehr wittern. Obwohl … Da war noch ein seltsam erdiges Aroma. War sie das? Wenn ja, sollte sie mal das Parfum wechseln.
    Als ich vor mir etwas hörte, das fast wie hastiges Scharren klang, begann ich schneller zu laufen. Waren Vlads Leute von der anderen Seite aus in den Gang eingedrungen und hatten Cynthiana geschnappt? Der enge Tunnel verzweigte sich, sodass ich nichts erkennen konnte. Für den Fall, dass Cynthiana mir mit gezückter Pistole auflauerte, um mir einen Kopfschuss zu verpassen, duckte ich mich, um ein Stück kleiner zu sein, als sie erwartete, und spähte um die Ecke.
    Hunderte von glühenden Augen schienen mich anzustarren. Das scharrende Geräusch wurde lauter. Außerdem hörte ich schrille Piepslaute, und schon kam eine wuselnde Masse aus grauem Pelz und scharfen Zähnchen auf mich zu.
    »Du Miststück!«, brüllte ich in den Gang hinein.
    Cynthiana war offenbar noch nicht am Ende ihrer Kunst angelangt. Jetzt schien es, als hätte sie jede einzelne Ratte in diesen Gängen verhext, um mich zu attackieren.
    Meinen Abscheu unterdrückend, begann ich, auf die wild gewordenen Tierchen zuzulaufen. Vampire können keine Tollwut kriegen , sagte ich mir im Geist immer wieder vor, während Dutzende von Nagern sich auf mich stürzten, als steckte ich in einem Fleischkostüm. In meinem Vorwärtsdrängen walzte ich einige von ihnen platt, aber immer neue fielen mit rasiermesserscharfen Zähnen und Klauen über mich her. Schmerzen erfassten so gut wie jeden Zentimeter meines

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