Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
in Worte zu fassen, »aber du weißt mehr, nicht wahr? Zum Beispiel, dass ich die Essenzen von Personen auf der Haut anderer spüren kann.«
Sie machte große Augen, und der Geruch, der von ihr ausging, nahm eine faulig süße Note an. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Der ganze Kerker stank danach. Angst.
Vlad merkte es ebenfalls. Der Ausdruck auf seinen fein gemeißelten Zügen veränderte sich. Aus eisiger Freundlichkeit wurde purer Granit.
»Wer ist es?«
Drei leise gesprochene Worte mit der vernichtenden Wirkung von tausend gebrüllten Drohungen.
Ich starrte Cynthiana an, erkannte den Hass und die Furcht in ihrem Blick, als ich näher kam.
»Weißt du, was ich mitbekommen habe, als ich das erste Mal eine telepathische Verbindung zu dir hatte? Du hast zu Shrapnel gesagt: Was immer sie ihm lebend wert ist, tot ist sie für uns weniger gefährlich. «
Ich stieß ein kurzes Auflachen aus. »Damals dachte ich, du hättest dich auf Vlad bezogen, aber es ging um deinen neuen Beschützer, nicht wahr? Er war an mir interessiert, und du wusstest bereits, wie an mich heranzukommen war.«
Ich warf Shrapnel einen Blick zu. »Cynthiana ist genau zu der Zeit wieder in dein Leben getreten, als ich Vlad kennengelernt habe, nicht wahr?«
Er wirkte bekümmert, sagte aber nichts. Vielleicht versuchte er noch immer, sie zu decken. Wahrscheinlicher aber war, dass sie ihn verhext hatte. Womöglich hatte er nicht aus freien Stücken Vlad betrogen und versucht, mich umzubringen.
Vlads sengend heiße Hand fuhr mir über den Arm, als er an mich herantrat, ohne mich anzusehen. Sein Blick war stur auf Cynthiana gerichtet.
»Dein Beschützer muss mächtig sein, sonst würdest du dich nicht mit ihm einlassen. Außerdem ist er mein Feind, sonst würde er nicht das Risiko eingehen, meinen Zorn zu erregen, indem er meine Exgeliebte benutzt, um eine andere zu entführen. Da bleiben nicht viele übrig. Noch weniger, wenn man bedenkt, dass er bereits Interesse an Leila hatte, bevor Shrapnel dir von ihren Fähigkeiten erzählt hat.«
Da blieben wirklich nicht mehr viele Verdächtige übrig. Mir selbst fiel eigentlich nur ein Name ein, und obwohl es mir unmöglich erschien, passte alles zusammen, bis hin zu Hannibals Auftrag, mich tot oder lebend zu ergreifen. Schon einmal hatte es ein Vampir auf mich abgesehen gehabt, und während Cynthiana mich lieber tot als lebendig gesehen hätte, schien ihr Beschützer in dieser Angelegenheit anderer Meinung zu sein.
Seltsam war nur, dass jeder außer Maximus und Vlad geglaubt hatte, um meine Fähigkeiten wäre es geschehen, als Hannibal mich entführt hatte. Cynthianas Beschützer hoffte entweder, dass sie zurückkehren würden … oder er hielt mich noch aus einem anderen Grund für eine wertvolle Geisel.
Nur ein Vampir hatte Vlads wahre Gefühle für mich bereits erahnt, ehe er sie sich selbst eingestanden hatte. Und ebendieser Vampir hatte auch versucht, meine Fähigkeiten gegen Vlad einzusetzen, bevor ich ihn überhaupt kennengelernt hatte. Im Prinzip war sogar er es gewesen, der uns zusammengebracht hatte, aber Mihaly Szilagyi war bereits vor Monaten im Feuer ums Leben gekommen.
Oder etwa doch nicht?
Ich trat noch einen Schritt näher an Cynthiana heran. Sie tobte in ihren Ketten, mit schnappenden Kiefern und die Augen grün lodernd, während sie ebenso boshafte wie nutzlose Drohungen ausstieß.
»Bring sie zum Schweigen und halte sie fest«, wies ich Vlad ruhig an.
Er packte Cynthianas Kiefer mit eisernem Griff, bevor ich das letzte Wort aussprechen konnte. Sein zweiter Arm schloss sich so heftig um ihre Mitte, dass ich mehrere Rippen brechen hörte. Aber im Gegensatz zu den Schmerzen, die ich hatte aushalten müssen, als Shrapnel mir den Brustkorb zerquetscht hatte, würden ihre in Sekundenschnelle vergehen, und sie würde geheilt sein. Es sei denn, sie setzte sich weiter zur Wehr.
Mit geschlossenen Augen berührte ich sie noch einmal, froh darüber, dass meine Fähigkeiten mich die schlimmste Sünde einer Person nur einmal erleben ließen. Ich begann, ihren Körper nach weiteren Essenzspuren abzusuchen.
Da, auf ihrem Oberarm. Eine ganz frische zornige Spur, die ich sofort als Vlads erkannte. Meine Hand wanderte weiter und erspürte eine zweite Essenzspur in ihrem Nacken. Ich konnte nicht erkennen, wer sie hinterlassen hatte, also arbeitete ich mich zu ihrem Gesicht vor, die wütenden Laute ignorierend, die sie ausstieß, während ich sie abtastete.
Jemand, der sie liebte,
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