Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
ihn.
Er setzte mich ab, stieß die restlichen Ratten weg, die sich in meinen Rücken verbissen hatten, und zertrat sie.
»Ich habe Silbermesser zusammengeschmolzen und sie ihr in den Mund gesteckt.«
Manchmal liebte ich seine dunkle Seite wirklich.
»Warum hast du nicht an der Haltestelle Crangasi gewartet?«, wollte er wissen und packte mich bei den Schultern, nachdem ich noch die letzten Ratten losgeworden war.
»Sie hat die Pendler verhext, damit sie mich angreifen, und dabei ist ein Kabel gerissen. Ich konnte dir also nicht sagen, wohin sie geflohen ist, da habe ich mich an ihre Fersen geheftet.«
»Warum?«, fragte er jetzt noch drängender.
Ich stutzte. »Weil sie sonst entkommen wäre.«
Er packte mich fester, während eine Welle der Frustration und eine andere, viel stärkere Emotion über mich hinwegfegten.
»Als ich gehört habe, dass du von Ghulen angegriffen wirst, wollte ich nur noch rechtzeitig bei dir sein. Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mir wichtiger bist als meine Rache? Ich kann damit leben, dass ich meine Feinde nicht bezwinge, aber ich kann nicht ohne dich leben.«
Bevor ich etwas darauf sagen konnte, riss er mich an sich, presste seine Lippen auf meine und küsste mich stürmisch. Ich vergaß, dass ich voller Blut, Schmutz und Rattenfell war. Kümmerte mich nicht um die vielen Leute, die uns zusahen, und auch um nichts sonst. Ich erwiderte seinen Kuss mit all der Erleichterung, die ich darüber empfand, dass ich noch am Leben war. Jetzt, da der Kampf vorüber war, drängte all meine unterdrückte Furcht an die Oberfläche und erinnerte mich daran, dass ich dicht davor gewesen war, alles zu verlieren. Vlad hatte recht. Unsere Feinde würden kommen und gehen, Schlachten gewonnen oder verloren werden, aber was wir hatten, war wichtiger. Alles andere war beliebig.
Als er sich schließlich von mir löste, kullerten mir dicke Tränen über die Wangen. »Ich liebe dich«, flüsterte ich.
Er wischte mir die Tränen weg, während ein sardonisches Lächeln um seine Mundwinkel spielte. »Und ich liebe dich, weshalb ich dich auch in unserem Haus einsperren werde, sobald wir zurück sind.«
Ich stieß ein schluchzendes Auflachen aus. »Brauchst du nicht. Ich will gar nicht mehr weg.«
Dann betastete ich meine Kevlar-Weste, die als einziges Kleidungsstück heil geblieben war.
»Das war eine gute Idee. Als Geheimagentin wäre ich eine Niete. Cynthiana hatte mich kaum entdeckt, da hat sie auch schon angefangen, auf mich zu feuern.«
Das Lächeln, das er mir schenkte, erinnerte mich an das Feuer, das ein so integraler Bestandteil seines Charakters war – faszinierend und doch todbringend, vernichtend und doch voller Leben.
»Ihre Entschlossenheit, dich zu töten, ist ihr zum Verhängnis geworden. Indem sie die Ghule in den Tunneln in hirnlose Tötungsmaschinen verwandelt hat, hat sie sich selbst den Fluchtweg abgeschnitten, sodass sie mir direkt in die Arme gelaufen ist.«
Ich drehte mich um und sah Cynthiana an, während eine Kälte in mir aufstieg, die ich mir nie zugetraut hätte. »Zeit, sie heimzuschaffen, und ich hoffe, du hast schon einen Pfahl mit ihrem Namen drauf bereitstehen.«
46
Ein paar von Vlads Männern blieben zurück, um sicherzustellen, dass kein Ghul das Feuer überlebt hatte und sich in die Metrostationen aufmachte, um nichtsahnende Pendler anzufallen. Wir Übrigen kehrten via Helikopter zu Vlads Anwesen zurück. Kaum waren wir gelandet, folgte ich ihm und Cynthianas Bewachern in den Kerker. Der Rattenangriff würde mir zwar noch Alpträume bescheren, und auf eine Dusche war ich so versessen wie Rumpelstilzchen auf das Kind der Königin, aber ich würde jetzt nicht schlappmachen.
Im Kerker wies Vlad die Wachen an, Cynthiana an den großen Monolithen zu ketten. Dann ließ er von der anderen Seite aus Shrapnel hereinführen und neben ihr anketten. Er hatte sein Bestes getan, um mich umzubringen, und doch bekam ich unwillkürlich Mitleid mit ihm, als ich sah, was für ein unglückliches Gesicht er machte, als er Cynthiana erblickte. Der allerdings schien das traurige Los ihres Partners keine Gewissensbisse zu bescheren. Sie wirkte sogar eher genervt, als sie ihn ansah.
»Er war wirklich nur eine Marionette für dich, oder?«, fragte ich angewidert.
Natürlich antwortete sie nicht. Obwohl sie mit einem Silberknebel im Mund im Kerker saß und einer wahrhaft schauerlichen Zukunft entgegensah, wirkte Cynthiana nicht eingeschüchtert. Sie maß mich mit einem Blick,
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