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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh , Nailini
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geändert.“
    Das hatte ihm die Möglichkeit gegeben, von der Bildfläche zu verschwinden, die Medienmeute abzuschütteln. Im Laufe der Jahre war er wirklich zu seinem Namen geworden. „Wir können später darüber reden, wie du mich gefunden hast“, sagte er und ein kaltes Feuer brannte in seinen Eingeweiden. „Sag mir erst, warum du meine Hilfe brauchst.“
    „Wenn du mir Angst einjagen willst, hast du damit Erfolg. Aber ich werde nicht davonlaufen.“
    Ihre zur Schau gestellte Tapferkeit erinnerte ihn wieder an das Mädchen, das sie einst gewesen war. Am ersten Tag hatte sie mit großen Augen furchterfüllt neben ihm gesessen, sich aber trotzig geweigert, ihn zu verlassen, bevor der Krankenwagen eingetroffen war. „Warum denn nicht?“, fragte er und flüchtete sich wieder in Sarkasmus. „Im Davonlaufen bist du doch gut.“
    Sie sah zu den Baumwipfeln hoch und atmete tief durch, als müsse sie ihre Wut zurückhalten. Clay fragte sich, ob sie damit Erfolg haben würde. Seine Tally war immer sehr ruhig gewesen… außer bei ihm. Nur er hatte gewusst, dass sie weder besonders schüchtern noch zurückhaltend war. Das Mädchen war temperamentvoll wie Dynamit. Fing leicht Feuer und explodierte.
    „Es verschwinden Kinder– nicht nur hier, sondern im ganzen Land“, sagte sie nun voller Zorn, der sich jedoch nicht gegen ihn richtete. „Zuerst hielt man sie für Ausreißer, aber ich kannte ein paar von ihnen. Die hätten das nie gemacht.“ Sie zog die Schultern hoch. „Jetzt habe ich Beweise, dass ich recht hatte, und wünsche mir jede Nacht, es wäre nicht so.“ Ihre Stimme brach.
    „Erzähl mir mehr.“ Er konnte es nicht ertragen, wenn sie litt, das hatte er nie gekonnt, und höchstwahrscheinlich würde das auch immer so bleiben. Diese vertraute Fremde, diese Frau, die in ihm eine Bestie sah, rührte sein Herz. Es war einfach nicht zu glauben.
    „Vor zwei Wochen haben sie Mickeys Leiche gefunden.“ Eine Träne lief ihr über die Wange. Sie wischte sie mit einer wütenden Geste fort. „Er war elf und gescheit, so unglaublich gescheit, er konnte sich an alles erinnern, was er je gelesen hatte.“
    „Genau wie du.“
    „Stimmt. Seine Mutter hatte ihn allerdings nicht als Baby irgendwo abgelegt. Aber er hatte das Pech, dass sie ein Faible für gewalttätige Männer hatte.“ Talin verzog das Gesicht zu einem freudlosen Lächeln. „Er war eines meiner Kinder, Clay. Ich hatte versprochen, mich um ihn zu kümmern, wenn er dafür jeden Tag zur Schule gehen würde.“ Sie zitterte, und die Fingerknöchel ihrer geballten Fäuste wurden weiß. „Man hat ihn totgeschlagen. Jeder einzelne Knochen war gebrochen. Die Schweine haben sein Gesicht quasi pulverisiert– als wollten sie ihn auslöschen.“
    Wut kochte in ihm hoch. Er dachte an die Kinder in seinem Rudel und daran, was er demjenigen antun würde, der es wagte, ihnen wehzutun. „Ein Liebhaber seiner Mutter?“
    „Hätte ich auch vermutet, wenn Mickey nicht auf einer Jugendfreizeit gewesen wäre, als sie ihn wegholten. Und es ist auch nicht bei diesem einen Kind geblieben.“ Ihre Stimme klang, als hätte sie zerbrochenes Glas in der Kehle. „In dieser Woche sind zwei weitere Leichen aufgetaucht. Und mindestens noch ein weiteres Kind wird vermisst.“
    Der Leopard in ihm wollte zu ihr gehen, obwohl er immer noch wütend und verletzt war und ihr plötzliches Auftauchen ihm einen Schock versetzt hatte. Er wollte sie in die Arme nehmen. Körperlicher Kontakt, heilendes Mitgefühl, war die Reaktion der Gestaltwandler in solchen Fällen, das hatte man ihm beigebracht, nachdem ihn die Leoparden aufgenommen hatten. Aber Talin hatte Angst vor ihm. Das hatte sie ihm deutlich zu verstehen gegeben, und der scharfe Schmerz darüber brannte immer noch in seiner Seele. Der Mann in ihm war sich nicht sicher, ob er eine weitere Verletzung riskieren wollte. Er nahm seine Instinkte als Tier zurück und trat aus dem Schatten. „Willst du, dass ich dich in den Arm nehme und tröste, Talin?“
    Bei dieser direkten Frage machte sie große Augen, dann nickte sie kurz. Etwas in ihm wurde ganz ruhig, abwartend. „Dann komm zu mir.“
    Der ganze Wald schien in sich zu erstarren, die Kreaturen der Nacht wussten, dass ein Leopard auf der Lauer lag.
    „Oh Gott, Clay.“ Ihre Arme legten sich um ihn, ihre Wange presste sich an sein weißes Baumwoll-T-Shirt.
    Er wagte kaum zu atmen, als er sie ebenfalls umarmte, sehr bewusst ihren warmen, ihm vertrauten Körper wahrnahm und

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