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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh , Nailini
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beistehen.“
    Seine Wortwahl überraschte sie. „Mein Rudel? Nein, das glaube ich nicht. Ich– ich war eher ein Gast. Habe mich selbst dazu gemacht und die Familie mit sechzehn verlassen, nachdem ich ein Vollstipendium bekommen hatte.“ Selbst den Namen hatte sie abgelegt, als sie erwachsen geworden und genug Zeit vergangen war, um ihre Spuren zu verwischen, sodass Clay die losen Enden nicht miteinander verknüpfen und sie finden konnte. „Ich habe sie nie an mich herangelassen.“
    „Warum nicht?“
    „Lässt du dein Rudel an dein Herz?“, fragte sie in dem verzweifelten Versuch, mehr über sein neues Leben, seine neue Welt, zu erfahren. Jahre der Sehnsucht begegneten sich in diesem einen Augenblick.
    „Die DarkRiver-Leoparden adoptieren einen auf ihre Art und Weise, selbst wenn man es nicht will“, knurrte er. „Wenn ich leide, helfen sie mir. Sie würden sogar für mich töten.“
    Die Gewalt, die in diesen Worten zum Vorschein kam, jagte ihr Schauer über den Rücken. Aber es lag auch etwas Verführerisches in dieser Loyalität. Andere Bindungen kamen ihr in den Sinn. „Hast du… bist du mit jemandem aus dem Rudel zusammen?“
    Er rührte sich nicht. „Du riechst nicht nach einem Partner.“
    „Ich?“ Vor Überraschung klang ihre Stimme ganz hoch. „Nein. Ich– gar nicht.“
    Er schwieg.
    Sie räusperte sich. „Ich will mich nicht in eine Beziehung drängen, indem ich dich in meine Probleme hineinziehe.“
    „Meine Beziehungen kannst du ruhig mir überlassen.“
    Ihr wurde plötzlich schlecht. „Schön.“
    Clay wartete. Das Gefängnis war die Hölle gewesen, aber er hatte dort gelernt, seine Gefühle zurückzuhalten, sich die Wut aufzusparen, bis er sie brauchen konnte– und dann als Waffe zu benutzen. Die Wissenschaftler der Medialen, die das Verhalten „gefangener Tiere“ beobachten wollten, waren ungewollt seine Lehrmeister gewesen.
    Zu der Zeit war er der einzige Raubtiergestaltwandler gewesen, der eine längere Strafe zu verbüßen hatte– die Rudel straften ihresgleichen normalerweise ohne die Einmischung von Polizeikräften. Aber Clay war kein Mitglied eines Rudels gewesen und hatte dazu bei seinem Verbrechen die Grenzen zwischen den Arten überschritten und einen Menschen getötet.
    Doch statt ihn genaueren Untersuchungen zu unterziehen, aus denen sie Dinge gelernt hätten, die ihnen im kalten Krieg gegen die Gestaltwandler einen Vorteil verschafft hätten, hatten die Medialen ihn wie eine Kuriosität behandelt, wie ein Tier hinter Gittern. Und das Tier hatte beobachtet und gelernt. Nun richtete er seine Aufmerksamkeit auf Talin, die von einem Bein auf das andere trat und die Arme wieder um ihren Oberkörper geschlungen hatte.
    „Ich arbeite in San Francisco in einem Projekt mit Kindern und Jugendlichen“, sagte sie übergangslos. „Seit meinem Abschluss habe ich in diesem Bereich gearbeitet. Aber erst seit Anfang des Jahres bin ich hier, vorher war ich in New York.“
    „Schwebt eins von ihnen in Gefahr?“ Seine Wut flammte wieder auf, als ihm klar wurde, dass sie schon seit fast drei Monaten in seinem Territorium war. Immer wieder hatte er in dieser Zeit ihre Witterung in Chinatown oder an der Fisherman’s Wharf aufgenommen, aber letztlich vor einer Fremden gestanden; er hatte gedacht, es seien Anzeichen für einen Absturz in den Abgrund.
    „Nicht auf diese Weise.“ Sie ließ die Arme sinken und sah ihm in die Augen, die wieder glühten. „Clay, bitte. Hör auf, die Katze zu spielen, und komm näher, damit ich dein Gesicht sehen kann.“
    „Nein.“ Er war noch nicht bereit, ihr irgendetwas von sich zu geben. „Wusstest du, dass ich auch in der Stadt war?“
    „Zuerst nicht. Ich hatte keine Möglichkeit, mich auf die Suche nach dir zu machen, nachdem du entlassen worden warst.“ Sie fuhr mit der Fußspitze über Grasbüschel. „Aber vor ein paar Wochen habe ich dich plötzlich gesehen. Hat mich fast verrückt gemacht– ich dachte, ich halluziniere, stellte mir bloß vor, wie du vielleicht als Erwachsener ausgesehen haben würdest.“
    Er antwortete nicht, hing immer noch seinen eigenen Gedanken nach.
    Talin stieß einen Seufzer aus. „Ich schwöre–“ Zähne knirschten aufeinander. „Dann ging ich noch einmal an die Stelle, an der ich dich gesehen hatte– es war das Hauptquartier der DarkRiver-Leoparden–, und stellte im Internet Nachforschungen an. Ich war mir immer noch nicht sicher– es gab kein Foto von dir, und du hattest deinen Nachnamen in Bennett

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