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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh , Nailini
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abgesehen hat. Es fühlt sich nicht so an, Clay.“
    „Hast wohl immer noch diese Ahnungen, hm?“
    Sie zuckte die Achseln, ihr war nicht ganz wohl bei diesem Thema. „Die sind nichts wert. Ich spüre nur, dass etwas nicht stimmt. Weibliche Intuition. Nutzt niemandem etwas.“
    Dieselben Ahnungen hatte sie bei Orrin gehabt, der ein ganz besonders guter Pflegevater sein sollte. Sie hatte den Fehler begangen, ihrem damaligen Sozialarbeiter ihre Vorahnungen mitzuteilen, und er hatte ihr eine Ohrfeige gegeben.
    Du solltest dich glücklich schätzen, dass seine Frau und er so ein Stück Dreck wie dich überhaupt haben wollen. Wenn’s nach mir ginge, würde ich dich im Waisenhaus verrotten lassen.
    Jetzt wusste sie, dass dieser Sozialarbeiter völlig daneben gewesen war, man hätte ihm nie jemanden anvertrauen sollen. Aber damals, fünf Wochen vor ihrem dritten Geburtstag, hatte sie ihm jedes Wort geglaubt. Sie konnte nirgendwo hingehen, sich an niemand anderen wenden. Deshalb hatte sie ihre Gefühle von da an bei sich behalten… und auch alles andere, was ihr zugestoßen war.
    Sie wollte die Schrecken der Vergangenheit nicht wieder aufleben lassen, richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart, indem sie die Tropfen auf Clays Bierflasche zählte. „Du hast gesagt, du würdest ihn finden– den Mann, der das tut.“
    „Ja.“
    Sie sah in seine unbeschreiblich grünen Augen. Ein Wald, dachte sie, sie hatte immer einen Wald in seinen Augen gesehen, sein Geschenk der Freiheit für sie. „Warum nimmt man eigentlich automatisch an, dass nur Männer schlimme Dinge tun? Frauen können genauso böse und verderbt sein.“
    „Delia ist noch im Gefängnis.“ Seine Hand schloss sich fest um die Bierflasche. „Nicht lange nach meiner Verhaftung haben sie die Leichen gefunden, die Orrin und sie im Hinterhof vergraben hatten. Sie hatten so viele Beweise, dass sie im Gefängnis bleiben wird, bis die Totengräber sie hinaustragen.“
    „Ich weiß.“ Zu Anfang hatte sie im Nest der Larkspurs ständig Albträume gehabt, in denen Delia sie zurück zu Orrin gezerrt hatte. Er saß auf dem Bett und wartete auf sie, ein verfaulender Leichnam, bei dem aus jeder Öffnung Maden krochen. Die Träume hatten sie verfolgt, bis Ma Larkspur sie eines Nachts zusammengekauert im Bad entdeckt hatte. Sie war sofort ins Internet gegangen und hatte Material heruntergeladen, das Delia gefesselt auf dem Weg ins Gefängnis zeigte. Einen Monat lang hatte sich Talin die Bilder immer wieder angesehen. „Sie haben Aufnahmen von den Morden gefunden, wusstest du das?“
    „Mein Anwalt hat es mir erzählt.“ Er hielt ihrem Blick stand, kalt und abwartend, aber mit einem heißen Herzen. „Haben sie dich mit diesen Aufnahmen terrorisiert?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das waren ihre geheimen Freuden– ich habe nur gehört, wie sie sich das Zeug spätnachts angeschaut haben.“ Während sie in ihrem Zimmer eingeschlossen war. Noch lieber hatten sie Talin in der Strafkammer eingeschlossen, aber bald herausgefunden, dass es noch größere Qualen hervorrief, wenn sie das Mädchen ein paar Wochen nicht bestraften und herumlaufen ließen– völlig im Ungewissen darüber, wann sie wieder in das dunkle, dumpfe Loch gesteckt wurde.
    „Niemand weiß, wie viele Kinder sie ermordet haben“, sagte sie und schloss die Tür zu ihren trostlosen Erinnerungen. „Sie haben es schlau angestellt. Haben nur ein paar der Pflegekinder genommen. Die anderen waren Ausreißer.“ Ohne Vorwarnung brach der Damm. „Sie hätten dich nie ins Gefängnis stecken dürfen! Du hast der Welt einen Dienst erwiesen, indem du sie von Orrin befreit hast.“
    Clay zuckte die Achseln. „Richter White hat mich vor die Wahl gestellt: entweder Strafanstalt für Jugendliche mit einem Kurs für Gewalttäter und Schulbesuch oder geschlossene Psychiatrie.“
    „Psychiatrie? Warum das denn?“
    „Er hatte erkannt, dass ich ein Problem mit meiner Wut hatte, und als guter Mensch wollte er mich in Sicherheit bringen, bevor ich vollkommen ausrastete.“ Clay nahm einen letzten Schluck Bier. „Ich wusste, dass ich verrückt werden würde, wenn sie mich in ein kleines weißes Zimmer sperrten. Der Knast lag wenigstens außerhalb der Stadt und bot viele Möglichkeiten für Jungen. Wir konnten herumlaufen und uns körperlich austoben.“
    „Aber es gab Zäune“, flüsterte sie.
    Er kniff die Augen zusammen. „Du sagst das so, als wärst du da gewesen.“
    Sie zerpflückte systematisch

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