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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh , Nailini
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spürte, wie sein Hemd feucht wurde.
    Sie war so klein, so verdammt zerbrechlich, hatte menschlich zarte Haut und leichte Knochen. Die Medialen waren im Vergleich zu den Gestaltwandlern auch zerbrechlich, aber sie konnten dies mit ihren geistigen Kräften ausgleichen. Den Menschen fehlten diese Kräfte. Eine Welle von Beschützerinstinkten erfasste ihn.
    „Schsch, Tally.“ Er nannte sie bei ihrem Kosenamen, denn in diesem Augenblick war sie ihm wieder nahe. Ihr Herz war immer viel zu groß für ihren Körper gewesen, hatte den Schmerz der anderen gefühlt und den eigenen hintangestellt. „Ich werde das vermisste Kind finden.“
    Sie schüttelte den Kopf an seiner Brust. „Es ist zu spät. Es sind schon drei Leichen. Jonquil ist wahrscheinlich auch tot.“
    „Dann finde ich den, der ihnen das angetan hat, und sorge dafür, dass er damit aufhört.“
    Sie erstarrte in seinen Armen. „Ich bin nicht gekommen, um dich zum Mörder zu machen.“
     
    4
    „Ich bin ein Mörder“, sagte er, denn er wollte nicht zulassen, dass sie vor dieser Tatsache die Augen verschloss. „Ich bin ein Gestaltwandlerleopard, in meiner Welt ist Töten ein akzeptiertes Mittel, um das Rudel zu schützen.“
    „Ich gehöre nicht zu deinem Rudel.“
    „Nein.“ Warum wollte er ihr dann helfen? Erst recht, nachdem sie so deutlich gesagt hatte, was sie von ihm hielt? „Aber kein Kind sollte auf diese Weise sterben.“
    Ein kurzes Schweigen. „Danke.“ Sie ließ ihn los. „Du bist so stark geworden.“
    „Im Vergleich zu dir war ich schon immer stark.“ Aber nun könnte er sie ohne große Anstrengung mit einem Biss in der Mitte durchbeißen. Dieser ungeheuren Kräfte wegen hatte er sich stets von Menschenfrauen ferngehalten. Für den seltenen Sex hatte er sich Gestaltwandlerinnen gesucht. Er war, wie er war. Zärtlichkeit lag ihm nicht im Blut. „Es sei denn, du hättest dir Muskeln zugelegt, von denen ich nichts sehen kann.“
    Sie lachte, warm und verführerisch weiblich. „Ich bin immer noch ein Knirps, aber du– bist ein Leopard geworden.“
    Er wusste, was sie meinte. Sie hatte ihn als zornigen Jungen kennengelernt, der in der klaustrophobischen Enge ihres Wohnblocks lebte. Das hatte den Leoparden in ihm erstickt und ihn im Innersten verletzt. Er hatte sich nicht einmal verwandeln können, ohne dass die Leute gleich die Polizei gerufen hatten, um ein entlaufenes Tier einzufangen. Und Isla hatte es nie ertragen können, wenn ihr Sohn Leopardengestalt annahm.
    „Bist du glücklich in dem Rudel?“, fragte Talin.
    „Es bedeutet meine Familie für mich und meine Freunde.“ Loyalität zählte für Clay mehr als alles andere. Sie akzeptierten ihn, so wie er war, machten sich nichts daraus, dass er lieber allein umherstreifte, und boten ihm gleichzeitig ihr Haus und ihre Freundschaft an.
    „Wer war denn der blonde Mann vorhin?“
    Er wurde steif. „Dorian ist auch ein Wächter.“ Ein sehr gutaussehender, wenn man den meisten Frauen Glauben schenkte.
    „Ihr wart beide ziemlich grob zu den Jungen.“
    „Sie hatten es auch verdient. Sie waren ordentlich betrunken und haben die ganze Bar demoliert.“
    „Ihr wart also gekommen, um sie nach Hause zu bringen?“ Er hörte an ihrer Stimme, dass sie lächelte. „Ihr passt aufeinander auf. Euer Rudel, meine ich.“
    „Ich werd ihnen ordentlich die Hölle heißmachen, wenn sie wieder nüchtern sind. Wir sind schließlich nicht die Schweizer Familie Robinson.“ Das konnten sie sich nicht leisten, vor allem jetzt nicht, da der Rat der Medialen die DarkRiver-Leoparden und die SnowDancer-Wölfe und damit die einzigen Gestaltwandlerrudel auslöschen wollte, die es wagten, sich gegen ihn zu stellen.
    Da war auf einmal ein Knurren zu hören.
    „Hast du Hunger, Tally?“
    Sie nickte, lehnte sich aber weiter an ihn. „Ich habe den ganzen Tag nichts gegessen, weil ich so aufgeregt wegen unseres Treffens war.“
    „Wenn ich nicht wieder beleidigt sein soll“, fuhr er sie an, „solltest du damit aufhören, mir dauernd zu sagen, wie viel Befürchtungen ich in dir auslöse.“
    „Es ist aber so.“ Damit hatte er offensichtlich nicht gerechnet. Seine Muskeln spannten sich an. Dann knurrte er, das tiefe Grollen vibrierte wie tausend kleine Nadelstiche in ihrer Wirbelsäule.
    „Hör auf damit, oder ich beiße dich, dann hast du endlich etwas, worüber du dir Sorgen machen kannst.“
    Talins Augenlider zuckten. „Das würdest du nicht tun.“ Oder etwa doch?
    „Du kannst es ja

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