Im Feuer der Nacht
denn?“
„Du lebst mit einer Frau zusammen?“
Clay verzog das Gesicht. „Geht dich nichts an.“
„Sag das Faith– sie hat an dir einen Narren gefressen.“ Der Jaguar klang amüsiert. „Sie glaubt, du brauchtest Schutz. Ungefähr so viel wie ein Pitbull, hab ich ihr gesagt.“
„Danke.“ Das war ehrlich gemeint. Denn ganz egal, was Talin auch behauptete, sie war sehr besitzergreifend, was ihn anging, und würde nicht gerade begeistert reagieren, wenn sich eine andere Frau einmischte.
Clay unterbrach die Verbindung und ging zum Hauptquartier der DarkRiver-Leoparden, das sich in einem mittelgroßen Bürogebäude nahe Chinatown befand. Lucas würde sich heute dort aufhalten– es fand ein Treffen mit den Leitern eines von Menschen geführten Unternehmens statt. Clay hätte eigentlich daran teilnehmen sollen, da er die Bauleitung hatte.
Lucas’ Assistentin Ria saß an ihrem Schreibtisch im Vorzimmer.
„Ist er zu sprechen?“
Sie lächelte Clay an. „Das Treffen ist vor ein paar Minuten zu Ende gegangen.“
„Danke.“ Er klopfte kurz an die Tür und trat ein, denn Lucas hatte bestimmt schon seine Witterung aufgenommen.
Lucas saß auf einem der schwarzen Kunstledersofas, die für Kunden bereitstanden. „Setz dich, ich esse noch rasch auf.“
Clay setzte sich Lucas gegenüber, konnte sich aber nicht recht konzentrieren, denn er dachte an Talin und was es für sie bedeuten würde, wenn sie den Jungen nicht rechtzeitig fanden.
„Hier.“ Lucas warf ihm einen Apfel zu.
Er fing ihn reflexartig auf und biss hinein. „Es ist, als habe sich dieses Kind in Luft aufgelöst.“ Clay war einer der geduldigsten Jäger im Rudel, aber heute war er mit seiner Geduld am Ende.
„Was hast du herausgefunden?“ Lucas hatte sein Sandwich aufgegessen und griff nach einer Flasche mit Wasser.
Clay berichtete von seinen Nachforschungen, dann sah er zur Tür. „Nate ist da.“
Es klopfte kurz, dann trat der Wächter ein. Seine Augen leuchteten auf, als er das Essen sah. „Ich bin am Verhungern. Konnte draußen nichts Vernünftiges finden.“
„Weil du Tamsyns Kochkünste gewohnt bist.“ Lucas schob Nate die Platte mit den Broten zu.
„Ich muss dir auch noch etwas über die Ratten erzählen.“ Clay aß seinen Apfel und berichtete, was ihm Teijan erzählt hatte.
„Was hältst du davon?“, fragte Lucas.
„Ich glaube, er meint es ernst.“ Clay griff nach den Crackern. „Er hat schon bei unserem letzten Gespräch eine Andeutung darüber gemacht, aber ich habe ihm gesagt, wir ließen uns nur auf einen vollständigen Pakt ein.“ Einen Pakt, kein wirkliches Bündnis, denn die Ratten hatten nicht so viel Macht wie die Leoparden. Ein Bündnis hatte das Rudel nur mit den SnowDancer-Wölfen. Mit einem Pakt erkannte das unterlegene Rudel die Dominanz des stärkeren an, und dieses versprach im Gegenzug, die notwendige Unterstützung bereitzustellen.
„Er wird zu mir kommen müssen.“ Lucas stellte Nate Wasser hin und schob eine andere Flasche Clay zu. „Wenn ich in die Unterwelt ginge, wäre das ein Zugeständnis. Schick Barker mit der Nachricht zu ihnen.“
„Ich kümmere mich darum“, sagte Nate, der gerade in einen Cracker gebissen hatte. „Wenn das klappt, haben wir ein ganzes Netzwerk von Spionen. Wenn ich bloß daran denke, wie ich mich mit dir wegen der Ratten gestritten habe, als wir damals die Stadt übernommen haben!“
Lucas zuckte die Achseln. „Kalkuliertes Risiko. Hätte auch schiefgehen können, wenn die Medialen herausgefunden hätten, dass da unten jemand haust. Haben sie aber nicht. Das ist unser großer Vorteil. Wir sollten uns für heute Abend verabreden, um eine endgültige Entscheidung zu treffen. Bei mir.“
„Lieber bei Nate“, sagte Clay. „Ich kann Talin nicht allein lassen.“ Und man traute ihr noch nicht genug, um ihr das Versteck des Alphapaars zu zeigen. Clay hatte sie nur zu Tammy mitgenommen, weil dieser Ort vielen Leuten bekannt war. Darum wurde das Haus auch rund um die Uhr bewacht, wovon die meisten Besucher allerdings nichts wussten.
„Habe nichts dagegen“, sagte Nate. „Die Kinder sind heute Abend sowieso bei ihren Großeltern.“
„Talin kann aber nicht an unserem Treffen teilnehmen.“ Lucas sah Clay an. „Ist das in Ordnung?“
„Sicher“, sagte Clay, aber der Leopard zeigte seine Krallen. Er wollte, dass Talin bedingungslos vom Rudel akzeptiert wurde– eine unerfüllbare Forderung. Mehr denn je mussten die Leoparden sehr genau darauf achten, mit
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