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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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ihm war sie nun ihrem Waterloo begegnet, setzte den Kampf aber noch hartnäckiger und unermüdlicher fort als Napoleon. Denn sie war fest entschlossen, ihn, den Jüngsten aus ihrem Stall, angemessen verheiratet zu sehen, und sie war darauf eingerichtet, nichts unversucht zu lassen, um ihr Ziel zu erreichen - mit welchen Mitteln auch immer sie kämpfen musste.
    Obwohl er übrig geblieben war, betrachtete er sich nicht als Kandidat ihrer Machenschaften in Sachen Ehestiftung, wollte sich ihr nicht auf Cothelstone Castle ausliefern. Was, wenn es schneite und er nicht die Flucht ergreifen konnte?
    Rat-a-tat-tat. Unüberhörbar zerriss das Geräusch die behagliche Stille.
    Als Barnaby den Blick zur Wohnzimmertür schweifen ließ, stellte er fest, dass er eine Kutsche auf dem Kopfsteinpflaster gehört hatte. Die ratternden Räder waren vor seinem Anwesen stehen geblieben. Er lauschte Mostyns gemessenem Schritt am Wohnzimmer vorbei zur Haustür. Wer wollte ihn um diese Stunde - es war bereits nach elf, wie ein rascher Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims ihm verriet - noch besuchen? Und in einer solchen Nacht? Jenseits der schweren Vorhänge vor den Fenstern herrschte finstere Dunkelheit, denn undurchdringlicher kalter Nebel waberte durch die Straßen, verschluckte die Häuser und verwandelte die vertrauten Ansichten in unheimliche und gespenstische Gebilde.
    In einer solchen Nacht würde sich niemand ohne guten Grund nach draußen wagen.
    Gedämpfte Stimmen drangen an sein Ohr. Es schien, als versuchte Mostyn den Besuch zu hindern, die Ruhe seines Herrn zu stören.
    Plötzlich schwiegen die Stimmen.
    Ein paar Sekunden später trat Mostyn ein und schloss die Tür sorgfältig hinter sich. Nach einem kurzen Blick auf die dünnen Lippen seines Dieners und dessen bemüht ausdruckslose Miene wusste Barnaby, dass der Mann den Besuch, wer auch immer es sein mochte, nicht billigte. Aber noch bemerkenswerter als Mostyns Missbilligung war die logische Voraussetzung, dass dessen Versuch, den Ankömmling abzuweisen, sichtlich gescheitert war -und zwar schnell und gründlich.
    »Eine ... Lady möchte Sie sehen, Sir. Eine Miss ...«
    »Penelope Ashford.«
    Der klare und entschlossene Tonfall ließ Barnaby und Mostyn den Blick zur Tür wenden, die jetzt weit offen stand und eine Lady in einem dunklen, strengen, aber doch modischen Umhang zu erkennen gab. Ein Muff aus Zobel baumelte am Handgelenk, und die Hände waren in pelzgesäumte Lederhandschuhe gehüllt.
    Der üppige mahagonibraune Haarknoten am Hinterkopf glänzte, als sie mit einer Würde und Selbstsicherheit durch den Raum schritt, die ihre gesellschaftliche Stellung noch deutlicher und unmissverständlicher betonten als die zarten und typisch aristokratischen Gesichtszüge. Gesichtszüge, in denen sich die lebhafteste Entschlossenheit ebenso spiegelte wie ein unbezwingbarer Wille, sodass die Kraft ihrer Persönlichkeit ihr wie eine Woge den Weg zu bahnen schien.
    Mostyn trat zurück, als sie sich näherte.
    Barnaby ließ sie keine Sekunde aus den Augen, als er ohne jede Hast seine überkreuzten Füße nebeneinanderstellte und sich erhob. »Miss Ashford.«
    Ein außergewöhnliches Paar dunkelbrauner Augen, eingefasst von einer fein gearbeiteten goldumrandeten Brille, fixierte sein Gesicht. »Mr. Adair. Wir sind uns vor beinahe zwei Jahren begegnet. Morwellan Park. Im Ballsaal, bei Charlies und Sarahs Hochzeit.« Zwei Schritte vor ihm blieb sie stehen und musterte ihn so aufmerksam, als wolle sie sein Gedächtnis prüfen. »Wir haben uns kurz unterhalten, falls Sie sich erinnern.«
    Sie bot ihm nicht die Hand. Barnaby schaute hinunter in das Gesicht, das sie ihm entgegenhob - ihr Kopf reichte kaum bis zu seiner Schulter -, und stellte fest, dass er sich überraschend gut an sie erinnern konnte. »Sie hatten gefragt, ob ich derjenige bin, der Verbrechen nachgeht.«
    Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ja. Das stimmt.«
    Barnaby blinzelte, er war ein wenig atemlos. Denn er konnte sich, wie er feststellte, nach all den Monaten tatsächlich noch daran erinnern, wie ihre schmalen Finger sich in seinen angefühlt hatten. Sie hatten sich nur flüchtig die Hand gegeben; trotzdem stand ihm die Szene glasklar vor Augen, prickelte ihm die Erinnerung förmlich bis in die Fingerspitzen.
    Offensichtlich hatte sie Eindruck auf ihn gemacht, selbst wenn es ihm damals nicht besonders bewusst gewesen war. Zu der Zeit hatte er sich auf einen anderen Fall konzentriert, und mehr als an ihr war er

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