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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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daran interessiert gewesen, ihre Aufmerksamkeit abzulenken.
    Seit er sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie gewachsen. Allerdings nicht größer geworden. In der Tat, er konnte nicht behaupten, dass sie irgendwo ein paar Zentimeter zugelegt hätte; sie war so wohlgerundet, wie seine Erinnerung sie gemalt hatte. Dennoch hatte sie an Statur gewonnen, an Selbstsicherheit und Zutrauen, und obwohl er daran zweifelte, dass es ihr an Letzterem jemals gefehlt hatte, gehörte sie jetzt zu solchen Ladys, in deren Charakter selbst jeder Dummkopf eine Naturgewalt erblickte, die man nur auf eigenes Risiko herausforderte.
    Kein Wunder, dass sie Mostyn aus dem Weg geräumt hatte.
    Ihr Lächeln hatte sich verflüchtigt. Sie hatte unverhohlen den Blick über ihn schweifen lassen; bei anderen hätte er es als dreist empfunden. Aber sie schien ihn eher intellektuell als körperlich abschätzen zu wollen.
    Die rosigen Lippen, verwirrend üppig, pressten sich aufeinander, als hätte sie einen Entschluss gefasst.
    Neugierig neigte er den Kopf. »Welchem Anlass verdanke ich diesen Besuch?«
    Es war ein ungewöhnlicher, um nicht zu sagen: unter gegebenen Umständen sogar skandalöser Vorfall. Denn sie war eine höchst wohlerzogene Lady im heiratsfähigen Alter, die einen unverheirateten Gentleman, mit dem sie nicht verwandt war, sehr spät in der Nacht aufsuchte. Allein. Ohne Anstandsdame.
    Er sollte protestieren und sie fortschicken. Mostyn würde es ganz sicher für richtig halten.
    Ihre schönen braunen Augen trafen seinen Blick. Offen, ohne die geringste Spur von Arglist oder Beklommenheit. »Ich möchte, dass Sie mir helfen, ein Verbrechen aufzuklären.«
    Er hielt ihren Blick fest.
    Sie erwiderte ihm den Gefallen.
    Ein bedeutungsschwangerer Augenblick verstrich, dann deutete er elegant auf den zweiten Lehnstuhl. »Bitte setzen Sie sich. Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?«
    Ein Lächeln huschte über ihr ausgesprochen attraktives Gesicht, ließ es sekundenlang atemberaubend aussehen, als sie sich zum Lehnstuhl ihm gegenüber bewegte. »Vielen Dank. Aber nein. Ich fordere nichts außer Ihrer Zeit.« Mit einer Handbewegung schickte sie Mostyn fort. »Sie dürfen sich entfernen.«
    Mostyn versteifte sich. Er warf Barnaby einen wütenden Blick zu.
    Barnaby unterdrückte ein Grinsen, bekräftigte den Befehl aber mit einem Nicken. Es gefiel Mostyn zwar nicht, doch er verschwand mit einer Verbeugung und ließ die Tür halb angelehnt. Barnaby, der es bemerkte, sagte nichts. Mostyn war bekannt, dass die jungen Ladys auf der Jagd nach seinem Herrn waren, oftmals recht erfindungsreich; offenbar war er überzeugt, dass Miss Ashford ebenfalls solche Pläne geschmiedet hatte. Barnaby wusste es besser. Penelope Ashford mochte sich die klügsten Pläne ausgetüftelt haben, aber Heirat war ganz sicher nicht ihr Ziel.
    Während sie ihren Muff auf dem Schoß richtete, ließ er sich in den Lehnstuhl sinken und betrachtete sie aufs Neue.
    Sie war die ungewöhnlichste junge Lady, die ihm jemals begegnet war.
    Zu diesem Schluss war er bereits gekommen, bevor sie das Wort ergriff. »Mr. Adair«, begann sie, »ich brauche Ihre Hilfe, um vier vermisste Jungen zu finden und um zu verhindern, dass noch mehr entführt werden.«
    Penelope hob den Blick und ließ ihn auf Barnaby Adairs Gesicht ruhen. Und gab ihr Bestes, ihn doch nicht anzusehen. Als sie beschlossen hatte, ihn aufzusuchen, hatte sie sich nicht vorstellen können, dass er - oder seine äußere Erscheinung - die geringste Wirkung auf sie ausüben würden. Warum auch sollte sie nur einen einzigen Gedanken daran verschwenden? Kein Mann hatte es jemals geschafft, ihr den Atem zu rauben. Warum also er? Trotzdem zerrte die Situation spürbar an ihren Nerven.
    Allein die welligen Locken seines goldfarbenen Haars auf dem wohlgeformten Kopf, dessen kräftig gebogene Züge und die himmelblauen Augen mit dem durchdringend scharfsinnigen Blick waren zweifellos interessant genug. Aber ganz abgesehen von seiner Miene hatte er etwas an sich, lag irgendetwas in seiner Ausstrahlung, was sie in Verwirrung stürzte.
    Dabei war es ein Rätsel, warum er überhaupt ihre Aufmerksamkeit erregen sollte. Er war groß, hochgewachsen mit langen Gliedmaßen, aber doch nicht größer als ihr Bruder Luc. Seine Schultern waren breit, aber doch nicht breiter als die ihres Schwagers Simon. Und ganz bestimmt war er nicht attraktiver als Luc oder Simon, obwohl er sich neben den beiden mit Leichtigkeit hätte behaupten

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