Im Feuer der Smaragde
Na los, hebt ihn hoch. Vorsicht, der arme Kerl.« Albert bückte sich und hob die Schultern an, fuhr zurück, als der Mann vor Schmerzen aufstöhnte. »Haben wir nichts zum Zudecken?«
»Moment, hier ist was.« Bart hielt ein Kängurufell in die
Höhe. »Hier ist sein Schurz, ich kapiere bloß nicht, wie der halten soll.« »Egal, bringt ihn mit. Und jetzt anheben.« Sie trugen ihn den Weg entlang und legten ihn mit der rechten Seite auf den Karren, um die verbrannten Stellen zu schonen, dann bedeckten sie ihn mit dem Kängurufell. »Wir können auch gleich Feierabend machen«, sagte Albert. »Es ist ohnehin dunkel, bis wir zurück sind. Packt die Werkzeuge auf den Karren, lasst nichts zurück. Ich will nicht, dass noch mal so etwas wie gestern passiert. Ihr wisst, wir müssen alles abgeben, Äxte, Stemmeisen und so weiter. Wir dürfen nicht mal einen Spaten liegen lassen, selbst wenn er morgen gebraucht wird. Wir müssen die Sachen verdammt noch mal jeden Abend vorzeigen.«
Albert war besorgt, als sie zur Baracke gingen. Sie alle waren Sträflinge aus dem Gefängnis von Brisbane, die auf der Farm von Major Kit Ferrington arbeiteten, der sehr strenge Regeln aufstellte. Sie erhielten einige Shilling im Monat, karges Essen und Unterkunft, wurden allerdings nicht angekettet oder über Nacht eingeschlossen. Sie hätten tagsüber ohnehin jederzeit fliehen können, und Ferrington war nicht bereit, sie rund um die Uhr bewachen zu lassen. Wenn sie flohen, würden sie ohnedies von Schwarzen ermordet oder von berittenen Polizisten gehetzt, dachte Albert bei sich. Die Farm lag tief im Busch am Rande der Stadt. Es hatte wenig Sinn, von hier zu fliehen, da der einzige Weg flussabwärts und damit zurück nach Brisbane führte.
Ferrington unterhielt ein so genanntes Ehrensystem, um seine Arbeiter bei der Stange zu halten. Es funktionierte ganz einfach. Er beschäftigte ausschließlich Männer, die sich gut geführt und ihre Strafe beinahe verbüßt hatten, was sie angreifbar machte. Ein einziger Verstoß, und man würde sie vor Gericht stellen und vermutlich auspeitschen oder ihre Strafe verlängern. Dabei ging es wohl eher um Erpressung als um Ehre, dachte Albert, als sie den Buschpfad verließen und querfeldein über das Land zogen, das sie bereits gerodet hatten. Zweifellos versprach dieses Hügelland, man nannte es Emerald Downs, einmal prachtvolles Farmland zu werden… wenn es erst urbar gemacht worden war. Der Boden war gut, es gab ausreichend Wasser und ungeheuer viel Platz. Manche sagten, es gebe Farmen, die noch hundertmal größer seien, doch Albert fand diese zehntausend Morgen schon gigantisch. Ein Monster, das gewiss noch einige Männer fressen würde. Doch momentan dachte er nur an den armen Kerl. Ferrington hatte unglaublich viele Regeln aufgestellt, aber nicht für einen derartigen Fall vorgesorgt. Er hoffte, dass er das Richtige tat… was blieb ihm anderes übrig? Dennoch ahnte er, dass der Boss, der zum Glück unterwegs war, nicht allzu erfreut sein würde. Er verließ die Farm oft, ohne zu sagen, wohin er ritt, und kehrte unerwartet zurück, bereit, auf jeden loszugehen, der ihm in die Quere kam. Daher wechselten die Arbeiter ziemlich häufig und unter denen, die blieben, herrschte gemeinhin Furcht, weil sie ihre Freiheit unmittelbar bedroht sahen.
Zurzeit waren zwölf Männer auf der Farm – fünf von ihnen rodeten das Land und zäunten es ein, zwei Zimmerleute arbeiteten am Haus, und die übrigen rodeten Parzellen, die anschließend gepflügt wurden, und kümmerten sich um das Milchvieh. Alle arbeiteten schwer und sehnten sich verzweifelt nach Freiheit. Albert wusste, dass er als freier Mann Aufseher geworden wäre und einen angemessenen Lohn erhalten hätte, was bei Sträflingen nicht möglich war. Er war einfach der Vorarbeiter des Trupps, der mit den anderen Farmarbeitern in einem schäbigen Blechschuppen hauste und morgens und abends vor dem Küchenfenster anstand, um von einem zänkischen Chinesen namens Tom Lok sein Essen entgegenzunehmen. Doch letztlich, dachte Albert seufzend, war es gar nicht so übel. Alles war besser als das Gefängnis. Er konzentrierte sich auf die Zukunft; nur noch ein Jahr, dann würde er frei sein. Er beschloss, sich zunächst eine Stelle in einem Büro zu suchen; nur die wenigsten Sträflinge konnten so gut lesen und schreiben wie er…
»Bringt ihn in die Scheune«, sagte Bart. »Das wolltest du doch, Albert, oder?« Er nickte. Der hinterlistige Bart wollte auf Nummer
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