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Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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sicher gehen. »Ja. Ich laufe zu Polly und frage, ob sie mal nach ihm sehen kann. Sie wird wissen, was zu tun ist. Er ist sehr krank.«
    Das Haupthaus war bei weitem noch nicht fertig, sondern wurde abschnittsweise gebaut. »Flügel« nannte der Major die einzelnen Trakte. Schon dieser Flügel besaß alles, was ein Haus brauchte, doch Ferrington wollte ein Haus mit allem Drum und Dran. Auf den Plänen waren große Empfangszimmer und ein Gästeflügel zu sehen, sogar ein Spielzimmer war dabei. Albert war beeindruckt. Seine Familie in Liverpool hatte nie in einem richtigen Haus gelebt, es gab nur dunkle Zimmer in den Hinterhäusern der Mietskasernen. Sie besaßen nicht einmal eigene Möbel; jedenfalls nicht, bis Albert sich mit zwölf Jahren ein Bett kaufte. Ein Eisenbett mit Sprungfederrahmen, auf den man eine Matratze legen konnte, sofern man eine hatte. Er musste sich aber meist mit einem Stück von einem alten Teppich zufrieden geben. Doch das Bett war sein ganzer Stolz gewesen; er schleppte es bei jedem Umzug mit, was häufig vorkam. Er hatte es behalten, bis man ihn verhaftete, und fragte sich, was wohl daraus geworden sein mochte.
    Schon jetzt war Ferringtons Haus elegant. Ganz aus Holz, mit Schieferdach. Von der vorderen Veranda blickte man auf Hügel und Täler, und quer durch das Haus verlief ein Korridor, durch den der Wind wehte und für Kühlung sorgte. Zu beiden Seiten gingen Zimmer ab, in denen ganze Familien Raum gefunden hätten. Obwohl er es nie zugegeben hätte, liebte Albert dieses Haus. Er hatte es Stück für Stück wachsen sehen, den Zimmerleuten und Putzern bei der Arbeit zugeschaut – unter den Sträflingen im überfüllten Gefängnis waren viele ausgezeichnete Handwerker – und gestaunt, als die Spediteure die herrlichen Möbel anlieferten. Wie gern hätte er so ein Haus besessen.
    Es würde ein Traum bleiben, dachte er bei sich, als er zur Küche ging, die im hinteren Teil des Hauses lag. Andererseits wusste man nie, was kommen würde; in
    diesem wilden Land waren schon seltsamere Dinge geschehen. Erfreulich seltsame Dinge… wie der Mord an Captain Logan, dem Direktor des Gefängnisses von Moreton Bay, den Schwarze bei einer Jagdpartie im Busch getötet hatten. Sagte man jedenfalls. Klügere Leute flüsterten, die Jagdhelfer, lauter Sträflinge, hätten die Tat begangen, um sich für Logans sadistische Grausamkeit zu rächen, doch niemand konnte es beweisen. Wer immer es getan hatte, verdiente einen Orden, darin waren sich die Gefangenen und viele freie Siedler einig. Albert lächelte bei der Erinnerung und blickte zum Himmel empor.
    »Dieses Blau«, murmelte er sehnsüchtig, »kein einziges Wölkchen.« Der einzige Schatten war die Sorge um den Schwarzen.
    Mrs. Pohlman, genannt Polly, war die Haushälterin und Köchin des Majors und bewohnte ein Zimmer zwischen Küche und Wäscherei.
    Anscheinend hatten sich zunächst einige weibliche Sträflinge an der Hausarbeit versucht, wobei der Major großen Wert auf Sauberkeit legte. Schließlich hatte er sich auf die Suche nach einer Frau gemacht, die wirklich gut kochen konnte.
    Polly, eine dünne, drahtige Irin Anfang dreißig mit vorzeitig ergrautem Haar und wilden, grünen Augen konnte zwar nicht mit weiblichen Reizen locken, doch sie prahlte damit, die beste Köchin weit und breit zu sein. Was der Major offensichtlich genauso sah.
    »Ich habe hier eine Lebensstellung«, hatte sie zu Albert gesagt.
    Er war überrascht gewesen. »Aber du hast deine Zeit bald abgesessen. Wie wir alle. Du könntest überall hingehen.« »Wohin denn? Die Heimreise kann ich mir nicht leisten, vielleicht will ich das auch gar nicht. Mir würde das Herz brechen, wenn ich all die hungernden Menschen sehen müsste. Und hier habe ich mein eigenes Zimmer. Ich wäre dumm, wenn ich ginge. Hier ist es schön und so ruhig. Und wenig Menschen, die ohnehin alles verderben.«
    Während der Jahre in einer überfüllten Fabrik, der grauenhaften Überfahrt auf einem engen Schiff und der Zeit im Gefängnis von Moreton Bay hatte Polly von Raum und Weite geträumt, davon, sich bewegen zu können, ohne fremde Körper zu berühren. Sie war von Sauberkeit besessen in einer Umgebung, in der man sich nicht sauber halten konnte, doch jetzt schrubbte sie sich ständig und ertrug es nicht, nach der Gartenarbeit schmutzige Fingernägel zu haben. Die Küche war blitzblank, ebenso jeder Winkel des Hauses. Polly schwor, sie würde bleiben, selbst wenn man ihr keinen besseren Lohn bezahlen

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