Im Feuer der Smaragde
wollte.
Als Albert auftauchte, war sie gerade im Gemüsegarten hinter der Wäscherei und zupfte Blätter von unbekannten Pflanzen. »Was willst du denn hier?«, fragte sie. »Es geht ganz schnell.« »In Ordnung. Riech mal.« Sie hielt ihm die Blätter unter die Nase. »Die duften, was? Er bringt mir jedes Mal neue Kräuter mit.«
»Riecht gut. Irgendwie sauber und glücklich.« »So sollte es sein. Man nennt es Basilikum, schmeckt ausgezeichnet zu Lamm. Was wolltest du denn?«
»Wir haben einen kranken Mann in der Scheune. Ich dachte, du könntest ihn dir mal ansehen.« »Was hat er denn? Und warum liegt er in der Scheune? Ist es was Ansteckendes?« »Nein. Er ist verletzt. Überall Brandwunden. Wirklich übel.« »Gott steh uns bei! Ich glaube, bei Verbrennungen kann ich nicht viel machen. Warte, ich hole meine Tasche und Verbandzeug.«
Als sie den Weg hinuntereilten, erzählte Albert ein wenig mehr. »Wir haben ihn am Fluss gefunden. Beim Anleger. Wir dachten, er sei tot…« »Guter Gott!« Sie ging schneller. »Und da wäre noch etwas… der arme Kerl. Er ist wirklich schlimm dran. Keiner hilft ihm. Er ist nämlich schwarz.« »Er ist was?« Sie blieb unvermittelt stehen und drückte Albert die Medizintasche in die Hand. »Ich weiß nicht, was ich mit einem Schwarzen tun soll. Ich hab noch nie einen angefasst.«
»Sie sind genau wie wir, Polly.« »Wer sagt das? Ich habe Todesangst vor ihnen. An den gehe ich nicht ran.«
»Komm schon. Sieh ihn dir einfach an. Ich schaue nach und rufe dich. Vermutlich ist er schon tot, und du jammerst, weil du ihn anfassen sollst.«
Auf seine Worte hin ging sie zögernd weiter, bestand aber darauf, ihn nicht zu berühren. »Ich sage dir, was zu tun ist, falls ich es weiß. Aber ich fasse ihn nicht an, nie im Leben.«
Doch dann kam Bart angelaufen, stolperte aufgeregt den steilen Pfad entlang. »Er ist kein Nigger! Er ist weiß, ehrlich. Oder ein Mischling«, fügte er grinsend hinzu.
Albert stieß ihn beiseite. »Mischling? Wovon redest du? Natürlich ist er ein Nigger.«
Neugierig folgte Polly ihnen in die Scheune.
Albert konnte nicht viel sehen, weil die Schatten schon länger wurden, und zündete eine Öllampe an.
Der Kerl war eindeutig schwarz! Die Haut sah aus wie altes Leder. Zugegeben, sein Gesicht hatte nicht viel von einem Schwarzen, die Züge waren ausgeprägt, und er hatte eine Hakennase, doch wer kannte sich schon mit Schwarzen aus?
Bart tanzte eifrig um den am Boden liegenden Mann herum und zog das Kängurufell weg. »Seht euch seine Achselhöhlen an. Sie sind weiß. Und hier zwischen den Beinen, am Hintern…«
Bart vergaß, dass er es mit einem schwer Verletzten zu tun hatte, und griff nach einem verbrannten Bein.
Jack, fast bewusstlos, tauchte gerade erst aus dem Drogenschlaf auf, in den Moorabi ihn versetzt hatte, doch der feste Griff ließ ihn vor Schmerz aufschreien, und er schlug wild mit den Fäusten um sich.
»Hau ab, du Schwein!«, schrie er. Und wurde ohnmächtig.
Als Polly die englische Stimme vernahm, eilte sie herbei, wandte sich aber rasch ab, als sie den nackten Körper sah, der auch ihr wie der eines Schwarzen vorkam.
»Ich weiß nicht recht«, meinte sie. »Was wird der Boss dazu sagen? Er mag doch keine Fremden.«
Es dauerte eine Weile, bis die Männer sie überzeugt hatten, da sie Barts Vorschlag, sich den Patienten genauer anzusehen, ablehnte. Als jedoch jemand ein Augenlid öffnete und ihr die blassblaue Iris zeigte, gab sie schließlich nach, wobei ihre Neugier größer war als ihr Mitleid.
»Er hat mehr als nur Verbrennungen«, sagte sie vorwurfsvoll. »Sieht aus, als hätte man auf ihn geschossen. Was geht hier eigentlich vor?«
Niemand antwortete. Die meisten zuckten die Achseln, wandten sich ab, nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte. »Wenn ihr das Werkzeug abgegeben habt, lauft ihr zum Küchenhaus«, wies Albert sie an. »Und kein Wort, solange der Chinese dabei ist. Wir sollten es geheim halten.« »Die anderen Jungs finden es sowieso heraus. Sie müssen hier rein; du kannst sie nicht aussperren.«
Das stimmte. Die Scheune war riesig, sie diente als
Lager für Tierfutter, Vorräte und Farmgeräte.
»Sagt ihnen, sie sollen auch den Mund halten. Und ihn nicht stören, bis…« »Bis was?« »Bis er sich so weit erholt hat, dass er weiterziehen kann«, sagte Albert zweifelnd. Polly knurrte verärgert. »Keine Ahnung, wann das sein soll«, sagte sie grimmig. »Die Brandwunden sind schlimm, sie ziehen sich über
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