Im fünften Himmel

Sekunde wappnet sie sich gegen die schlimmsten Schrecklichkeiten, die ihr durchs Hirn sausen:
    Er will, dass wir gute Freunde werden.
    Er will weder Freundschaft noch sonst irgendwas.
    Er liebt eine andere Frau.
    Er liebt mich nicht.
    Â»Ich habe ein Ivy-League-Stipendium bekommen.«
    Sie sagt nichts, denn sie ahnt, dass noch mehr kommt.
    Â»Das heißt, ich kriege die Studiengebühren für jedes Graduiertenkolleg einer Ivy-League-Universität bezahlt.«
    Jessica nickt langsam, fürchtet fast, sich einzugestehen, was das für sie bedeuten könnte.
    Â»Darum war ich auch vor ein paar Wochen in New York City. Ich habe mir Columbias School of International and Public Affairs angeschaut.«
    Was es für sie beide bedeuten könnte.
    Es folgt eine gedankenschwere Pause. Jessicas Augen öffnen sich weit, doch ihr Mund bleibt zu.
    Â»Was ist?«, fragt Marcus. »Du siehst aus, als wolltest du etwas sagen.«
    Jessica schaut demonstrativ weg. »Du bist nackt.«
    Marcus sieht an sich herunter, als würde ihm das gerade erst klar.
    Der Rest ist überflüssig.
    Jessica windet sich aus Marcus’ Umarmung und richtet sich auf. Sie sitzt auf dem Bett, er kniet neben ihr auf dem Boden. Dann lässt er sich mit dem Gesicht zuerst auf den Bettbezug fallen. Jessica kann nicht erkennen, ob diese Geste flehentlich oder kapitulierend gemeint ist, aber sie fühlt sich mit beidem unwohl. Sie streift ihm mit den Fingernägeln über die Kopfhaut. Er stöhnt in die ägyptische Baumwolle.
    Â»Ich glaube, ich habe meine Meinung geändert«, sagt sie schlicht.
    Er hebt den Kopf. Und als ihre Blicke sich treffen, kann es keinen Zweifel geben, was sie damit meint. Mit den Fingerspitzen fährt sie um seinen rechten Oberarm, verharrt gerade lange genug, um daran zu erinnern, welcher Fehler dort einmal stand, jetzt aber nicht mehr.
    Sie fährt fort. »Seltsam, aber wahr: Eine Frau steht in der Schlange hinter der Regionalgruppe New Jersey des Internationalen Barry-Manilow-Fanclubs …«
    Er berührt mit den Lippen ihre geschlossenen Augenlider. »Seltsam, aber wahr: Ein Mann bekommt von der Queen etwas prophezeit …«
    Sie haucht in sein Ohr. »Marcus Flutie.«
    Er flüstert zurück. »Jessica Darling.«
    Lippen gleiten über raue und glatte Wangen.
    Lippen finden sich und …
    Â»Au!«, quiekt Jessica. »Du hast mich gebissen! An meiner Lippe gekaut!«
    Marcus lächelt wissend. Jessica streckt sich der Länge nach auf dem Bett aus und sagt nichts. Marcus wartet … eine Sekunde … fünf Sekunden … zehn Sekunden … ein Leben lang … bis er es nicht mehr aushält.
    Â»Bist du so still, weil du überrascht oder weil du geschockt bist?«, fragt er.
    Â»Weder noch«, sagt Jessica. »Sondern weil wir genug geredet haben.«
DREIUNDZWANZIG
    MarKuss
    MarKussmarKussmarKuss
    Marcusmarcusmarcusmarcus
    Origami-Mund klappt auf und zu
    reizt und lockt
    wieder vereint
    der Mund, mit dem er meinen gebissen hat
    süß und sanft
    verräterisches Pulsieren
    Pochen unter der Gürtellinie
    verschlüsselter Softporno
    Wellen von Empfindungen
    muss, nicht will, muss
    diese seltsame Beziehung oder wie man das nennen soll
    ich will, oh Gott, wie ich will
    die fünf Wunder
    was du verpasst, wenn du nicht genau genug hinguckst
    so ein Spiel, das ich immer gespielt habe
    wie verrückt im Kreis wirbelnd
    Schicksal oder Zusammenklang oder auch nur Zufall
    Berechnung und Manipulation
    derjenige, der mein Leben verändert hat
    und alle Mädchen vorher vergaß
    Strudel der Liebe und Lust
    ich lache laut, heftig, durchgeknallt
    verrückte Sachen, gute und schlechte
    kalt erwischt
    geschockt
    da endlich da
    MARCUS FLUTIE MARCUS FLUTIE MARCUS FLUTIE
    Mann, fühlt sich das gut an
    MARCUS FLUTIE
    Schon wieder
    Undwiederundwiederundwiederundwieder
    Magie! Verzauberung!
    In dem Augenblick hob ich ab
    rotwangige strahlende Glückseligkeit
    das Glück hatte sich für mich entschieden
    ich klammerte mich verzweifelt fest
    ergibt das irgendeinen Sinn
    Gegenwart oder Vergangenheit, jetzt oder damals
    vollendete Gegenwart
    and I need you
    und falle und falle und falle
    mir gefällt es hier
    all I ever knew only you
    jetzt oder nie
    Cominghome
    Chaos Called Creation
    es passiert es passiert
    alles gehört zusammen letztes Jahr dieses Jahr
    wir gehören zusammen sind verbunden
    Samadhi
    Das ganze