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Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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bleiben. Lieber verliert er 895 Dollar (die er nicht hat), als Jessica noch einmal zu verlieren. Er überlegt kurz, ob dann morgen wohl sein Name über den Lautsprecher ausgerufen wird, so wie Jessicas heute Vormittag. Dies ist der letzte Aufruf für Passagier Marcus Flutie …
    Â»Marcus?«
    Â»Nein«, antwortet er. »Ich fliege morgen nirgendwohin.«
    Â»Und wieso«, hakt sie zögerlich nach, »bist du dann noch hier?«
    Die Worte haben kaum ihren Mund verlassen, als er sich selbst zur Antwort gibt, über den leeren Raum zwischen ihnen hinweggreift und ihre Hände umfasst. Die vielen Stunden, die sie miteinander gesprochen haben, hat sie sorgfältig vermieden, ihn zu berühren, zu riechen, zu schmecken, weil sie Angst hatte, wie ihr Körper reagieren könnte. Sie zuckt zurück. Er greift fester zu. So leicht lässt er sie nicht gehen. Er zieht sie an sich.
    Â»Geburtstagsgeschenke«, sagt Marcus so dicht an ihrem Kopf, dass sie seinen warmen Atem spürt.
    Â»Was?«
    Â»Die Tüte ist voller Geburtstagsgeschenke.«
    Jessica richtet den Zeigefinger in stumpfem Unglauben auf sich selbst. »Für mich?«
    Er nickt. Das ist der Unterschied zwischen bittersüßem Wiedersehen und einstweiliger Verfügung , denkt er.
    Ihr fehlen die Worte. Ihr Mund öffnet und schließt sich wie der eines Fisches. Woher wusstest du denn, dass ich heute Geburtstag habe? , will sie fragen. Und seit wann?
    Â»Letzte Woche«, beantwortet er ihre unausgesprochene Frage.
    Letzte Woche , denkt Jessica. Natürlich. Marcus hat nie vergessen, dass sie am 19. Januar Geburtstag hat, genauso wenig wie sie vergessen hat, dass seiner am 19. Juli ist, und so wie sie Teile ihrer gemeinsamen Vergangenheit niemals vergessen werden. Langsam hebt sie den Kopf und schaut Marcus an. Die Zärtlichkeit in seinem ruhigen Blick bringt sie zum Lachen und Weinen zugleich. Sie kichert – irgendetwas dazwischen.
    Â»Du kicherst«, sagt Marcus.
    Â»Tatsächlich.«
    Â»Und du kaust auf der Lippe.«
    Â»Tatsächlich?«
    Â»Tatsächlich. Jedenfalls bis ich darauf hingewiesen habe.«
    Â»Ich dachte, das mache ich nicht mehr.«
    Â»Anscheinend doch.« Marcus hebt ihre immer noch verschränkten Hände und streift mit einem Fingerknöchel vorsichtig ihren Mund. Jessicas Lippen öffnen sich, wollen mehr. Vor zehn Jahren hat Jessica sich eine Geburtstagsfeier ganz ähnlich der jetzigen Situation gewünscht, zum Sechzehnten: »Wir sitzen zusammen auf engem Raum fest, und dieses Trauma verbindet uns auf sexueller und sonstiger Ebene«, so hat sie es in ihrem Tagebuch beschrieben. Obwohl sie sich Mühe gibt, ihrem Alter entsprechend zu handeln, ist Jessica in Versuchung, zwischen zwei Stockwerken auf den Tür-öffnen-Knopf zu drücken, um sich diesen uralten Wunschtraum zu erfüllen.
    Der Fahrstuhl öffnet sich ding! im zwanzigsten Stock. Ein Paar mittleren Alters fährt erschrocken zurück.
    Â»Oh!«, ruft die Frau.
    Â»Ã„hem«, grummelt der Mann.
    Jessica und Marcus stehen Zentimeter voneinander entfernt, nur von vier unbeholfen verschlungenen Händen getrennt. Jessica und Marcus, zusammen allein im Fahrstuhl, sind ein viel intimerer Anblick als so manche verfänglichere Situation. Das anonyme Ehepaar ist peinlich berührt, dass es zufällig hereingeplatzt ist.
    Â»Entschuldigung«, ruft die Frau, als Jessica und Marcus sich schweigend an ihnen vorbeischieben und zu ihrem Zimmer gehen.
ACHTZEHN
    Wie befohlen wartet Jessica auf Marcus’ Bett. Er hat alle Lichter ausgeschaltet und kommt jetzt mit zwei Hostess-Muffins in einer Hand und seinem Handy in der anderen auf sie zu.
    Â»Happy birthday to you« , singt er. »Happy birthday, dear Jessica … Happy birthday to you.«
    Er kniet sich auf den Boden neben das Bett und hält das Handy hoch, damit sie das Bild einer brennenden Kerze sieht, das er aufs Display geladen hat. Ȁhm, ich konnte keine echten Kerzen bekommen, das muss also reichen.« Er gibt ihr einen Muffin und behält den anderen selbst.
    Jessica zuckt schüchtern und zustimmend die Achseln.
    Â»Also mach die Augen zu und wünsch dir was, auf drei.«
    Jessica schließt die Augen.
    Â»Eins …«
    I wish …
    Â»Zwei …«
    â€¦ our love was right now and …
    Â»Drei!«
    Jessica öffnet die Lider, und Marcus lässt das Handy

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