im Geisterschloss
als Vertreter, um von hier aus die Blüten unter die Leute zu bringen.“
„Blüten?“, fragte Hanni mit großen Augen. „Was hat das alles mit Blumen zu tun?“
„So werden die falschen Scheine von den Gaunern genannt.“
„Und warum wohnte er beim alten Kunze?“, wollte Nanni wissen.
„Dort war er nahe bei seinem Versteck und konnte ungestört kommen und gehen. Der Hund tat ihm nichts. Das habt ihr ja gehört. Seelenruhig konnte er aus- und einladen.“
„Bis wir ihn störten!“, lachte Hanni.
„Richtig! Aber damit habt ihr euch wieder mal verraten, Herrschaften! Gut, dass Erna gerade hinausgegangen ist. Guckt nicht so entsetzt, ich werde mich hüten, meine Frau nachträglich zu erschrecken. Euer Glück, dass ihr euch zuletzt an Herrn Lohse gewandt habt!“ Er zupfte die Zwillinge an den Ohrläppchen und sagte: „Schlaft gut und ruht euch auf euren Lorbeeren aus! Erna ist draußen in der Küche, falls ihr sie sucht.“
Die beiden gingen schnell zu ihr, umarmten sie und wünschten ihr eine gute Nacht.
„Was habt ihr denn heute?“, fragte sie.
„Ach, es sind so wundervolle Ferien bei dir“, versicherte Hanni und Erna war wieder einmal gerührt über ihre lieben Kinder.
Für das letzte gemeinsame Wochenende mit den Geschwistern Jürgen und Jenny hatten Hubers eine lange Fahrt bis zum Meer geplant. Peter konnte diesmal nicht mit, seine Eltern waren beim Großvater zu Besuch. Und Mechthild hatte Ferien, sie war schon ein paar Tage vorher mit zwei Freundinnen in den Süden gereist. So fuhren sie zu sechst in Hubers Wagen. Jürgen und Jenny vorn neben Herrn Huber, hinten Erna zwischen ihren beiden „Kindern“.
Sie übernachteten in einem kleinen Hotel, das die Hubers kannten. So friedlich verliefen die beiden Tage – kaum zu glauben, welche Aufregungen hinter ihnen lagen!
„Nun können wir auf jeden Fall in Lindenhof davon erzählen“, sagte Jenny zu ihren Freundinnen. „Wir haben uns nicht blamiert. Im Gegenteil: Wir haben noch einen Fall gelöst, nämlich den richtigen Schlossherrn gefunden!“
„Ihr seid doch grässliche Angeber“, unterbrach Jürgen die Schwester. „Gelöst haben wir überhaupt nichts. Wir haben bloß ein bisschen mitgemischt.“
„Aber sehr entscheidend“, meinte Nanni. „Hanni hat den Ring gefunden, vergiss das nicht! Und der Tipp mit dem Vertreter – stammte der vielleicht nicht von uns?“
Jürgen antwortete nur mit einem Achselzucken. Insgeheim überlegte er jedoch, dass er seinen Schulkameraden erzählen wollte, wie er nachts mit Peter im Park herumgeschlichen war und wie sie den Spuk aus dem Geisterschloss vertrieben hatten. Als Jürgen und Jenny sich am Montag verabschiedeten, um nach Hause zu fahren, bedankten sie sich tausendmal bei ihren großzügigen Gastgebern.
„Ihr kommt ja wieder“, sagte Erna am Schluss, „wenn das große Fest im Schloss steigt.“
Richtig – das Fest! Herr Lohse war inzwischen in die Landeshauptstadt gefahren, um dort alles zu regeln, was es zu regeln gab, bevor er das Erbe wirklich antreten konnte. Er war zuversichtlich, dass er keine Schwierigkeiten mehr haben würde. Der Bürgermeister hatte ihm seine Hilfe zugesagt, falls er sie brauchte. Er hatte ihm außerdem versichert: „Wegen der hohen Kosten für Reparaturen und Umbauten im Schloss brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Die Pacht für Äcker und Wiesen muss in all den Jahren einen schönen Batzen Geld erbracht haben. Und von dem großen Waldbestand können Sie leicht einen Teil entbehren. Wenn Sie den verkaufen, bringt er ein Vermögen.“
Als der künftige Schlossherr sich von seinen jungen Freunden verabschiedete, dankte er ihnen noch einmal herzlich. Und er lud sie ein. „Sobald ich ins Schloss ziehen kann, feiere ich ganz groß Einstand – auch wenn in den Räumen noch nicht alles tipptopp ist. Ihr müsst unbedingt kommen. Ihr seid meine Ehrengäste. Wenn ihr eure Eltern und Freunde und Freundinnen mitbringen wollt, dann tut es. Ich fange hier ja ein ganz neues Leben an, ohne Verwandte und ohne Bekannte. Da ist es mir nur recht, wenn ich neue Menschen kennenlerne.“
Das war ein Ereignis, auf das sich alle freuten. Die Mädchen hatten fest vor, Bobby und Carlotta mitzubringen, vielleicht auch Claudine – das ergab sich gewiss noch. Und Erna sagte den Geschwistern eindringlich, sie sollten ihre Eltern mitbringen, auf die Eltern Sullivan rechnete sie sowieso fest.
Na also – dann war es ja nur ein Abschied auf Zeit! Jürgen und Jenny bestiegen
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