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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Ahab“, sagt Vaters Stimme.
    „Ahab…“, flüstert Leander nachdenklich. Ahab…, wer ist das?
    Nach und nach kehrt die Erinnerung zurück: Die Feue r wand…, kalte, glitzernde Insektenaugen…, ein stechender Schmerz in der rechten Körperhälfte… Das Bild vor seinen Augen wird klarer und schärfer. Zwei Gesichter mustern ihn erwartungsvoll.
    „Was ist, Doktor? Sieht er uns schon? Erkennt er uns?“ fragt Ahab. „Gedulden Sie sich noch ein wenig, Kapitän. Vorläufig ist er über den Berg. Die Wunde wird schnell verheilen, aber…“ Pinn stockt.
    „Was ‘aber’?“ fragt Ahab argwöhnisch.
    „Diese Infektion…“ Pinn redet nicht weiter. Der Patient hat sich auf die Ellenbogen gestützt und sieht sie verwirrt an.
    „Was ist mit mir, Doktor?“ fragt Leander schwach. Dr. Pinn drückt ihn sanft in die Kissen zurück und erzählt, was gesch e hen ist. Ahab ergänzt seine Darstellung. „Wenn Ponape nicht gewesen wäre… Er hat dich rausgeholt, Junge. Jetzt liegt er mit einem Nervenzusammenbruch nebenan. Aber bis zur Leviathan hat er durchgehalten…“
    „Algert“, flüstert Leander dankbar.
    Ahab nickt schweigend, dann fragt er besorgt, und seine Stimme klingt ungewohnt weich und mitfühlend: „Wie geht es dir, mein Junge, wie fühlst du dich, hast du große Schmerzen?“
    Verneinend schüttelt Leander den Kopf. Er hat keine Schmerzen, er fühlt sich nur unglaublich schwach und ze r schlagen. „Das hätte ich Algert nie zugetraut“, sagt er verso n nen.
    Ahabs Gesicht nimmt einen wehmütigen Ausdruck an, und er antwortet: „Jaja, ein Freund, auf den man sich verlassen kann, ist schon etwas wert. Ponape hat etwas getan, was nur wenige Menschen fertigbringen: Er hat seine Angst besiegt…“
    Dann sieht er zur Seite und brummt verlegen: „Ich habe euch beiden unrecht getan. Ponape habe ich für einen erbärmlichen Feigling und Streber gehalten, und bei dir, Junge, war das so…, du mußt wissen, ich…, wie soll ich es nur sagen…?“ Düster schweigend starrt Ahab eine Weile vor sich hin. Dann sagt er entschieden: „Quatsch! Wozu soll ich dich mit Dingen belasten, die längst vergessen sind.“
    Leander tastet nach Ahabs Hand und drückt sie. Ahab, der, einem ersten Reflex gehorchend, die Hand zurückziehen wollte, läßt es erstaunt geschehen.
    „Ich weiß alles. Alles von Ihnen und Vater. Es ist gut, daß ich es weiß, Kapitän“, sagt Leander einfach und schlicht.
    Ahab zuckt unmerklich zusammen und wirft Dr. Pinn einen finsteren Blick zu, dem dieser mit schuldbewußt niederg e schlagenen Augen ausweicht. Dann sagt er heiser: „Vielleicht kannst du mir dann verzeihen, Leander. Ich bin ein alter, verbitterter Mann, dem es schwerfiel, gerecht zu sein.“
    „Ich muß Sie um Verzeihung bitten…, für Vater“, sagt Leander leise. Ahab erwidert seinen Händedruck dankbar.
    „Schluß jetzt!“ befiehlt Dr. Pinn. „Der Junge braucht Ruhe.“
    Nur widerstrebend gehorcht Ahab. Nachdem Pinn die Tür zum Bordlazarett leise geschlossen hat, faucht Ahab ihn böse an: „Wir hatten eine Abmachung, Doktor, die Sie gebrochen haben!“
    Pinn lächelt gequält. Er gießt Ahab und sich einen Kognak ein und sagt: „Sehen Sie denn nicht, daß es für beide Seiten am besten war, schonungslos die Wahrheit zu sagen? Malden jedenfalls hat es sehr geholfen…“
    Ärgerlich schiebt Ahab das Glas zur Seite. „Damit ist jetzt Schluß, Doktor. Jetzt sind Sie einmal dran, Ihnen muß man auch mal helfen. Sie lieben offenbar Pferdekuren. Also: Ab heute gilt das Alkoholverbot auch für Sie.“
    Pinn lächelt verschmitzt. Das hat Ahab schon oft angedroht, wenn ihm eine Laus über die Leber gelaufen ist. Nicht ernst zu nehmen.
    Plötzlich ändert sich Ahabs Haltung. Er stützt den Kopf in beide Hände und stöhnt gequält auf. „Doktor! Ich bin zu weit gegangen, was soll ich nur tun? Hab mich hinreißen lassen, statt auf Sandies zu hören. Siebzehn Verletzte! Das kommt auf mein Konto, mein verfluchter Starrsinn ist daran schuld. Ich alter Esel wollte noch einmal im Leben den kühnen Kosmo s helden spielen… Wie soll ich jetzt vor die Mannschaft hintreten, die doch nur darauf gewartet hat, daß ich einen Fehler mache…“
    „Das dürfen Sie nicht sagen, Kapitän!“ Dr. Pinn versucht ihn zu beruhigen. „Es war einmal so, da haben Sie recht. Und vielleicht reibt sich auch jetzt noch dieser oder jener heimlich die Hände. Aber die Mehrheit der Leute steht zu Ihnen. Sehen Sie mich nicht so zweifelnd an! Ich weiß,

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