Im Glanz Der Sonne Zaurak
versöhnlich.
Die meisten Erkunder lassen sich dadurch nicht stören. So ist das nun mal. Die paar Ariels, die von den Strahlen der G e schütze erfaßt werden, spielen für das ökologische Gleichg e wicht auf dem Goran keine Rolle. Nur Osmar zögert, wenn ein Stamm sich nicht von allein aus der verfilzten Decke lösen will. Er regelt die Intensität des Antiplasmastrahles immer nur so weit auf, daß dessen Spitze wie eine Stecknadel durch das Geäst zischt. Andere hingegen ballern drauflos, als wollten sie, daß man die Blitze ihrer Werfer bis zur Erde sehen kann.
Immer tiefer frißt sich die stählerne Woge in den Wald hinein. Das Aufleuchten der Handwerfer, mit denen die Männer die Stämme ausästen und zerteilen, erweckt den Eindruck, als arbeiteten hundert Schweißer an der Bewehrung eines gigant i schen Bauwerks. Überall blitzt es blauweiß flackernd auf, prasselt und zischt es im Gehölz zwischen den gefällten Bäumen. Die Planierfahrzeuge kommen längst nicht mehr nach. Ein breiter Streifen verbrannter und verwüsteter Landschaft liegt zwischen ihnen und den vorpreschenden Skarabäen.
Nichts hindert die Männer daran, den Wald niederzusengen. Ahab schaut stolz über seine Armada hinweg. Der Plan ist aufgegangen, die Asseln sind überrumpelt. Noch fünfhundert Meter, dann haben sie es geschafft. Die Ultraschallotungen haben ergeben, daß sich unter diesem Territorium keine Gänge und Höhlen befinden, der Baugrund also sicher ist. Zur Vorsicht werden sie das Gelände einzäunen.
„Trilobit an Skarabäus sechzehn! Kapitän, soeben haben sich die ersten Asseln im Stolleneingang gezeigt. Sie haben sich aber sofort wieder zurückgezogen!“ melden die Beobachter in diesem Augenblick.
Ahab grinst zufrieden. Die Rechnung stimmt, die Asseln werden sie nicht belästigen. Er hat den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da geschieht es. Der Wald verwandelt sich in den Schlot eines ausbrechenden Vulkans, Tausende von Feue r strahlen schießen wie Brandpfeile aus dem Dunkel; es ist, als hätten sich die Tore der Hölle geöffnet. Augenblicklich steht schwarzer, öliger Qualm über der gerodeten Fläche, durch den blutigrote Flammenstöße zucken. Die Zahl der Angreifer ist unübersehbar.
Eine Weile steht Ahab wie versteinert hinter seinem A n tiplasmageschütz. Dann knirscht er vor Wut mit den Zähnen. Wieder zwingen sie ihn zum Rückzug! „Alles in die Fahrze u ge! Sofort die Rodungsarbeiten einstellen!“ befiehlt er mit heiserer Stimme.
Diesmal jedoch ist die Situation unübersichtlicher. Die Kette der Fahrzeuge ist weit auseinandergezogen. Zu sorglos haben sie sich vorgewagt, mit jeder Minute, mit jedem Meter sind sie unvorsichtiger geworden. Die Asseln haben sie tief in den Wald gelockt.
Leander konnte gerade noch die Hände vors Gesicht reißen, als die Feuerwalze auf ihn zuraste. Im ersten Augenblick begriff er nicht, was geschah. Erst als der Stoß der glühenden Hitze wie ein Orkan über ihn hinwegfegte und ihn zu Boden schmetterte, wußte er, was passiert war. Sogar durch den Kryonitskaphander hindurch spürt er die Glut.
Aus den Augenwinkeln kann er beobachten, wie die beiden Helmantennen rot aufglühen und schließlich wie aus dem Schmiedefeuer gezogen hell aufleuchten. Dann läuft die Schutzscheibe des Helms dunkel an, und seine geblendeten Augen erkennen die glühenden Rachen, aus denen die Feuer s brunst wie Magma hervorquillt, als eine purpurn funkelnde Perlenschnur, die den gesamten Waldrand säumt.
Leander tastet nach seinem Handwerfer, der ihm bei dem Sturz aus der Hand geschlagen wurde. Er kann ihn nicht finden. Ächzend kriecht er über den verbrannten Boden. Da rollt die zweite Feuerwand fauchend und tosend wie eine Springflut auf ihn zu. So fest er kann, preßt er sich gegen den Boden.
Einer der Wachposten, der kniend mit dem Handwerfer blindlings in den Wald hineinfeuert, wird wie ein welkes Blatt gegen den Skarabäus geklatscht und bleibt reglos liegen. Algert, der gerade mit dem Antiplasmageschütz den Angriff bean t worten wollte, klettert hinunter und versucht, den Bewußtlosen durch die Luke zu schieben. Da kriecht der zweite Posten aus dem Gebüsch und rennt wie von Furien gejagt auf das Fahrzeug zu. Noch ehe Leander sich vom Boden erheben kann, um ihm zu folgen, geschieht etwas, was ihm den Atem stocken läßt.
Ein gutes Dutzend dunkler Schatten löst sich vom Waldrand. Er sieht, wie die Tiere sich tief ducken. Dann schnellen sie sich in die Luft und segeln wie Heuschrecken
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