Im Glanz Der Sonne Zaurak
erwarten eine Erklärung!“ Freundschaft und Wärme sind aus Aks Stimme gewichen. Seine Worte klingen feindselig.
Die Feuersöhne weichen Goran aus. Sie können sein Handeln nicht verstehen. Wie einen Pestkranken meiden sie ihn, gehen ihm aus dem Weg. Wenn Anouf das nächste Mal zu ihnen spricht, soll er sich verantworten, soll Aufklärung geben. Immer häufiger hört er Anschuldigungen: „Ak hat sich geirrt… Ak hat Anoufs Rat falsch verstanden… Er ist nicht Anoufs Sohn… Er ist ein Sohn des Schillernden Bösen…“
Goran überlegt, ob er fliehen soll. Aber wohin? Seine Vorr ä te befinden sich immer noch in der Höhle der Verheißung. Unmöglich, sie mitzunehmen. Noch dulden ihn die Feuersö h ne, weil sie ratlos sind. Sie hoffen auf Anouf, darauf, daß der Herr des Großen Feuers, das den Tag erhellt, den richtigen Weg weist.
Doch es kommt anders. Eine andere, freudige Unruhe breitet sich unter den Rieseninsekten aus und übertönt die warnenden Stimmen. Ein großes Ereignis steht bevor: „Die Stunde der Verheißung ist nahe… Anouf zeigt seinen Dienern das Reich des Ewigen Lebens… Er läßt uns wieder seine Geheimnisse schauen…“, schwirrt es durcheinander.
Die Feuersöhne geraten in einen verrückten Rausch, ein Taumel der Vorfreude läßt Goran völlig in Vergessenheit geraten. Er spürt, wie sich die Erregung auch auf ihn überträgt. Es beginnt damit, daß es ihm immer schwerer fällt, sich zu konzentrieren. Seine Gedanken wandeln auf Wegen, die er nicht unter Kontrolle hat. Kindheitserlebnisse steigen aus den Abgründen des Gedächtnisses auf, so klar und plastisch, als sähe er einen vor Jahrzehnten gedrehten Film.
Wohltuende Ruhe und Sorglosigkeit verdrängen die Geda n ken an seine mißliche Lage. Er liegt im Gras der quittegelben Bergwiesen auf Ellora, und vor seinen Augen balgen sich geflügelte Höckerechsen um die von ihm ausgelegten Früchte. Deutlich erkennt er die von bläulich schimmernden Äderchen durchzogenen Facettenaugen der Tiere… Grüne Wellen überdecken das Bild, und die Umrisse pfeilschneller Zackenr o chen huschen vorüber. Er sieht den Vater, die durchgebogene Angelrute in der Hand, lachend mit der anderen die Sehne einholen… Eine dritte Vision überlagert die beiden Bilder, und ein wirres Chaos zieht vor seinen Augen vorüber. Die Farben wechseln ihre Intensität, mal strahlen sie kräftig auf, dann verblassen sie und weichen einem diffusen Grau. Wellen lassen die Bilder in Bewegung geraten, verzerren sie zu skurrilen Fieberphantasien…
Mit unwiderstehlicher Macht saugt ihm etwas Unbekanntes, Unfaßbares den Willen aus. Goran kann sich nicht dagegen wehren, im Gegenteil, eine merkwürdige Euphorie bemächtigt sich seiner. So ungefähr muß Rauschgift wirken, kommt es ihm in den Sinn. Das ist der letzte klare Gedanke, dessen er fähig ist. Vor seinen Augen zucken Lichter in allen Farben des Spek t rums. Sein Gesichtsfeld engt sich ein, die Dimensionen werden grotesk verzerrt. Ohne daß Goran es merkt, setzen sich seine Füße in Bewegung. Er spürt überhaupt nicht, daß er sich in den Schwall von Insektenleibern einreiht, sich mit forttragen läßt, bis sich dieser Strom in die Höhle der Verheißung ergießt. Körperlos schwebt er durch die Gänge und Stollen – wie eine Daunenfeder. Weder Wärme noch Kälte erfüllen ihn, sein Körper existiert nicht mehr…
In einem einzigen rasenden Sturz fällt er in bodenlose A b gründe, die sich schwarzgähnend vor ihm auftun. Goran fliegt körperlos durch das Universum. Funkelnde Sterne, wie Diamanten in schwarzblauen Samt gebettet, ziehen an ihm vorüber. Er durchstößt mit Lichtgeschwindigkeit strahlende Steinhaufen und Wolken kosmischer Nebel, stürzt hinein in die Lichtfluten gigantischer Überriesen und passiert die dunkelr o ten Feuer fast erloschener Sterne.
Die wilde Jagd trägt ihn einem leuchtenden Gebilde entg e gen, dessen Konturen immer deutlicher hervortreten. Vor ihm wächst der majestätische Andromedanebel aus der Finsternis des Universums. Noch schneller wird der irrsinnige Sturz in die Unendlichkeit. Es geht auf den achten Spiralarm zu, der sich allmählich in Einzelsterne auflöst. Eine gelb strahlende Sonne rückt ins Zentrum. Das Ziel! Rechts und links, über und unter Goran weichen die Sterne zurück, und der apfelsinenfarbene Punkt wächst zu einem von Protuberanzen und Eruptionen umtosten Feuerball.
Goran sieht eine gitterartige Konstruktion unter sich vorbe i huschen, ein gebogenes
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