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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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ihm den Atem.
    Aks Vertrauen ist so groß, daß er jubelt: „Heute wirst du ihn töten, Sohn Anoufs, den grausamen Schillernden Bösen! Ein großer Tag für die Söhne des Feuers ist das!“
    Goran versucht, die aufsteigende Scham niederzukämpfen, die ihm als heiße Woge ins Gesicht steigt. Sein Verhalten ist schändlicher Verrat, und sein Gewissen peinigt ihn. Aber was soll er denn tun? Nie würde er einen Vertreter einer hochentw i ckelten Vernunft auch nur bedrohen – selbst wenn diese Fremden ihn und Krassnick kaltblütig im Stich gelassen haben! Dafür muß es einen plausiblen Grund geben, und den würde er früher oder später erfahren. Es wäre, als sollte er auf einen Menschen schießen! Und da ist doch wohl ein Unterschied zwischen primitiven Insektenbarbaren auf der untersten Stufe der Vernunft und Lebewesen, die den Kosmos bezwingen! Die Entscheidung ist nicht angenehm, aber unumstößlich. Schlie ß lich bedrohen die Fremden nicht die Feuersöhne selbst, sondern nur Tiere, denen diese aus religiösen Gründen Schutz gewähren. Es gibt keine Alternative: Nur die Kontaktaufnahme zum Schillernden Bösen kommt in Frage! Den Feuersöhnen ist er nichts schuldig.
    Ak hetzt durch Buschwerk und Dickicht. Die biegsamen, transparenten Arme der merkwürdigen Gewächse streifen Gorans Wangen, als Ak mit einem Satz durch eine schmale Gasse zwischen den Pflanzen springt. Sie sind kühl und glatt wie Schlangenleiber.
    Der Triumph des Obersten Sohnes des Feuers stimmt Goran traurig. „Heute wirst du den Schillernden Bösen töten, Sohn Anoufs! Großes Glück wird den Söhnen des Feuers zuteil.“ Und er muß die Antwort, die zu geben wäre, in sich verbergen, um Ak keinen Anlaß zum Mißtrauen zu geben: Nein, ich werde ihn nicht töten, Ak, niemand wird ihn töten, denn er steht mir viel näher als vernunftbegabte Insekten!
    Schon von weitem sieht Goran grellweiße Blitze zwischen die Wolken aufgescheuchter Flugwesen stechen, wie Wette r leuchten erhellen sie den Horizont. Sein Herz krampft sich zusa m men, als er an die Zutraulichkeit dieser kleinen Tiere denkt, an ihr lustiges Gezirpe und Geflatter. Welchen Sinn hat ihr Sterben? Doch Vernunft tötet nicht sinnlos, sie mordet nicht.
    Eindringlich befiehlt er Ak, jede Deckung zu nutzen, damit sie nicht zu früh gesehen werden. Sein Begleiter springt, immer den Schatten der Sträucher suchend, in kurzen Sätzen vorwärts. Die Konturen des Fremden sind bereits auszumachen. Ein silbrig schillernder Körper mit Armen, Beinen und Kopf! Wie ein Mensch – oder zumindest menschenähnlich!
    Goran hält Ak an und läßt sich von dessen Rücken gleiten. Jedes Geräusch vermeidend und dicht an die Pflanzenstämme geschmiegt, arbeitet er sich vorwärts. Der Oberste Sohn des Feuers folgt lautlos.
    „Warte hier auf mich!“ sagt Goran, und Ak läßt sich geho r sam auf dem Bauch nieder, die sechs Gliedmaßen zusamme n geklappt.
    Das verzweifelte Kreischen der Schweigenden Engel, die ungeachtet der mordenden Blitze die Nistplätze umkreisen, in denen die Jungtiere mit dünnen Stimmchen fiepen, senkt sich wie ein Tuch über die Landschaft. Beißender Gestank von verbranntem Fleisch dringt in die Nase. Ekel würgt Goran wie ein Galgenstrick.
    Der Schillernde Böse steht mit dem Rücken zu Goran. Aus seiner rechten Faust zucken unaufhörlich todbringende Blitze und zerreißen die runden Körper der Flugwesen. Ein Gemetzel, wie es Goran noch nie erlebt hat!
    Ein ungutes Gefühl beschleicht ihn. Wer so kaltblütig mo r den kann – und sind die Opfer auch nur Tiere –, muß einen gewichtigen Grund haben. Schwach blitzt die Erinnerung an den Rüsselechsenjäger auf. Das hier ist etwas anderes. Das ist keine Jagd, sondern berechnende Vernichtung.
    Im Hintergrund erkennt er den Flugkörper. Er ist verhältni s mäßig klein. Zwischen zwei Rümpfen wölbt sich ein leicht durchgebogenes Deck von stromlinienförmigem Querschnitt. Ein Katamaran…
    Da dreht sich der Fremde langsam, mit ruckartigen Bew e gungen um. Sein Skaphander ist wie aus einem sehr groben, silbrig funkelnden Gewebe gewirkt, wie aus einem Geflecht von fingerstarken, chromblitzenden Stahldrähten. Beim genaueren Hinsehen erkennt Goran, daß dieser Eindruck eine Täuschung ist, die Haut des Raumanzuges ist wabenförmig strukturiert, und die großen Waben reflektieren das grüne Licht der Sonne Zaurak wie Parabolspiegel. Der Fremde strahlt, funkelt und schillert wie ein überirdisches Wesen…
    Der eiförmige längliche Helm

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