Im Glanz Der Sonne Zaurak
gegen die unsichtb a ren Fangarme einer ebenbürtigen Macht.
Und weit vor dem Bug des Raumkreuzers versinkt ein si l bernes Tröpfchen, nur noch als flirrendes Stäubchen erkennbar, im Dunkel des Kosmos.
2. Leander
„…haben Sie die Prüfungen zum Diplom ‘Nautischer Dienst’ mit der Gesamtnote ‘gut’ bestanden. Meinen Glückwunsch, Malden!“ Hauptinstrukteur Tolders Stimme ist so kühl wie weißer Marmor.
Leander Malden läßt die Worte einen Augenblick genieß e risch in sich nachhallen, bevor er den rechten Mundwinkel zu einem arroganten Lächeln verzieht. Es hat ihn jahrelanges Training gekostet, den natürlichen Reflex zu unterbinden und den Mundwinkel statt nach oben geringschätzig nach unten zu verziehen, wenn die Situation den Ausdruck der Freude oder Erheiterung verlangt.
Dieser verächtliche Zug hat sich bereits so in das Gesicht des Zweiundzwanzigjährigen eingegraben, daß der Anschein erweckt wird, Kadett Malden verachte alle und alles und sich selbst am meisten. Doch der Eindruck trügt, Leander Malden ist die Prüfung ganz und gar nicht so gleichgültig gewesen, wie er die Prüfungskommission glauben machen will.
Der Examinator ist ein unbestechlicher Apparat ohne Gefü h le oder Vorurteile. Gerade deshalb wird er von vielen gefürc h tet. Er läßt sich nicht beschwatzen, unterbindet jedes auch noch so geschickte Abweichen vom Thema im Ansatz und extrahiert aus dem Wortschwall des Redegewandtesten unbeirrt die Fakten.
Leander hat dem Examinator ohne Angst gegenübergesta n den. Für ihn war es sogar von Vorteil, daß eine leblose Maschine sein Wissen prüfte. So wie der hochgewachsene, athletisch gebaute junge Mann mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem einzigen Stuhl vor dem halbkreisförmigen Tisch der Kommission sitzt, blasiert und selbstsicher, die linke Hand in der Tasche seiner dunkelroten Uniformjacke, sieht man ihm nicht an, daß er die Prüfungszulassung erst im letzten Auge n blick erhalten hat und der Exmatrikulation näher war als dem Diplom. Und ohne Diplom gäbe es auch kein Offiziersp a tent. Dann wären die sechs harten Jahre auf der Kadettenschule der Raumfahrtakademie umsonst gewesen.
Die blauen Augen glitzern unter den dichten, in die breite Stirn fallenden blonden Locken wie Eisstückchen im vertroc k neten Schilf. Ihr zumeist spöttisches Funkeln wird auch dann um keinen Deut blasser, wenn Leanders geübte knochige Fäuste blitzschnell und ohne Warnung gegen den Körper eines Gegners fliegen. Und Gegner hat Leander Malden viele.
Nur einmal mußte Leander in seinen ungezählten handfesten Auseinandersetzungen eine Niederlage einstecken. Das war damals, als er im Streit die Hand gegen den Vater erhoben hatte. Doch derselbe Vater – Anatol Malden, der berühmte Rau m fahrer, Chef der Erkunderflotte – hat ihm das Studium auf der Kadettenschule ermöglicht und dank seinen Beziehu n gen die vorzeitige Exmatrikulation verhindert, die als logische Konsequenz der fortwährend von Leander angestifteten Raufereien eigentlich überfällig war.
Diese harten, schweren Fäuste und Leanders Unfähigkeit, sie in kritischen Momenten vorsorglich im Dunkel seiner ausg e beulten Jackentaschen verschwinden zu lassen, hätten beinahe Anatol Maldens sehnlichsten Wunsch zerstört, dessen Erfü l lung der alte Raumfahrtveteran mit allen Mitteln anstrebte: einen würdigen Nachfolger zu schaffen, ein Ebenbild seiner selbst, dessen Ruhm den eigenen noch überstrahlen sollte.
Leander spürt an diesem eigentümlichen Kribbeln, das einer Armee von Ameisen gleich über die Haut läuft, daß sein Bein eingeschlafen ist. Bedächtig wechselt er seine Stellung und nimmt dieselbe Pose ein, nur spiegelverkehrt. Er hört nur noch mit einem Ohr auf das, was Hauptinspektor Tolder – der Vorsitzende der Kommission – redet, und denkt an die verflossenen Jahre.
Schon am ersten Tag auf der Kadettenschule „Istvan Balint“ – benannt nach dem legendären Kommodore der ersten interste l laren Expeditionsflotte, die auf dem Rückweg vom Alpha Centauri verschollen ist – hatte er Aufsehen erregt. Nicht durch sein rüpelhaftes Benehmen, die erste Zeit konnte er sich noch beherrschen. Nein, er fiel durch sein ungewöhnl i ches Äußeres auf.
Leander ist ein bärenstarker, gutaussehender junger Mann, aber das begriff er selbst erst viel später als seine Umwelt. Anfangs litt er sehr darunter, nicht dem aktuellen Schönheit s ideal zu entsprechen. Die Haare konnte er sich schwarz färben
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