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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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lassen, aber vor der kosmetischen Operation, die seinem kantigen Gesicht den so sehr geschätzten asiatischen Schnitt gegeben hätte, schreckte er zurück. So viele andere unterzogen sich dieser Manipulation. Er aber fürchtete sich vor dem Augenblick, in dem ihm aus dem Spiegel ein anderes, fremdes Gesicht entgegensehen würde.
    Wie hatte er insgeheim Algert Ponape, diesen ekelhaften Streber, beneidet, der mit seinem hageren Adlerprofil und den leicht schräggestellten Augen stolz auf seine direkte Abkunft von den Norsu, einem Volk, das einst den Nordrand des Himalaja bewohnte, verweisen konnte. Als er dann aber herausfand, daß Algerts Ahnen noch zu Einsteins Zeiten Sklaven hielten und in geflochtenen, mit Lehm beworfenen Hütten wohnten, beeilte sich Ponape schnell, einen waschec h ten Han-Chinesen unter seinen Vorfahren ausfindig zu machen.
    „…können Sie trotz Ihrer guten Abschlußergebnisse au f grund der genannten Fakten nur in die Gruppe vier eingestuft werden, Malden. Und das kann auch Ihr Herr Vater, der von uns allen hochgeschätzte Kommodore Anatol Malden, nicht verhindern! Sie wissen so gut wie ich, Malden, daß Sie heilfroh sein können, überhaupt zur Prüfung zugelassen worden zu sein. Wir hoffen, daß Sie diese Ihnen gebotene Möglichkeit, Ihr undiszipliniertes Vorleben als Vergangenheit abzutun, nach besten Kräften nutzen werden!“
    Tolders Worte haben Leander aus seinen Gedanken gerissen und fallen wie apfelgroße Hagelkörner auf ihn nieder. Er springt auf und ballt in ohnmächtiger Wut die Fäuste. Da hat die Alte also doch nicht ihr Maul halten können, diese scha m lose Hure! Das ist Tolders Rache! Gruppe IV. Als einen der Leistung s besten steckt man ihn in die schlechteste Gruppe!
    Er läßt sich auf den Stuhl zurückfallen und schließt einen Moment lang verzweifelt die Augen. Also nichts mit der Expedition zur Supernova Xi . Und auch die Erforschung der Gravitationswirbel im Kugelsternhaufen Clarissa wird ohne Leander Malden stattfinden. Nicht einmal an der Untersuchung des Zeitparadoxons in der Tempus -Region darf er sich beteil i gen. Nur weil er dem Drängen dieser alten Wachtel nachgeg e ben hat, wo er doch genau wissen mußte, daß dieser Ausbund der Falschheit und Eitelkeit nicht die Klappe halten würde! Aber wenigstens hat es Tolder schwer getroffen! Leander denkt es grimmig. Auch wenn er mich in die mieseste Praktikum s gruppe einstuft, das kann er nicht ungeschehen machen.
    Gut, Leander Malden wird also mit den Versagern, Faule n zern, Begriffsstutzigen und Einfältigen seines Jahrgangs zum System Zaurak fliegen, um dort eine Erkunderbasis zu errichten. Dreckarbeit, langweilige Routine. Keine Möglic h keit, Aufs e henerregendes zu leisten und sich eine solide Grundlage für die Zukunft zu schaffen. Mist, verdammter!
    Seine Augen werden schmal, als Tolder fragt: „Haben Sie etwas gegen diese Bewertung einzuwenden, Malden?“
    Ganz ruhig! befiehlt sich Leander und antwortet betont gleichgültig: „Sie haben sich sicher lange genug den Kopf darüber zerbrochen, Hauptinstrukteur. Es wird schon alles in Ordnung sein.“
    Tolders ohnehin nicht sehr freundliche Miene verfinstert sich, und er sagt beherrscht: „Einen guten Rat noch, Malden! Wenn Sie ernstlich bemüht sein sollten – was ich höchstlich bezwe i feln darf –, in die Fußtapfen Ihres berühmten Vaters zu treten, dann verlassen Sie sich nicht allzusehr auf dessen Rückenwind. Ihr zukünftiger Kommandant, Kapitän Arnold, wird sich den Ton, den Sie sich auf der Kadettenschule angewöhnt haben, keinesfalls bieten lassen! Und wenn Sie erst im System Zaurak sind, wird ihn auch der lange Arm Ihres Herrn Vaters nicht mehr erreichen. Dessen ungeachtet kenne ich Kapitän Arnold ohnehin als einen Mann, der sich von freundschaftlichen Beziehungen einiger Leute zu seinen Vorgesetzten nicht so leicht aus dem Gleichgewicht bringen läßt wie unser hochverehrter Herr Generalinstrukteur. Befolgen Sie diese Empfehlung, Malden! Eine bessere Starthilfe vermag ich Ihnen nicht zu geben.“
    Leander zieht wieder den einen Mundwinkel nach unten und fragt scheinbar unberührt: „Darf ich jetzt gehen, Hauptinstru k teur?“
    Tolder wechselt kopfschüttelnd einen Blick mit seinen Beisitzern. Er hebt beide Hände und läßt sie mit einer Geste der Resignation auf den Tisch zurückfallen. „Beim großen Sirius! Gehen Sie, Kadett Malden, genaue Order wird Ihnen schriftlich zugestellt! Außerdem können Sie sich durch den Aushang im

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