Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Haus des Wurms

Im Haus des Wurms

Titel: Im Haus des Wurms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
wie das Schiff zum Beispiel, mich oder dich; aber auch Gas und Wasser, verstehst du? Energie ist etwas anderes. Die Finsterlinge bestehen bis auf ein paar kleine Materiesplitter aus Energie. Bei den Unzertrennlichen ist das Verhältnis etwas ausgeglichener. Kluge Leute glauben nun, daß sie über die Finsterlinge hinter das Geheimnis der Unzertrennlichen kommen können. Dann wäre es möglich, ein schnelles Schiff zu bauen. Aber bisher hat es keiner geschafft, einen Finsterling zu untersuchen, denn er ist ja fast ausschließlich Energie und kaum an einem Ort zu halten, verstehst du?«
    »Ja«, log der Engel mit ernster Miene.
    »Wie dem auch sei, die Unzertrennlichen führen nicht nur Energie und kleine Materieteilchen mit sich, sondern auch die einstigen Körper des menschlichen Symbioseanteils. Aber das verstehst du wohl nicht, oder?
    Tja, mit anderen Worten… Verflixt, hör einfach zu. Die Unzertrennlichen können nur sich und das, was in ihrer Energiesphäre oder Aura eingeschlossen ist, fortbewegen. Stell dir einfach einen weiten Umhang vor, Engel. Alles, was unter diesen Umhang gesteckt werden kann, fliegt mit.«
    Sie kicherte. Die Vorstellung eines weiten Umhangs machte ihr sichtlich Laune.
    Brand seufzte. »Die Unzertrennlichen sind für uns so etwas wie Botschafter. Sie fliegen hinaus zu den Sternen, unglaublich schnell, und berichten uns, welche Sonnen Planeten haben und wo Welten zu finden sind, auf denen es sich gut leben läßt. Draußen, in anderen Systemen, haben sie Schiffe von fremden Wesen entdeckt. Von dem, was sie uns über diese Wesen erzählen, können wir viel lernen. Außerdem halten die Unzertrennlichen Verbindungen zwischen unseren Raumschiffen aufrecht, indem sie hin und her pendeln. Unsere Schiffe sind immer noch sehr langsam, Engel. Wir haben mindestens schon zwanzig auf die Reise geschickt, aber nicht einmal das erste konnte bisher sein Ziel erreichen.«
    »Die Unzertrennlichen haben all diese Schiffe eingeholt, nicht wahr?« unterbrach der Engel. »Das hast du einmal erwähnt, ich erinnere mich.«
    »Ja, Engel«, antwortete er. »Ich brauche dir wohl nicht zu erzählen, wie überrascht diese Raumfahrer waren.
    Viele von ihnen waren Söhne und Töchter von Leuten, die ihrerseits die Erde zu einer Zeit verlassen hatten, als es noch keine Unzertrennlichen gab. Von Blinkern und Finsterlingen wußte man damals noch nichts. Aber inzwischen halten die Unzertrennlichen die Schiffe von zwei Generationen miteinander in Kontakt und überbringen Botschaften oder sogar kleinere Frachtgüter.
    Wenn wir einmal Kolonien gründen sollten, werden sie auch auf diese Weise miteinander verbunden.«
    »Aber die Unzertrennlichen sind gelähmt«, warf der Engel ein.
    »Ja«, fuhr Brand lächelnd fort, »dafür, daß sie sagenhafte Geschwindigkeiten erreichen, sind sie sonderbar gelähmt. Sie können auf keinem Planeten landen. Die Schwerkraft wäre tödlich für sie. Deshalb wagen sie sich auch nur ungern über die Umlaufbahn des Saturn hinaus in die Nähe der Sonne. Blinker und Finsterlinge dringen nicht einmal so weit in unser System vor. Die Unzertrennlichen müßten sich regelrecht zwingen. Das ist also einer der Nachteile.
    Außerdem sind die Menschen selbst bestrebt, schneller als das Licht zu fliegen. Sie wollen Schiffe bauen und Kolonien gründen. Wem es also gelingt, so schnell zu sein wie die Unzertrennlichen, ohne mit einem Finsterling fusionieren und die entsprechenden Risiken und Nachteile auf sich nehmen zu müssen, nun, der kann eine Menge Geld machen. Und berühmt werden. Und die Sterne erreichen.«
    »Du schaffst es schon, Brand«, sagte der Engel.
    »Ja«, sagte er. Seine Stimme klang plötzlich ernst.
    »Deshalb sind wir hier, Engel.«

    »Nein.«
    Das Wort verfolgte ihn bis in seine Träume hinein. Mit diesem Nein hatte er den Sternen und Melissa den Rücken zugekehrt.
    Doch er konnte sich nicht dazu durchringen, zurück zur Erde zu fliegen. Melissa war mit ihrem ersten Auftrag zu den Sternen unterwegs. Brand liebte sie immer noch, er konnte die Hoffnung nicht aufgeben, wieder mit ihr zusammenzukommen. Aber eine neue Chance wurde ihm verweigert. Es gab mehr Kandidaten als Finsterlinge, und Brand war in der Abschlußprüfung durchgefallen.
    Eine Zeitlang arbeitete er in der Changling Station.
    Dann heuerte er auf einem Frachtschiff an, das zwischen Triton und dem Jungle pendelte, und ließ sich als Raumfahrer ausbilden. Nach zwei Jahren hatte er genug gespart, um sich selbständig zu

Weitere Kostenlose Bücher