Im Haus des Wurms
sagte sie zaghaft.
»Immer mit der Ruhe. Ich bin ja da«, entgegnete er.
Und dann, Robi zugewandt: »Du machst ihr Angst. Sei still. Ich habe versprochen, ihr die Unzertrennlichen zu zeigen.«
Robi warf ihm einen wütenden Blick zu und schlug auf den Schalter des Sichtschirms. Der Monitor flammte auf.
»Bitte schön«, zischte sie.
Der Triumphwagen hatte den Jungle erreicht. Brand zählte ein gutes Dutzend Wracks in unmittelbarer Umgebung. In einer Ecke des Monitors war Changling Station zu erkennen, umringt von Fallenstellerschiffen. In der Mitte des Bildschirms drehte sich ein großes Rad, die Versorgungsstation Hades IV mit ihren Bars und Vergnügungshallen.
In der Nähe von Hades schwebte eine etwa sechsköpfige Gruppe von Unzertrennlichen, die von weitem nur als weiße Punkte auszumachen waren.
Andere, die in geringerer Entfernung durch den Raum trieben, konnte man deutlicher erkennen. Sie sprachen miteinander, selbst im Vakuum der solaren Randzone.
Durch einen einfachen Willensakt gelang den Unzertrennlichen die Umwandlung ihrer dunklen Aura in sichtbare Spektren. Ihre Sprache bestand aus Lichtzeichen.
Robi hatte bereits Kurs auf die Unzertrennlichen genommen. Brand nickte dem Engel zu und deutete auf den Bildschirm. »Die Unzertrennlichen«, sagte er.
Der Engel kreischte vor Vergnügen, flog näher heran und drückte die Nase gegen den Schirm. »Sie sind so klein«, sagte sie und flatterte aufgeregt mit den Flügeln.
»Vergrößere die Brennweite«, sagte Brand zu Robi, doch sie ignorierte ihn. Brand schnallte sich auf dem Sessel neben ihr fest und tat es selbst. Der Engel strahlte, als die Unzertrennlichen in doppelter Größe zu sehen waren.
»Wir werden in fünf Minuten dicht bei ihnen sein«, sagte Brand.
Robi tat so, als habe sie nichts gehört. »Du bist mir ein Rätsel, Brand«, sagte sie ernst und verhalten, damit der Engel nichts mitbekommen konnte. »Männer, die sich Sexattrappen zulegen, sind entweder krank, verkrüppelt oder impotent. Aber warum du? Du machst doch einen ganz normalen Eindruck auf mich. Warum brauchst du einen Engel, Brand? Was hast du gegen Frauen?«
»Mit Engeln kommt man leichter aus«, knurrte Brand.
»Und sie tun, was man ihnen sagt. Hör auf, an mir herumzukritteln, und schalte die Signallichter ein. Ich möchte mit unseren Freunden da draußen reden.«
Robi sah ihn finster an. »Reden? Warum? Einfangen sollten wir sie. Hier schwirren genug herum…«
»Nein. Ich will jemanden finden, jemand Besonderes.
Ihr Name war Melissa.«
»O je«, sagte Robi. »Engel und Unzertrennliche. Du solltest es mal zur Abwechslung mit einem Menschen versuchen, Brand. Könnte vielleicht nicht schaden, verstehst du?« Doch während sie dies sagte, hatte sie die Signallichter in Funktion gebracht.
Und Brand funkte hinaus in den Raum. Einer der Unzertrennlichen reagierte und war kurz darauf verschwunden. »Sie kommt«, sagte Brand zuversichtlich.
»Sie kommt, trotz allem.«
Der Engel flatterte mittlerweile aufgeregt in der Kommandokabine herum und berührte alles, was in ihre Reichweite kam. Normalerweise war ihr der Zutritt zur Brücke nicht erlaubt.
»Beruhige dich«, sagte Brand zu ihr. Sie flog ihm glücklich entgegen und kuschelte sich auf seinen Schoß.
»Was tun die Unzertrennlichen nur?« fragte sie und legte einen Arm um seine Schulter. »Werden sie uns ihre Tricks verraten, Brand? Fliegen wir zu den Sternen?«
»Bald, Engel«, antwortete er. »Bald…«
Dann tauchte Melissa plötzlich auf dem Bildschirm auf. Brand überkam ein kalter Schauer.
Ihre Haut war kreideweiß geworden. Das silbrig leuchtende Haar umkränzte ihren Kopf wie ein Lichthof.
Aber sonst war sie dieselbe geblieben. Sie hatte immer noch die straffen Kurven einer Zwanzigjährigen und das Gesicht, an das sich Brand erinnerte.
Er scheuchte den Engel vom Schoß und bediente ein paar Schalter auf der Konsole.
Draußen fingen die Sterne an zu flackern. Der helle Punkt der fernen Sonne verdunkelte. Die Schiffe im Jungle, das Hadesrad, Changling Station, alles wurde mit einemmal blasser. Nur Melissa und die anderen Unzertrennlichen blieben unverändert.
In der Kugelfalle gefangen.
Robi lächelte und öffnete den Mund, um zu sprechen.
Aber Brand brachte sie mit einem Blick zum Schweigen, noch bevor sie ein Wort gesagt hatte. Mit den Signallichtern rief er Melissa. Als sie antwortete, setzte er den Schutzschirm außer Betrieb, um sie hereinzulassen.
Er traf sie im Korridor vor der Luftschleuse.
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