Im Heimlichen Grund
sie hinunter in den wasserleeren Waldgraben, der sich vomFuchsenbühel zum Klammbach zog und mit zusammengeschwemmtem Laub gefüllt war. Dort vergrub er sie und legte Steinbrocken darauf.
Peters Vermutung war richtig gewesen: Das Räuchern nahm den Fellen den üblen Geruch.
Eva schliff an einem flachen Granitbrocken, den sie in den Lehmboden ihrer Höhle eingelassen hatte, neue Nadeln zurecht, denn sie wollte aus den Fellen anliegende Winterkleider anfertigen.
Das Nähen selbst war eine langwierige, unbehagliche Arbeit. Für jeden Stich mußte zuerst mit dem Hartsteinbohrer ein Loch gemacht werden, die handgezwirbelten Fäden waren knotig, die nicht gewalkten Felle widerspenstig.
Diese Schwierigkeiten störten Eva nicht, aber etwas anderes. Ein brennender Durst, an dem der zu stark gesalzene Braten schuld war, zwang sie, die Arbeit immer wieder im Stich zu lassen und zum Bach hinunter zu eilen. Wenn sie nur ein Gefäß gehabt hätte, um sich einen Trinkwasservorrat in die Höhle zu schaffen! Peter wußte Rat: Aus dem größeren Rehbockschädel wollte er ihr ein Gefäß machen. – »Pfui!« Eva spuckte vor Ekel aus, denn der Schädel stank abscheulich! In der Wärme waren Reste vom Gehirn, Fleischfasern und die Beinhaut an den Knochen in Fäulnis übergegangen. Da grub Peter eine handtiefe Grube in den Lehmboden des schiefen Ganges und füllte sie mit einem wässerigen Brei aus Asche und Lehm. Dahinein legte er den Schädel, dessen Hirnkapsel er mit demselben Brei gefüllt hatte. Als er ihn nach einigen Tagen herausnahm und im Bache mit frischgebrochenen Fichtenzweigen von innen und außen gebürstet hatte, war der üble Geruch verschwunden.
Bis die Schädeldecke mit der Hartsteinsäge abgesägt, die Schalenränder zugeschliffen, die Schädelnähte verpicht waren,vergingen mehrere Tage, und das Ergebnis war doch nur eine flache Schale, die freilich durch die zwei Stirnzapfen, die als Füße dienten, standfest war. Je nun, viel war's nicht, aber besser als gar nichts. »Weißt, Everl, die Steinbockshörner, die wären richtig.«
Doch auch das Steinbocksgehörn mußte mit denselben Mitteln gereinigt werden wie der Schädel. Aber ganz geruchlos war es auch dann noch nicht. Peter lehnte die Hörner an die Höhlenwand und wollte die gründlichere Reinigung anders versuchen. Da fiel sein Blick auf die angekohlten Holzstücke, die um die Feuerstelle lagen. Von denen kratzte er mit einem Hartsteinschaber die Holzkohle, füllte damit die Hörner und goß Wasser nach. In einigen Tagen mußte es sich ja zeigen, ob er das richtige Mittel gefunden hatte.
Eva aber war ungeduldig. Sie benützte weiter die Schädelschale und ärgerte sich laut, daß so wenig hineinging. Wie das im Winter werden solle ?
»Ich kann doch das Wasser nicht in einem Korb heraufschleppen!« sagte Peter, als Eva wieder einmal schimpfte. Oder doch? Konnte er nicht die Fugen des Geflechts auch mit Lehm oder Harz verstreichen, wie er es beim Salzkorb getan hatte ? Ohne Zögern ging er daran, alle Fugen eines Tragkorbes von innen und außen dick mit breiigem Lehm zu verstreichen. Peter hielt den Korb gegen das Licht der untergehenden Sonne. Sie schimmerte nicht durch. Da konnte auch das Wasser nicht durchsickern. Wenn sich der Lehm einmal mit Wasser vollgesogen hatte, war er undurchlässig.
Behutsam stieg Peter mit dem neuen Gefäß zum Bach hinunter und brachte es halbgefüllt in die Höhle. Das Wasser war trüb. Eva mußte abwarten, bis es sich klärte. Sie brauchte nicht lange zu warten.
Wieder war ein brauchbares Gerät geschaffen!
Beim Abendessen schwatzten die Höhlenkinder von einer behaglichen Zukunft, bis die Müdigkeit sie auf ihre Lager trieb. Peter schaute noch lange im flimmernden Lichte des knisternden Feuers zur Decke der Höhle empor, wo der Fleischvorrat im langsam ziehenden Rauch hing, und dachte an die Erlebnisse der letzten Tage und Nächte. Kichern mußte er, als ihm einfiel, wie die Bären vor den brennenden Zweigen geflohen waren. Er nahm sich vor, ihnen noch öfter so heimzuleuchten.
Doch dazu sollte er etwas haben, worin er das Feuer mit sich tragen konnte, ein Gefäß, das die Glut bewahrte, ohne selbst zu verbrennen ...
Wie einfach! Ließ sich in einem mit Lehm ausgestrichenen Korb Wasser tragen, warum nicht auch glühende Kohlen? Moderholz darauf, das nur langsam glimmen konnte, und einige harzbestrichene Stäbe, harzbestrichene Pfeile zur Hand, die sollten taugliche Waffen werden gegen die Bären – ja, das mußte
Weitere Kostenlose Bücher