Im Heimlichen Grund
aber kein Tropfen Regen fiel.
Und Peter begann zu hoffen. Vielleicht, daß der obere Wind die Wolken davontrieb, wie schon oft ... Es wurde ihm zu langwierig, auf dem schmalen Erntepfad durchsGesträuch zu kriechen, dessen Zweige ihm von beiden Seiten ins Gesicht schlugen.
Er verließ den Pfad und begab sich ins Bachbett, watete durch das Wasser und freute sich über den rotflimmernden Widerschein seiner Fackel auf den unruhigen Wellen. Seine Füße schmerzten vom Gehen auf klobigem Geröll.
Juchzend betrat er das Ufer und entdeckte Eva, die im Rahmen der sanft geröteten Felsen aus ihrer Höhle sah.
In wenigen Augenblicken hatte er den neuen Steigbaum erklettert und stand in der unteren Höhle. Rasch zerbrach er den schwelenden Ast, riß aus seinem Lager trockenes Gras und Reisig, kauerte nieder und blies in die Glut, wie es die Ahnl beim Feuermachen getan hatte. Flackernde Flammenzungen entstiegen den knisternden Reisern, blauer Rauch kräuselte empor. Die Höhlenkinder knieten vor dem Feuer, sie haschten nach den Flammen und sahen mit Entzücken die Lichter und ihre eigenen Schatten über Wände und Decke des Höhlenraumes huschen. Jetzt erst merkten sie, daß die Höhle größer war, als sie geahnt hatten. Im Hintergrund, wo sie die Decke geschlossen wähnten, gähnte ein schwarzes Loch, und weiter rechts vor der schrägen Rinne, die sich zum Quellsee senkte, führte schmal und hoch ein anderer Gang ins Freie.
Jetzt fiel Peter die Wildkatze wieder ein, die er am Sonnstein gelassen hatte. Prahlend schilderte er, wie er das furchtbare Tier erlegt hatte. »Das Fell kriegst du, Eva. Das gibt einen warmen Brustlatz für den Winter.«
Hastig erzählte er auch von den Rehböcken. »Die hol' ich gleich.« Zuvor zertrümmerte er noch den alten, halbmorschen Steigbaum. Eva legte einige Scheite auf das zusammengesunkene Reisigfeuer, und dann eilten sie zum Sonnstein.
Sorglos gingen sie durch die Dämmerung – sie hatten ja das Feuer, das ihnen den Weg erhellte. Vom beizendenRauch vertrieben, verließen Fledermäuse ihre Schlupfwinkel und flohen aus den Wohnungen der Höhlenmenschen, in die das leuchtende Feuer eingezogen war.
Der Urschlitten
Im unruhig zuckenden Licht der Astfackeln näherten sich die Höhlenkinder der Insel. Dichte Rauchschwaden quollen ihnen entgegen: Der Riesenbaum war niedergebrannt. Mannshoch ragte sein schwarzer Strunk, der Quere nach vielfach geborsten, von einer dünnen Aschenschicht überzogen. Über seine dunkle Oberfläche huschten glimmende Lichtstreifen, leuchteten auf und verlöschten. Die toten Rehböcke waren unversehrt. In der Luft lag ein eigentümlicher, halb widerlicher, halb lockender Geruch.
Eva hatte die Wildkatze gefunden und kauerte sich damit zu den toten Rehen. Liebkosend streichelte sie das Fell und die schönen Köpfe der Tiere. Peter stöberte im Gesträuch herum und suchte nach der Ursache des sonderbaren Geruchs.
Am Bachrand, unter versengten Brombeerranken, fand er die Rehgeiß. Ihr vom Brand entstellter Kopf lehnte am heißen Felsen, der dünne Hals war von einem Schorf angebrannter Haare bedeckt. Vom versengten Fell ihrer Vorderläufe und der Brust stieg der widerlich brenzliche Geruch auf. Peter löste mit seinem Steinmesser ein Vorderbein samt der Schulter aus. Hei, wie das gebratene Fleisch duftete!
Er versuchte davon. Nicht schlecht, aber fad! Einer seiner Gürteltaschen entnahm er ein wenig Salz, streute es auf dasFleisch und kostete wieder. Jetzt war es richtig! »Eva, es schmeckt!« Schmausend und schmatzend saßen sie beisammen, den Rücken gegen den durchwärmten Fels gelehnt, Köcher und Bogen neben sich.
Peter ruhte nicht lange. Er dachte ans Heimschaffen der vierfachen Beute. Schon wurde aus Abend Nacht. Er suchte einen großen gegabelten Ast, legte die beiden Böcke und die Ricke darauf, schnürte das Ganze mit Waldrebenranken fest und hatte so einen einfachen Schlitten gebastelt, auf dem sich die Last heimziehen ließ.
Peters Versuch, die drei Tiere auf einmal fortzuschaffen, zeigte ihm, daß er seine Kraft überschätzt hatte, er versuchte es mit nur zweien; aber auch das war zu schwer.
Plötzlich hörte er durchdringende Schreie – Schreie, aus denen Entsetzen, tödlicher Schreck, ein Flehen um Hilfe gellten. Ihn überlief es kalt. Er suchte nach seinen Waffen. Den Bogen fand er sofort, wo aber waren die Pfeile?
Da kam Eva herangestürmt und warf sich schluchzend am Feuer nieder.
»Eva, was gibt's ? Gib Antwort!«
»Ein schwarzer
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