Im Heimlichen Grund
Rahmen kreuz und quer, zerschnitt die Fußenden vonRehfellen zu breiten Streifen, fettete sie ein und machte sie als Bindung fest.
Als Wassergefäße hängte er sich die größten Steinbockshörner an Darmsaiten um den Hals. So ausgerüstet, wagte er den Gang ins Freie.
Die plumpen Schneeschuhe an den Füßen, hangelte er sich an den Aststummeln des Steigbaums hinunter, während er die Knie gegen den Baum stemmte.
Auf dem lockeren Schnee unten sank er nur wenig ein.
Da lachte er vor Freude, obwohl der Wind ihm die Schneenadeln durch jeden Ritz seines schlecht schließenden Fellkleides trieb.
Nachdem Eva ihr Wasser hatte, wühlte er den Schlitten aus dem Schnee, ließ sich die beste Steinaxt und den Feuerkorb herunterreichen, die er beide auf dem Schlitten festband, und fuhr dem Walde zu. Beim Abschlagen dürrer Äste flog ihm das Steinbeil aus der Bindung und versank irgendwo im Schnee, wo es nicht zu finden war. Verdrossen schleppte er einen riesigen Haufen Streuholz zusammen und band es auf dem Schlitten fest, so hoch er reichen konnte.
Langsam setzte er seine Last in Bewegung. Nicht ohne Gefahr, vom Wind umgeworfen zu werden, kam der hochbeladene Schlitten über die Brücke. Keuchend und prustend, an abschüssigen Stellen den Schlitten im Kreuz, strebte Peter am Bocksgraben abwärts der Höhle zu.
Krampfhaft umklammerten seine kältestarren Finger die Schlittenkufen. Als er endlich vor der Höhle hielt, waren Hände und Füße gefühllos geworden. Eva mußte ihm die Schneeschuhe losknüpfen. Ihr überließ er das Abladen und Schichten des Holzes, kauerte sich verdrossen in seine Schlafgrube und versuchte, warm zu werden.
Erst als die Herdmauern förmlich glühten und Peter dasdampfende Holz aus ihrer Nähe schaffen mußte, war die Wärme im Höhlenraum gleichmäßiger.
Peter dachte an die Plage seiner Schlittenfahrt, an die Angst, seine Finger zu erfrieren. Die Hände brauchten einen Schutz! Er beschloß, sie in Zukunft mit Eichhornfellen zu umwinden.
Da es ihm nicht gelingen wollte, die Häute auch nur annähernd auf die gewünschte Weite zu dehnen, machte sich Eva daran, aus zwei Bälgen, die mit den Haarseiten zusammengelegt wurden, erst einmal den Fäustling für die rechte Hand zu nähen. Er wurde ein Sack, von dem ein unförmiger Daumen abstand. Peter lachte, war aber zufrieden und brachte ihr zwei andere Bälge für die Linke. Er überließ ihr die Arbeit ganz, während er für sein verlorenes Steinbeil einen Ersatz suchte.
Die Darmbindung hielt die Wucht der Schläge nicht aus, das wußte er nun. Wie war das doch mit Evas Fleischklopfer? Richtig, Eva hatte einen Schaft in das Markloch eines Wirbels geschoben – sollte er es nicht noch einmal versuchen, einen Steinkeil zu durchlochen und einen Schaft einzutreiben? Daß er einen Hartsteinbohrer nicht mit der bloßen Hand durch den Steinkeil bringen konnte, war ihm klar; die Drehung mußte rascher und anhaltender sein. Zunächst suchte er nach einem Steinkeil, der sich leichter bearbeiten ließ als die quarzigen Steine. Im Allerlei fand er den grob keilförmigen grünen Serpentin aus dem Neuen Steinschlag. Mühsam versuchte er, ihn an einer Sandsteinplatte zu einem möglichst flachen Beil zu schleifen. Das ging aber so langsam, daß er es nach redlicher Plage aufgab und sich mit dem Ergebnis begnügte: einem plumpen Gebilde, das ungefähr einem Beil glich. Als wuchtige Schlagwaffe mochte es recht brauchbar sein. Er klemmte es in eine Ritze des Werkstrunks, hockte sich davor, umklammerte den Strunk mit beiden Fußsohlen und setzte dieSteinspitze seines Pfeils an die Bohrstelle. Dann nahm er den Schaft des zum Bohrer gewordenen Pfeils zwischen die Handflächen und versetzte ihn in eine quirlende Drehung.
Wohl entstanden an der Bohrstelle Kratzer im Stein, aber immer wieder glitt die Spitze des Pfeiles ab. Peter legte einen Rehwirbel über die Bohrstelle, kittete ihn mit Wachs und Harz fest, steckte die Bohrerspitze durch das Markloch des Wirbels und zwang sie so, beim Drehen an derselben Stelle zu bleiben; jetzt schien ihm das Gelingen nur noch eine Frage der Zeit und der Geduld.
Erst als er die Hände nicht mehr bewegen konnte, nahm er die Führung ab und stellte fest, daß er sehr, sehr wenig ausgerichtet hatte. Die Kratzer waren noch immer Kratzer.
Entmutigt legte er sein Bohrgerät hin und suchte Trost in der Mahlzeit, die Eva bereitet hatte.
Die angefangene Arbeit ließ ihm keine Ruhe. Nach dem Abendessen nahm er die Bohrversuche wieder
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