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Im Heimlichen Grund

Im Heimlichen Grund

Titel: Im Heimlichen Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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Granate als Augen in den Vogelkopf und freute sich, als Eva die Haube aufsetzte und sich im Spiegel des Wasserkorbes beschaute. Durch mancherlei Halsverrenkungen brachte sie es sogar fertig, auch den blaugrün schillernden Stoß, der ihr über den Nacken hing, im Spiegelbild zu sehen.
    Aus den beiden stärkeren Fuchsbälgen wollte Eva für Peter Kniestutzen machen, aus den zwei schwächeren Stutzen für sich selbst. Der fünfte Balg endlich sollte Evas neuer Muff werden. Das mit Moos ausgestopfte Hasenfell blieb jetzt ihre Kopfstütze.
    Der nächste Tag war, wie Peter an seinen Zeitstrichen ablas, ein Sonntag. Der Regen hatte schon in der Nachtaufgehört. Als die Nebel sich im Laufe des Vormittags verzogen hatten, war das Grasland am Bocksgrabenbach vom Wasser frei, und der helle Herbsttag lud die Kinder ein, ihre Höhle zu verlassen. Zum Grab der Ahnl wollten sie. Sorgfältig gewaschen und gekämmt, angetan mit ihren Winterkleidern, an den Füßen die neuen Schuhe, die Kniestutzen an den Waden, im Federschmuck ihrer Kopfbedeckungen stiegen sie, den Feuerkorb in den Händen, den Steigbaum hinab.
    Sie gingen langsam am Fuß der Höhlenwand den Bocksgrabenbach aufwärts.
    Schon waren sie am Fuchsenbühel angelangt, und noch immer konnten sie den Bach nicht überspringen. Aber auf dem unterwaschenen Ufer standen dicht beieinander zwei armdicke Tannen, die sich schräg über den Bach neigten. Wären sie drüben aufgelegen, so wären sie als Stegbäume brauchbar gewesen. Peter versuchte, sie niederzudrücken. Eva erriet seine Absicht. Gemeinsam stiegen sie die Bäume hinan, die Hände im Gezweig verkrallt; da gab das Ufer langsam dem Drucke nach, und die beiden Stämme legten sich sachte über den Bach.
    Diese Bäume sollten eine Brücke über das schmale, aber tiefe Bachbett werden, beschloß Peter, begnügte sich aber vorläufig damit, nur die paar aufragenden Wurzeln und Äste abzuschlagen. Dann belegte er mit Evas Hilfe die Brückenbalken mit aufgelesenem Prügelholz.
    Beim Grab, das von angewehtem Laub hoch überdeckt war, knieten sie nieder und verrichteten ihre Andacht. Sie hatten der Toten viel zu erzählen und dem Allmächtigen viel zu danken, aber auch viel von ihm zu erbitten. Der Winter war nicht mehr weit.
     

Eva räumt auf
    In der Abenddämmerung des schönen Herbsttages kehrten die Kinder heim zum Feuer, müde und mit kalten Beinen, die nicht warm werden wollten. Da kam Eva, die beim Wegräumen der Asche festgestellt hatte, daß die Herdsteine heiß waren, auf den Gedanken, sich einen in das Laub ihres Lagers zu legen. Da sie ihn mit den Händen nicht fortschaffen konnte, half sie sich mit dem zu einem Doppelhaken gestutzten Astquirl eines starken Fichtenwipfels, und Peter machte es ihr nach.
    Die Wärmsteine zu Füßen, kuschelte sich jedes auf seinem Lager zusammen; sie spürten bald, wie das Kältegefühl wohltuender Wärme wich.
    Am nächsten Morgen unternahm Peter wieder einen Erntegang. Er war darauf gefaßt, in der Gegend der Südwand oder in einem neuen Steinschlag Bären zu begegnen, und hatte für sie einige Pfeile stark mit Harz bestrichen. Eva mußte daheim bleiben und das Feuer hüten.
    Bei der angefangenen Brücke am Bocksgrabenbach angelangt, dessen Wasser bereits stark gesunken war, flocht er, um das Brücklein zu festigen, von beiden Ufern her lebende Waldrebenranken seitlich um Querhölzer und Balken. Das Gezweig der langen, auf dem Boden liegenden Wipfelenden beschwerte er mit Steinen und Rasenstücken, und von den Wurzeln der Bäume schlug er so viel weg, daß die Brücke für den Schlitten befahrbar wurde. Er füllte den Ufereinbruch mit Steinen aus, so daß alles hüben und drüben fast eben ins Gelände eingebaut war.
    Mit wiegenden Schritten ging er versuchsweise auf der Brücke hin und her, bevor er seinen Weg zum Laubwald auf der Sonnleiten fortsetzte. Als er in großer Entfernung an einer der niedergegangenen Steinlawinen vorbeikam, sah er zwei alte und einen jungen Bären sowie Geier und Krähen beim Fraß. Er wagte nicht, ihnen die Beute streitig zu machen. Obwohl das Raubwild ihn auch bemerkt hatte, ließ es ihn unangefochten vorbei. Seinem Feuerkorb, auf dessen Glut er Gras und dürre Blätter gelegt hatte, entquoll dicker, gelblicher Rauch. Klopfenden Herzens setzte Peter seinen Weg am oberen Rande des Laubwaldes fort. So kam er zur Südwand.
    Dicht an einer großen Höhle, die er zum erstenmal näher sah, ging er vorbei. Aus der herumliegenden Losung und einer Menge

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