Im Heimlichen Grund
Fuß' hätt' ich gern einen Wärmstein.«
Peter beeilte sich, ihr nicht einen, sondern gleich drei Wärmsteine zu bringen, die er nacheinander im Traghaken heraufschleppte und, heiß wie sie waren, ihr zu Füßen ins Moos bettete.
Bevor er selbst zur Ruhe ging, grub er für den Rest desBocks draußen eine Grube unterhalb der Schutzmauer. Wie gut hatte das ungeräucherte Fleisch des jungen Tieres geschmeckt! Auch das übrige sollte frisch genossen werden. Die Fleischgrube beschwerte er mit Steinen.
Die Schlagfalle
Nun kam eine schlimme Zeit, Eva wurde krank. Zerschlagen, fröstelnd, von bohrenden Kopfschmerzen und Schnupfen gequält, lag sie in ihrer Schlafgrube. Es war so grimmig kalt, daß in den Nächten die Füchse bellten und in den Höhlen dicker Nebel stand, während draußen das Frostwetter die Luft weithin klar und durchsichtig machte. Eva hegte einen Groll gegen Peter, der sie in die nasse Kälte hinausgetrieben hatte und so an ihrer Erkrankung schuld war. Seine Pflege war rührend, aber unzulänglich, mindestens anfangs. Er legte ihr erhitzte Steine in das Lagermoos; sie nahm es dankbar hin. Doch seinem Vorschlag, allerlei herbe Kräuter zu kauen, folgte sie höchst ungern. Sie schmeckten so abscheulich bitter, daß Eva nach kurzer Zeit genug hatte und weitere Heilversuche rundweg ablehnte. Nur die hellste Zeit des Tages verbrachte sie außerhalb ihres Lagers und bereitete die Mahlzeiten. So zog sich ihr Zustand wochenlang hin. Anfangs blieb Peter noch ganze Tage daheim und bearbeitete die Felle oder schliff an seinem Beil. Auch die Versuche, das Steinbeil zu durchlochen, nahm er wieder auf, ohne viel zu erreichen. Schließlich aber mußte er den Vorrat an Brennholz und Fleisch erneuern.
Auf seinen Streifzügen in der Nähe der Eichenbestände am Alten Steinschlag stieß er auf einen Wildschweinwechsel.Wie ein Hohlweg führte er durch die Schneemassen. Peter entschloß sich, dort eine Falle aufzurichten, wie er sie in schlaflosen Nächten ausgedacht hatte.
Als Schlagbolzen, der über der engsten Stelle des Wechsels hängen sollte, hackte er ein armlanges, schenkeldickes Stück einer Föhre zurecht und ließ vom Astquirl spannenlange Stummel daran; an die wollte er Steine binden, um die Wucht des Bolzens zu steigern, in dessen unteres Ende er eine Hartsteinspitze schäftete. Aus Bocksgedärm drehte er ein langes Seil, das stark genug sein mußte, das Gewicht großer Fallsteine zu tragen. Es sollte, über den Wechsel gespannt, den Weg versperren und, unter einer Baumwurzel durchgezogen, am Stamm des nächsten Baumes bis zum ersten Ast und an ihm bis zu einer Gabelung geführt werden. Dort mußte der Schlagbolzen fallbereit befestigt werden. So weit war Peter mit seinen Überlegungen, als er im Schutz seines qualmenden Feuerkorbes die Falle in den Wechsel einbaute. Noch wußte er nicht, wie er den Schlagbolzen anbringen sollte, damit dieser bei einer Berührung des Seiles niedersauste. Er verließ sich darauf, daß ihm schon noch etwas einfallen werde.
Durch einen Zug unten am Seil mußte dem Bolzen oben der Halt entzogen werden. Also befestigte er am oberen Ende des Spannseiles einen zwei Finger dicken, glattgeschabten, gut eingefetteten Gleitpflock, um den er die Tragschlinge des Schlagbolzens legen wollte. Quer über den Schenkeln der Astgabel, genau über der Mitte des schmalen Wechsels, band er Hölzer fest, die den vom Schlagbolzen beschwerten Gleitpflock tragen sollten.
Endlich war es soweit; der Schlagbolzen hing so hoch über dem Spannseil, daß Peter die Stummel des Astquirls gerade noch mit den Händen fassen konnte. Nun holte er von der nahen Schutthalde des Alten Steinschlags Felsbrocken, die er am Quirl des Bolzens befestigen wollte. Vorsichtigversuchte er, ein schenkeldickes Felsstück von halber Armlänge an dem Aststummel festzubinden, ohne daß der Gleitpflock oben aus seiner Lage käme. Aber mit den kältestarren Fingern legte er den Stein so unvermittelt auf, daß der Bolzen ins Schwingen und der Gleitpflock aus seiner Lage geriet; im nächsten Augenblick sausten Stein und Bolzen herab. Nur der Schwingung des Bolzens hatte es der Fallensteller zu verdanken, daß der schwere Stein ihm nicht die Zehen zerquetschte, sondern sich dicht vor seinen Füßen in die Erde bohrte. Das war ein schöner Schreck für Peter! Immerhin, die Schlagfalle war gelungen. Ehe er sie richtete, trabte er heim, um Köder zu holen. Gegen Abend, als der Schneefall aufgehört hatte, kehrte er zu der Falle
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