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Im Heimlichen Grund

Im Heimlichen Grund

Titel: Im Heimlichen Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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aneinandergereiht viele spitze Zähnchen. Aha, das war eine Spitzmaus! Sie hatte also ihren Gestank bewahrt. Er warf sie ins Feuer und beeilte sich, einige Wacholderbeeren zu kauen, um den üblen Nachgeschmack zu vertreiben. Eva erging es besser. Sie hatte für sich eine Waldmaus erwischt, und die schmeckte vortrefflich. Peter, der jetzt mit Nase und Augen Stück für Stück untersuchte, warf die ungenießbaren Spitzmäuse ins Feuer und nahm sich vor, die kleinen Stinktiere in Zukunft laufen zu lassen. Die Waldmäuse aber schmeckten ihm so, daß er sich die Finger danach leckte. Eine Handvoll Haselnüsse und Birnen vervollständigten das Mahl.
    Als es vorbei war, fragte Eva, indem sie mit der Hand einen Bogen rund um sich her beschrieb: »Ja, Peter, merkst du denn nicht, was ich inzwischen gemacht hab'?«
    In der Höhle war eine Ordnung wie nie zuvor. Der Boden war reingefegt, die mit Mergelplatten ausgelegte Feuerstelle mit sorgfältig aufgelegten Steinen umbaut, Evas Küchengerät und ihre Würzkräuterbüschel hingen wohlgeordnet an den Aststummeln der Trockenbodenstützen. Aus einem Sandhaufen sahen die Blattschöpfe eingelegter Schwarzwurzeln, Wegwarten und wilder Mohrrüben.
    An der rechten Höhlenwand standen der gefüllte Wasserkorb und die neuen Tragkörbe.
    Nah am Feuer waren die Hocker untergebracht, und vor der größten Lichtluke der Außenmauer stand Peters hoher Arbeitsstock – eine wohltuende Ordnung, wohin das Auge schaute.
    »Gut hast's g'macht, Eva«, sagte Peter anerkennend.
    Glücklich über sein Lob, erzählte sie ihm, was ihn auchnoch freuen mußte. Sie hatte das alte Laub seines Lagers in den Schiefen Gang geräumt und seine Schlafgrube hoch mit trockenem Moos gefüllt. Die Bettdecken aus Eichhornfellen, die bei feuchtem Wetter so unangenehm rochen und deren Nähte vielfach aufgegangen waren, hatte sie durch Rehhäute ersetzt. Einen vorbereiteten Hasenbalg hatte sie gereinigt, eingefettet und mit dürrem Moos ausgestopft: ein Kopfkissen für Peter. Evas Augen leuchteten voll Stolz, während sie aufzählte, was sie alles fertiggebracht hatte.
    Da faßte Peter sie bei beiden Händen und sprach ihr die höchste Anerkennung aus, die er ihr sagen konnte: »Everl, wenn das die Ahnl erlebt hätt', daß du so g'scheit und fleißig geworden bist, die hätt' sich gefreut!«
     

Jagd im Schnee
    Der sonnige Spätherbst lockte die Höhlenkinder hinaus, im Laubwald Nachernte zu halten. Sie fühlten sich im Umkreis des qualmenden Schutzfeuers sicher.
    Acht Körbe voll überreifer Birnen hatten sie, die mußten rasch gedörrt werden. Peter erhöhte die Herdumfassung und deckte sie mit quer aufgelegten Mergelplatten, auf denen die Birnen braten konnten. So war aus dem offenen Feuer ein geschlossener Herd geworden, freilich nur vorübergehend, weil die Steinplatten in der Hitze barsten.
    Den schönen Spätherbsttagen folgten ganz unvermittelt Schneestürme. Sie brachten sausende und klingende Massen von harten, glitzernden Nadeln und Sternchen, die an den Wänden niederfegten und in stäubenden Schwaden die Halden entlangwirbelten.
    Am Fuße der Höhlenwand häuften sich die Schneewehen, wurden fortgetragen und häuften sich von neuem kniehoch, mannshoch. Eisiger Sturm drang durch die Fugen der Schutzmauer und wehte den feinen Schnee in die Höhle.
    Als Peter versuchte, die Höhle zu verlassen, um den Vorrat an Brennholz zu ergänzen und Trinkwasser zu holen, sank er bis zu den Schultern im lockeren Schnee ein.
    Mühsam arbeitete er sich am Steigbaum empor und erklärte, von Kälte geschüttelt: »So geht's nicht.«
    Und doch mußte er Mittel finden, zum Bach und in den Wald zu gelangen. Trinkwasser und Holz mußten beschafft werden. Der Schnee stillte den Durst nicht, und das nimmersatte Feuer durfte nicht ausgehen.
    Da erinnerte er sich an seine Erlebnisse im Moor. Beim Aufrechtgehen war er eingesunken, beim Kriechen auf allen vieren hatte ihn der schwingende Boden getragen. Könnte er sich nicht auf dem Bauch über den Schnee fortbewegen? Wenn er seine Sohlen verbreiterte? Womit?
    Er mußte sich große Tragsohlen flechten. Da er nicht in den Wald gehen und schmiegsame Gerten holen konnte, zog er aus dem Trockenboden vier fingerdicke Fichtenzweige, die noch frisch und biegsam genug waren. Aus schwach gekrümmten Zweigen stellte er zwei Rahmen her, indem er die Enden mit Darmsaiten umwickelte.
    Dann holte er aus dem Allerlei ein Bündel Waldreben und einige Balgabfälle. Mit den Ranken verflocht er die

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