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Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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sah ihnen nach, wie sie im dichten Tropenwald verschwanden. Neben und hinter ihr erklangen die Stimmen der anderen Passagiere, die sich nun ebenfalls an Deck versammelt hatten; aufgeregtes Reden war zu hören. Bis auf zwei ältere Engländerinnen, die bereits in Port Moresby auf der britischen Seite Neuguineas ausgestiegen waren, reisten nur Männer auf dem kleinen Überseedampfer. Hauptsächlich Kolonialbeamte, Pflanzer und ein paar Abenteurer, wie sie den Gesprächen bei der Pflichtveranstaltung des gemeinsamen Abendessens hatte entnehmen können. Während der langen Wochen auf See hatte Isabel sich mit niemandem angefreundet. Selbst in ihrer Kabine war sie allein gewesen, denn eine Reisegefährtin hatte im letzten Moment kalte Füße bekommen und die Überfahrt abgesagt.
    Rasselnd verschwand die Ankerkette im Wasser. Von der Landungsbrücke legte eine kleine Dampfpinasse ab und näherte sich der Ottilie , um die Passagiere an Land zu bringen.
    Am Pier stand eine Handvoll Menschen. Vereinzelt hörte Isabel freudige Ausrufe, und auf dem Schiff wie auch an Land begannen die Leute zu winken und Hüte zu schwenken, als sie Freunde oder Verwandte erkannten. Isabel reckte sich und blickte angestrengt zum Land hinüber. Sie sah einen großen, kräftigen Mann in hellem Anzug und mit Tropenhut, an seiner Seite eine zierliche Gestalt, wahrscheinlich seine Frau. Isabels Beine wurden weich, als sie den Mann daneben erblickte. Auch er trug einen hellen Anzug, und sein Gesicht verschwand fast vollständig hinter einem dunklen Bart. Das musste Conrad sein! Großer Gott, wie lang und dünn er war!
    Plötzlich wurde die Angst in ihr übermächtig, und unter ihrem fest geschnürten Korsett blieb ihr die Luft weg. Sie ließ die Reling los, raffte ihren langen dunkelblauen Rock und eilte hinter den freudig winkenden Passagieren leicht hinkend über das Deck. Ungelenk kletterte sie die Treppe ins Zwischendeck hinab, tauchte in das Dämmerlicht und ging mit hastigen kleinen Schritten zu ihrer Kabine am Ende des Gangs. Schnell jetzt, schnell! Es kam ihr vor, als würge sie jemand. Selbst als sie die Kabinentür hinter sich geschlossen hatte und allein war in der vertrauten Enge, löste sich der Druck nicht. Sie glaubte zu ersticken, riss fast die Knöpfe ihrer Bluse ab, als sie das Kleidungsstück mit zitternden Fingern öffnete und schließlich ablegte. Hektisch zog sie an den Schnüren und zerrte an den Häkchen ihres engen Korsetts, das ihren Körper in eine sanduhrförmige Form presste. Als es sich endlich lockerte, lehnte sie sich mit einem erleichterten Aufatmen gegen die Kabinenwand und ließ Luft in ihre Lungen strömen.
    Sie kam sich unendlich klein und verloren vor. Da hatte sie allen Nörglern und Bedenkenträgern getrotzt, war allein um die halbe Welt gereist, und nun hatte sie Angst, ihrem Bräutigam gegenüberzutreten. Aber das war ja nicht anders zu erwarten gewesen. Fast glaubte sie die Stimme ihrer Mutter zu hören. »Du willst zu den Wilden reisen und einen Missionar heiraten? Ausgerechnet du?« Dabei hätte sie doch froh sein sollen, dass ihre jüngste Tochter endlich ihr Leben in die Hand genommen hatte.
    Isabel atmete tief durch. Ja, sie würde hier ein neues Leben anfangen. Ein neues, ein besseres Leben.
    Wenn da nur nicht die Angst wäre. Wie würde es wohl sein, wenn Conrad sie anfasste? Wenn er sie küsste? Bis auf einen unschuldigen Kuss unter Nachbarskindern, als sie elf Jahre alt gewesen war, hatte sie noch nie jemanden geküsst. Und wie würde es erst sein, wenn sie verheiratet waren und Conrad sein Recht als Ehemann forderte? Sie schluckte und zwang sich, stattdessen an das zu denken, was daraus erwachsen mochte: Dass sie vielleicht bald Mutter werden würde. Bei dem Gedanken an ein kleines Mädchen oder einen kleinen Jungen wurde ihr warm ums Herz. Dafür würde sie alles ertragen.
    Fast musste sie über sich selbst lächeln. Da reiste sie in ein Land, in dem angeblich noch Kannibalen hausten, und sie fürchtete sich vor dem Zusammensein mit ihrem Zukünftigen! Dabei hatte niemand sie zu irgendetwas gezwungen. Aus freiem Willen hatte sie dieser Verlobung mit einem ihr fast gänzlich Unbekannten zugestimmt.
    Lieber Gott , bat sie stumm, erweise mir Gnade und steh mir bei. Steh uns bei. Schaffe Harmonie zwischen uns. Dann wird alles gut.
    Sie hörte Schritte auf dem Deck und das Rufen der Seeleute. Ihr stolpernder Herzschlag beruhigte sich, das kurze Gebet hatte ihr Kraft gegeben. Jetzt würde sie sich ihrem

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