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Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Fenster und sprach leise mit jemandem. Isabel wollte zwar nicht lauschen, aber sie war schließlich auch nicht verpflichtet, sich die Ohren zuzuhalten. Außerdem tat ihr die Ablenkung gut.
    »Du solltest nicht hierherkommen!«, hörte sie Henriette jetzt auf Deutsch flüstern. Sie klang aufgebracht. »Ich habe doch gesagt, nicht hier! Berthold kann jeden Moment zurückkommen.«
    Einige Sekunden vergingen. Offenbar gab Henriettes Gesprächspartner ihr eine Antwort, aber sosehr Isabel auch die Ohren spitzte, sie konnte nichts davon verstehen. Sie vermochte nicht einmal zu erkennen, ob Henriette mit einem Mann oder einer Frau sprach.
    »O nein!«, vernahm sie dann wieder Henriettes erregtes Flüstern. »So einfach ist das nicht! Was glaubst du, wer –« Sie verstummte, als Schritte zu hören waren. »Schnell, er darf dich hier nicht sehen!«, hörte Isabel sie noch zischen, dann war es still. Gleich darauf erklang Herrn von Fabers tiefe Stimme. Sie hörte sich tröstlich vertraut an, und zu ihrer Erleichterung bemerkte Isabel, dass ihr nicht länger übel war. Auch der Schwindel war fast verschwunden, und sie spürte, wie die Erschöpfung wieder nach ihr griff. Dankbar glitt sie hinüber in einen leichten Dämmerschlaf.
     

2.
    Das Speisezimmer war eleganter, als Isabel erwartet hatte, und nach der neuesten kolonialen Mode eingerichtet. Auf einer niedrigen Kommode stand eine Vase mit einer geschmackvollen Kombination bunter Orchideen, und hinter dem Esstisch, der mit feinem Porzellan gedeckt war, erblickte sie einen ausladenden Schaukelstuhl. An der Wand hing eine Landkarte, die Neuguinea zeigte. Die große Insel erinnerte mit ihrer langgezogenen Form entfernt an die Gestalt eines sitzenden Vogels, Finschhafen befand sich etwa in Höhe der Schwanzfedern. In diesem fernen Teil der Welt tummelten sich gleich drei europäische Nationen: Die westliche Hälfte befand sich schon lange in holländischer Hand, den Ostteil hatten vor sechs Jahren Briten und Deutsche unter sich aufgeteilt. Seitdem war in Deutschland das Tropenfieber ausgebrochen. In den Zeitungen und Amtsblättern wurde immer wieder von der neuesten deutschen Kolonie am anderen Ende der Welt berichtet, wo es stets warm und sonnig war und wo die Menschen angeblich wie im Paradies lebten.
    Auch Isabel hatte sich begeistern lassen von den Verlockungen der Ferne und dem idyllischen Leben unter Palmen. Begierig hatte sie jeden noch so kleinen Bericht über Kaiser-Wilhelms-Land aus den Neuesten Mittheilungen aufgesogen. »Die Temperatur ist außergewöhnlich regelmäßig und gleichmäßig«, hatte es da geheißen, »die Jahresmittel-Temperatur beträgt an der Küste 26 Grad Celsius. Gemüse aller Art gedeihen sehr gut, dasselbe gilt für Rindvieh und Pferde, Schweine und Ziegen und alles Geflügel. Das Klima bei Finschhafen ist außerordentlich angenehm und auch dem Nord-Europäer sehr zuträglich. Die einzige Krankheit, von welcher allerdings 75 Prozent der im Lande weilenden Deutschen heimgesucht werden, ist die Malaria, die jedoch nur selten tödlich verläuft und ihre Keime in dem sumpfigen Boden und verwesenden Holz-und Pflanzenresten hat, daher denn auch wohl dem fortschreitenden Anbau weichen wird.«
    Und nun war Conrad dieser Krankheit erlegen, und all ihre Pläne und Hoffnungen waren zunichte.
    »Wie geht es Ihnen, Fräulein Maritz?« Aus Herrn von Fabers Worten sprach ehrliche Sorge, und sein fülliges Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, als er Isabel entgegenging. In leichten Wellen legten sich seine dunkelblonden, am Ansatz schweißfeuchten Haare um seine Stirn.
    »Viel besser, Herr von Faber.« Isabel unterdrückte ein Grinsen, als sie sah, dass unter der silbergrauen Weste ein Zipfel seines Hemdes hervorlugte, der offenbar seiner Aufmerksamkeit entgangen war.
    »Das freut mich sehr. Und … Sie sehen wirklich bezaubernd aus, wenn Sie mir das Kompliment erlauben.«
    »Danke«, murmelte sie, während ihr die Hitze ins Gesicht schoss. Auch wenn sie sicher war, dass er nur höflich sein wollte.
    Sie hatte die Haare zu einem festen Knoten zusammengefasst und ihr vornehmstes Kleid in hellem Veilchenblau angezogen, das mit weißen Passen abgesetzt war, dennoch kam sie sich entsetzlich plump und ungelenk vor. Ihren linken Ärmel hatte sie mit einem schwarzen Band versehen, um ihre Trauer auszudrücken, denn dunkle oder gar schwarze Kleidung trug man in den Tropen nicht. Henriette sah dagegen elegant wie immer aus, in einen Traum aus hellgelber Seide

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