Im Herzen der Wildnis - Roman
Tom wolle mit uns kooperieren, um Tyrell & Sons zu übernehmen. Aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher.«
»Ein gemeinsamer Angriff der Tyrells und der Conroys auf die Brandon Corporation? Ist unser Unternehmen Toms Hochzeitsgeschenk an Rob und Shannon?«
Josh nickte versonnen. »Aber welche Rolle spielt Rob dabei?«
»Offen gestanden verstehe ich nicht, was die beiden aushecken. Tom ist loyal, wem auch immer seine Loyalität gilt. Aber Rob?«
»Vielleicht hat er einfach keine Lust zu heiraten …«
»So wie du.«
»Genau.«
»Dabei ist Shannon das Beste, was ihm passieren kann.« Charlton nahm die gefaltete Abendzeitung von der Armlehne, schlug sie auf und zeigte Josh die Schlagzeilen auf der ersten Seite. »Shannon hat auf Eoghans Wahlkampfveranstaltung eine Rede gehalten.« Er paffte seine Zigarre. »Caitlin fordert das Recht zu wählen, lässt Eoghan eine Gesetzesvorlage zur Änderung der kalifornischen Verfassung erarbeiten und schickt Shannon an die Front. Was für eine Frau!« Charlton stieß den Rauch aus. »Caitlin weiß jedenfalls genau, dass sie nicht mehr Chancen hätte, angehört zu werden, als ihre Freundinnen Jane Stanford und Phoebe Hearst, die übrigens beide applaudiert haben. Shannon ist attraktiv, intelligent, und reden kann sie auch. Die Männer, Eoghans Wähler, hören zu, wenn sie etwas sagt. Eine tolle Rede, ganz ehrlich. Willst du sie lesen?«
»Jetzt nicht.«
Charlton drehte die Zeitung um. »Auf der Titelseite ist sogar ein Foto von Shannon. Sie ist eine Schönheit, und beherzt ist sie noch dazu. Sie unterstützt Eoghan in seinem politischen Nahkampftraining. Caitlin kann wirklich stolz auf sie sein.« Charlton faltete die Zeitung und hielt sie Josh hin.
»Gibt es was Neues zu dem Attentat auf Eoghan?«
»Kein Wort.« Sein Großvater wedelte ungeduldig mit der Zeitung, aber Josh winkte ab. Er stand auf, warf das Wall Street Journal auf das Ledersofa und streckte sich träge.
Charlton sah zu ihm auf. »Willst du ins Bett? Es ist schon nach Mitternacht.«
»Ich gehe noch ein bisschen spazieren.«
»Zu Ians Haus? Zu ihr! «
»Ja.«
»Und was ist mit Gwyn?«
»Sie ist am Nachmittag ausgegangen und noch nicht zurückgekehrt.«
»Das meinte ich nicht.«
»Dachte ich mir’s doch!«
»Josh, bitte sei vernünftig!«, mahnte Charlton ernst.
»Wir haben schon darüber gesprochen!«
»Ja, eben! Josh, hör zu, dein Dad ist vor vielen Jahren gestorben. Ich habe dich erzogen, als wärst du mein eigener Sohn. Ich weiß, wie wichtig es ist, einen Erben zu haben. Du bist der Letzte in unserer Linie, der letzte Brandon. Wenn Sissy heiratet, wird sie eine Burnette sein, eine Conroy, was weiß denn ich. Josh, sei so gut und überleg dir, was du tust. Wem soll ich mein Lebenswerk anvertrauen? Etwa Sissy? Deine Schwester wird versorgt sein«, sagte Charlton eindringlich. »Nein, Josh, nach Jons Tod bist du wie ein Sohn für mich, mein Partner, mein Nachfolger, mein Erbe. Bitte, komm zur Vernunft, mein Junge. Du musst heiraten, und du brauchst einen Sohn. Die Brandon Corporation ist mein Lebenswerk, an dem ich ein halbes Jahrhundert lang gearbeitet habe. Josh, sei vernünftig! Ich habe nur noch dich!«
Nicht schon wieder!
Josh bemühte sich ruhig zu bleiben. »Ich liebe sie.«
Charlton zog an seiner Havanna, stieß den Rauch aus und schüttelte den Kopf. »Versteh mich nicht falsch, Josh. Ich habe nichts gegen deine Affäre mit ihr. Ich habe dir gesagt, wie sehr ich mich freue, dass du endlich glücklich bist. Und das meine ich auch so, von ganzem Herzen. Von mir aus tob dich aus, bevor du heiratest. Aber Gwyn …«
»Sie ist keine flüchtige Affäre, die ich in einem halben Jahr vergessen habe.«
»Sondern?«
»Wir lieben uns.«
»Gwyn ist …«
»Unsere Liebe und unser Glück sind für mich das Wichtigste in meinem Leben. Mit ihr will ich den Rest meines Lebens verbringen.«
Charlton stöhnte entnervt. »Aber wer ist sie denn?«
Tief durchatmend schlenderte Josh durch die Straßen hinunter zur Bay. Obwohl er die Gründe seines Großvaters verstehen konnte, ihn zur Heirat zu drängen, war er doch traurig und enttäuscht darüber, wie wenig Charlton auf seine Hoffnungen und Sehnsüchte einging. Konnte Charlton sich denn nicht vorstellen, wie es war, von ganzem Herzen zu lieben und zu umsorgen, sie zu umarmen und zu küssen, ihr in die Augen zu schauen und vor Glück zu zerspringen? War es denn zwischen ihm und Caitlin nicht genauso gewesen?
Gwyn also. Seit Lance’ Schwester in
Weitere Kostenlose Bücher