Im Herzen der Zorn (German Edition)
sicherzugehen, dass sie auch verstand, was er sagte. Er blieb stehen.
»Mit niemandem«, antwortete er und hielt schulterzuckend seine übrig gebliebene Eintrittskarte in die Höhe. »Ich wollte Drea bitten – nur als Freunde«, fügte er hinzu und verdrehte scherzhaft die Augen. Als ob er ihr eine Erklärung schuldete … »Aber sie sagte, sie müsste sich um etwas anderes kümmern.«
Es lag ein kurzer Moment Schweigen zwischen ihnen. Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht zu ihrem Kleid, verweilte einen Augenblick auf dem Wasserfallausschnitt, der dem Verlauf ihres Schlüsselbeins folgte.
Dann seufzte er, als wollte er die Worte, die aus seinem Mund kamen, eigentlich gar nicht aussprechen. Als könnte er nur nicht anders. »Du – du siehst wunderschön aus«, sagte JD. »Irgendwie, als würdest du leuchten.«
Em wurde ganz warm ums Herz. Sie hatte schon daran gezweifelt, jemals wieder so etwas Nettes von ihm zu hören. Sie grinste und sah auf ihre Schuhe hinunter. »Oh. Danke.« Dann blickte sie ihn wieder an, direkt in seine braunen Augen, in die sie schon so oft geschaut hatte. Darin fand sie etwas, etwas, in das sie am liebsten hineingekrochen wäre, wie unter eine Daunendecke im Winter. »Können wir reden? Irgendwo … wo es ein bisschen ruhiger ist?«
In dem Moment begann ein neues Musikstück. Ein langsames diesmal, und es bildeten sich Pärchen auf der Tanzfläche. JD wirkte skeptisch. »Ich weiß nicht, Em. Es ist alles so kompliziert …«
»Können wir dann vielleicht tanzen?« Sie versuchte, möglichst locker zu klingen. Sie konnte ihn nicht einfach so gehen lassen, nicht dieses Mal.
Er zögerte. Dann: »Ja, ich denk schon. Klar.« Er sprach mit einer tiefen, kratzigen Stimme, die Em noch nie bei ihm gehört hatte. Sie nahm seine Hand und führte ihn zum Rand der Tanzfläche. Als sie eine freie Stelle gefunden hatten, wusste keiner von ihnen, wie sie weitermachen sollten – wie nah beieinanderstehen oder wo die Hände hinlegen. Em dachte an frühere Bälle, an andere Jungs – Steve Sawyer, der sie auf dem letztjährigen Homecomingball an den Hüften gehalten hatte, oder Andy Barton, um dessen Hals sie beim Frühlingsfest ihre Hände gelegt hatte.
Aber das hier war etwas ganz anderes. JD nahm eine ihrer Hände in seine und platzierte die andere auf seiner Schulter. Seine freie Hand legte er ihr um die Taille, wo sie sie durch den weißen Stoff glühen spürte, der ihre Haut bedeckte.
Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Sie konnte den frischen Duft seiner Pfefferminzseife riechen. Ihm so nah zu sein, war aufregend, überwältigend und genau so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Es kam ihr vor, als wäre niemand sonst im Saal, außer ihnen beiden. Die Musik umfing sie und Em stellte sich vor, ihre beiden Herzen schlügen gemeinsam dazu im Takt.
»Vielleicht bin ich ja gar nicht mal so schlecht«, raunte er ihr ins Ohr.
»Was?«, fragte sie und wich ein wenig zurück, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
»Als Tänzer, meine ich. Erinnerst du dich? Du hast mir erzählt, Mr Darcy würde nicht tanzen, aber er hätte ein Herz aus Gold und diesen ganzen Unsinn.«
Em lachte und hielt ihn fester. »Nein«, flüsterte sie. »Du bist überhaupt nicht schlecht.« Sie merkte, dass ihr Lächeln immer breiter wurde, und schmiegte ihr Gesicht an seine Brust, um seinen vertrauten Geruch einzuatmen.
»Das ist schön«, sagte er mit leiser rauer Stimme.
»Das ist es«, antwortete sie und drückte seine Hand. Endlich. Es kam ihr so vor, als hätten sie damit begonnen, sich etwas zurückzuholen. »Es ist immer schön mit uns, JD. Oder war es zumindest. Wir hatten so viel Spaß zusammen.« Im Stillen ärgerte sie sich sofort, weil sie sich so unklar ausdrückte, weil sie nicht sagte, was sie meinte: dass sie glücklich mit ihm war, schon immer. Auch wenn um sie herum alles in die Brüche ging.
»Spaß also«, wiederholte er hohl. Er ging einen Schritt auf Abstand, fuhr sich mit den Händen durchs Haar, brach den Zauber. »Der gute alte JD. Immer gut für einen Lacher und für eine Mitfahrgelegenheit, stimmt’s?«
Em wusste nicht, was sie antworten sollte. Das Stück war zu Ende und wurde von schnellen Rhythmen abgelöst, die es ihr schwer machten, ihre eigenen Gedanken wahrzunehmen.
»JD, nein. Das habe ich nicht gemeint. Du verstehst es nicht. Ich bin hergekommen … um dir zu sagen, was ich empfinde. Für dich. Um dich zu treffen und dir zu erklären …«
Er fiel ihr ins Wort. »Ich glaube
Weitere Kostenlose Bücher