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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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das den Verband fixierte.
    Das Krankenhaus. Ärzte, die mit gedämpfter Stimme sprechen; sie betrachtet ihre Schwester durch eine Glasscheibe. Schädigung des vorderen Hirnlappens. Lucy kann nicht mal mehr einen Stift halten. Irgendwann wird es ihr vielleicht wieder besser gehen, aber dann wird alles anders sein. Lucys zitternde Hand. Ihr Kopf, der sich zu der Scheibe dreht. Sie blickt Skylar an, braucht einen Moment, um zu begreifen, wer sie ist.
    Die Apparate neben ihr piepsten ständig weiter. Sie stellte sich vor, es wäre ein Leuchtturm. Wenn sie doch einfach auf diesen Ton zuschwimmen könnte, entgegen der Strömung, entgegen diesen schrecklichen Erinnerungen, dann wäre sie in Sicherheit. Piep-piep-piep  …
    Lucy starrt Skylar an, weint. Dann fängt sie an, hysterisch zu lachen. Zeigt plötzlich auf sie. »Es ist ihre Schuld, wisst ihr.« Skylar sieht die Reihe hässlicher Stiche auf Lucys Stirn. Genau wie Frankensteins Monster. Männer bringen Lucy fort. Ihre Mom weint, sagt, ihr kleiner Liebling sei für immer behindert. Skylar weint auch, was die Ärzte ihrem Schmerz zuschreiben, nicht dem schlechten Gewissen. Und Lucy lacht und lacht und lacht.
    Dieses Lachen. Woher kam es? Es erfüllte Skylars Kopf, ihren ganzen Körper. Wie ein zwitschernder Vogel … Sie kannte diesen Klang von irgendwoher. Meg. Meg mit dem roten Band um den Hals. Sie lachte so. Lachte Meg wie Lucy oder lachte Lucy wie Meg? Es war nicht zu unterscheiden. Skylar wimmerte. Sie fühlte sich wie ein kleines Kind oder wie eine Singpuppe, die immer wieder denselben Satz sang. Sie machte die Augen zu und presste den Kopf auf das dünne Kissen. Hör auf. Sei still . Die Traumlandschaft überflutete sie wieder, während ihre Augen begannen, sich mit Tränen zu füllen.
    Skylar steht bewegungslos auf der Bühne, wo ihr die Scheinwerfer viel zu grell in die Augen strahlen. Alle sehen sie an und bemitleiden sie und streicheln sie und sagen ihr, sie solle sich keine Sorgen machen, sagen ihr, ihre Schwester würde wieder gesund. Das ist eine Lüge. Sie ist eine Lügnerin. Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid, sagt sie und niemand versteht, warum. Es gibt nichts, was dir leidtun muss, Liebling. Mach dir keine Vorwürfe.
    »Es tut mit leid!«, rief Skylar. Sie saß plötzlich aufrecht in ihrem Krankenbett, stotternd und zitternd, ihre Verbände schweißnass. Nicht länger auf der Bühne, sondern hier im Bezirkskrankenhaus Südmaine in Zimmer siebzehn. Allein.
    Sie blinzelte. Sie sah immer noch alles verschwommen. Nein. Sie war nicht ganz allein. Als sie sich umblickte, versuchte, wieder zu Atem zu kommen und sich zu orientieren, sah sie eine Gestalt im Türrahmen stehen – blond und schön, genau wie Lucy. Wie Lucy gewesen war. Sie rang nach Luft.
    Lucy war hier. Lucy war gekommen; sie war gekommen, um dafür zu sorgen, dass Skylar begriff, was für eine scheußliche Schwester sie war, eine Lügnerin. Skylar hatte ihre Schwester nicht ein einziges Mal besucht, seit sie in das Rehazentrum für Menschen mit schweren Hirnschäden eingeliefert wurde. Sie hatte eine Ausrede nach der anderen gefunden, bis es schließlich Zeit gewesen war, nach Ascension zu gehen.
    »Lucy? Lucy? Bist du das?« Sie klang erschöpft. Vielleicht konnte sie es ja jetzt erklären und um Verzeihung bitten. Vielleicht konnte sie ihre Fehler wiedergutmachen.
    »Hallo, Sky.« Das Mädchen trat weiter ins Zimmer. Lächelnd, mit Rubensfigur und Pfirsichhaut schien das Mädchen beinahe ätherisch zu leuchten. Und ihre Lippen. Ihre Lippen waren tiefrot geschminkt. Oder war das etwa Blut, das da aus ihrem Mund tropfte? Für einen kurzen Moment sah das Mädchen aus wie jemand anderes …. Sie ähnelte Megs Cousine Ali. Skylar schnappte nach Luft und wich zurück, hatte das Gefühl, ihr würde schwindelig.
    Das Mädchen lächelte wieder. »Ich bin’s«, sagte sie.
    Skylar schaute angestrengt, versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben, nicht wieder zurück in den Traumzustand gezogen zu werden. Das Mädchen – es war Lucy, es musste Lucy sein – fächelte ihr mit der Hand Luft ins Gesicht. »Ganz schön heiß hier drin, hm? Komm. Wir gehen. Kann sein, dass die Krankenschwestern was dagegen haben, aber wir tun’s einfach!« Sie lächelte verschwörerisch. »Ich bin gekommen, um dich zum Ball abzuholen.«
    Skylar schloss die Augen, während das Mädchen begann, die verschiedenen Apparate abzuhängen und die Venenzugänge zu entfernen.
    »Wie … wie bist du da rausgekommen?«,

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