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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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murmelte Skylar und lauschte, wie die Apparate einer nach dem anderen aufhörten zu brummen. Die Reha-Klinik war fast wie eine geschlossene Anstalt – einmal eingewiesen, kamen die Patienten so gut wie nie mehr heraus. Wie hatte Lucy sie hier gefunden? Der Versuch, die vielen verschiedenen Signale in ihrem Hirn zu entwirren, machte sie ganz müde.
    »Sie haben mich entlassen«, erwiderte das Mädchen freudestrahlend. »Ich wollte herkommen und mein Schwesterherz besuchen.«
    Wenn sie sie entlassen hatten, musste sie wieder in Ordnung sein, oder? »Dann geht es dir also besser?« Sie sah ihre Schwester flehentlich an.
    »Viel besser, Sky-Sky«, säuselte das Mädchen und lächelte ein Lächeln, das noch perfekter war, als Skylar es in Erinnerung gehabt hatte. Bei den Worten überkam sie eine Welle der Erleichterung und Euphorie. »Jetzt komm aber. Wenn wir erst mal hier raus sind, helfe ich dir, dich hübsch zu machen.«
    Es ging ihr besser. Lucy ging es besser. Sie hatte ihr endlich verziehen. Mit Hoffnung im Herzen und weiterhin zwischen Traum und Wachzustand pendelnd, schwang Skylar die Beine über die Bettkante und stand zitternd auf. Dann folgte sie, barfuß und noch immer in ihrem dünnen blaugrünen Krankenhaushemd, das Gesicht unter Verbänden verborgen, ihrer auf magische Weise geheilten Schwester durch die dunklen Flure aus dem Krankenhaus hinaus. Wie durch ein Wunder unentdeckt von den wenigen Ärzten und Schwestern, denen sie begegneten.
    Sie waren auf dem Weg zum Ball.

Kapitel 27
    Em machte sich in Minutenschnelle fertig. Sie schnappte sich ein fließendes weißes Kleid – sie hatte es erst einmal getragen, letzten Sommer auf einer Party bei Gabby – und einen lavendelblauen Schal aus dem Schrank. An die Füße zog sie silberne Ballerinas. Sie war ganz erhitzt vor Angst und Aufregung; es fiel ihr gar nicht auf, dass dieses Outfit sich besser für ein Sommerfest geeignet hätte als für einen Ball am Ende des Winters. Das Haar zu einem strengen Ballettknoten gesteckt, silberne Perlen von den Ohren baumelnd und eine Schicht pinkfarbenes Gloss auf den Lippen – alles wie ferngesteuert erledigt –, erkannte sie schon mit einem kurzen Blick in den Spiegel, dass sie annehmbar aussah. Hübsch sogar. Es spielte aber sowieso keine Rolle. Sie hatte nicht vor, durch ihr Aussehen zu glänzen. Sie wollte die Furien stoppen. Sie wollte alles in Ordnung bringen. Drea suchen, diesem ganzen Teufelskreis aus Schmerz und Vergeltung ein Ende setzen.
    Hastig packte sie die Sachen aus ihrer Schultasche in eine schlichte silberne Handtasche um, wobei sie merkte, dass sie mehrere Anrufe von Crow auf ihrem Handy verpasst hatte. Sie hatte ein paar Tage – seit ihrem angespannten Zusammentreffen im Powerflower – nicht mit ihm gesprochen und spürte einen Anflug von schlechtem Gewissen. Zugegeben, er konnte ein Arschloch sein, aber er meinte es auch ehrlich. Eigenartig, obwohl sie ihn kaum kannte, hatte sie das Gefühl, ihm vertrauen zu können. Was hatte er noch mal gesagt? Irgendwas darüber, dass er nur wollte, dass ihr nichts passierte … Sie war neugierig auf den Rest dieses geheimnisvollen Eingeständnisses.
    Aber im Moment war es nicht Crow, den sie brauchte. Es war JD. Ihre große Liebe.
    Sie schob das Handy in ihre Handtasche und nahm sich vor, Crow am nächsten Tag anzurufen, wenn das alles vorüber wäre. Wenn sie sich beeilte, schaffte sie es noch bis zur zweiten Hälfte des Balls.
    Als Em mit kreischenden Bremsen im Parkverbot vor der Turnhalle anhielt, erblickte sie Mr   Shields, Beratungs- und Sozialkundelehrer in der Zwölften, am Einlass. Mist. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie in dem ganzen Durcheinander der letzten Wochen vergessen hatte, sich eine Eintrittskarte zu kaufen. Die Verwaltung der Ascension bestand darauf, dass die Schüler sich ihre Karten für schulische Tanzveranstaltungen im Vorverkauf besorgten. Das hatte irgendwas mit ein paar Betrunkenen von der Trinity zu tun, die vor ein paar Jahren mal uneingeladen auf einem Ball aufgekreuzt waren. Sie zog in Erwägung, sich heimlich hineinzuschleichen; vielleicht konnte sie hintenherum gehen? Manchmal sorgten ein paar Raucher dafür, dass die Tür offen blieb …
    Shields war damit beschäftigt, einen Neuling aus dem Ballkomitee darüber zu belehren, wie man die Eingangstür bewachte, die mit einem Mülleimer aufgehalten wurde.
    Gerade als Em loslaufen wollte, wandte er sein Gesicht in ihre Richtung. Die Arme vor dem breiten Brustkorb

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