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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Salawiten. Und in der Mitte, ein großes Modell der nachgebauten Arche auf den Schultern, die Kahanim-Priester des neuen Senhendron. Die Gläubigen umbrandeten die Ruinen ausgebrannter und zerschlagener Busse, ließen Freudengesänge ertönen und trugen Mauersteine und Mörtel.
    Unfähig, etwas anderes außer seinen Augenlidern zu bewegen, schien Saul alles noch einmal zu sehen, in blassen Farben auf die weiße Decke projiziert. Es war eine von Rauch und Aberglauben geschwängerte Erinnerung.
    Angehörige der UN-Friedenstruppe standen Wache, als die Architekten die Flaggen der drei Glaubensrichtungen auf dem Tempelberg entrollten und das Land in drei Sprachen zum Heiligen Boden proklamierten. Die gepanzerten Fahrzeuge hatten nicht eingegriffen, um die Ausschreitungen zu beenden. Und die Weltpresse berichtete kaum über das Gemetzel an jenen, die sich der neuen Theokratie widersetzten.
    Für die Welt war es ein großer Tag. Ein seit hundert Jahren gärender Unruheherd war zur Ruhe gekommen. Milliarden betrachteten es als Wunder, als Vertreter dreier großer Glaubensgemeinschaften sich zum heiligen Zweck verbündeten.
    Dem Höchsten einen Tempel zu erbauen.
    Eine Prophezeiung zu erfüllen.
    Einen Ort für das Gespräch mit Gott zu errichten.
    Selbst nachdem die Feuer niedergebrannt waren und nachdem die Leviten, Salawiten und Tribulationisten den Bund besiegelt hatten, erhob sich noch Rauch zum Berg Zion, von wo er das Geschehen beobachtet hatte. Der kräftige, süße Duft am Spieß gebratener Opferlämmer.
    Der Weihrauch des Levitikus stieg abermals in den Himmel und kräuselte sich unter der Nase des Herrn.
    Saul schloß wieder die Augen und schlief.
     
    Beim nächsten Erwachen gab es Bewegung. Eine Gestalt kam in Sicht. Er zwinkerte, versuchte schärfer zu sehen.
    Es war ein älteres, strenges Gesicht. Aber er erkannte es.
    Jemand befeuchtete ihm die Lippen. Er bewegte die Mundmuskulatur und brachte es fertig, eine Silbe zu flüstern.
    »C… Carl?«
    Das Gesicht über ihm nickte. »Ja, ich bin’s. Wie fühlen Sie sich?«
    Saul zog die Brauen hoch. Jede Bewegung seiner Gesichtsmuskeln geschah wie gegen einen Widerstand. Es war sehr mühsam. Sein angedeutetes Achselzucken besagte mehr, als Worte es in diesem Augenblick tun konnten. Carl Osborn antwortete mit einem Lächeln, das nicht gerade freundlich aussah, eher ironisch. »Gut. Ihre Wiederbelebung nimmt den normalen Verlauf. Sie werden bald wieder auf den Beinen sein.«
    Sauls Kehle und seine Stimmbänder waren ausgetrocknet und wie staubig. Jeder Laut schmerzte. »Gibt… gibt es jetzt Frieden?«
    Carl sah ihn verwundert an, dann schüttelte er den Kopf. »Die meisten Erwachsenen fragen nach dem Datum. Oder, wenn sie schon einmal draußen gewesen sind, fragen sie, ob wir die Algen und das einheimische Zeug besiegt haben. Aber Sie nicht. Saul Lintz fängt gleich mit den schwierigen Fragen an.«
    In der Bemerkung war keine Feindseligkeit, und es gelang Saul, das schiefe Lächeln des anderen mit einem eigenen zu beantworten. »Gut, also… welches Datum haben wir?«
    Carl nickte. »Acht Jahre vor dem neuen Jahrhundert.«
    So, dachte Saul. Dreißig Jahre. Das war ein langes Nickerchen.
    »Sonnenferne…«, murmelte er.
    »Nicht mehr weit davon«, sagte Carl. »Wir sind jetzt dreißig A.E. draußen. Sie sollten die Sonne sehen. Nicht viel heller als der Mond in einer Wüstennacht.«
    Wo noch kein Mensch je gewesen ist.
    »Die Rückstoßgeräte zur Kursbeeinflussung?« fragte Saul. »Sind sie…«
    Carls Miene verfinsterte sich. »Wir werden sie bauen.«
    Saul konnte aus diesem Ausdruck viel herauslesen; er beantwortete seine erste Frage. Kein Friede. Aber sie waren noch da, also konnte es nicht allzu schlecht sein.
    Sein Körper fühlte sich an, als ob er aus Blei gemacht wäre, aber er konnte den Kopf ein wenig zur Seite drehen. »Wer hat jetzt die Leitung? Kuyamato? Trugdorff? Johannson?«
    Carl schüttelte den Kopf. »Alle tot oder tot im Kühlfach.«
    »Wer dann?«
    Carl zuckte die Achseln. »Ich bin Offizier vom Dienst. Wenn jemand die Leitung hat, dann bin ich es.«
    Saul versuchte, die Neuigkeit zu verdauen.
    Osborn war älter, härter geworden. Saul fragte sich, wie viele weitere Jahre Carl wachend verbracht hatte, während er selbst im Nirwana gewesen war.
    »Sie brauchen also einen Arzt?« Wenn er es recht bedachte, war seine Wiederbelebung keine Selbstverständlichkeit, nicht, wenn die Entscheidung bei Carl lag.
    »Ja, so ist es. Wir brauchen einen Arzt.

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