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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Orts entschieden worden war, und daß es sinnlos wäre, seinen taktvollen Freund und Kollegen, dem dies alles sehr unangenehm sein mußte, mit Protesten zu überschütten.
    Im übrigen hatte Matsudo recht. Die Verhältnisse hatten sich tatsächlich gebessert; zumindest sprach alles dafür, daß es in der vorhersehbaren Zukunft langsamer bergab gehen würde. Saul hatte gehofft, daß er mehr Zeit für seine Untersuchungen haben würde, um dem, was hier vorging, wirklich auf den Grund zu kommen.
    Mit alledem hatte es mehr auf sich; es war nicht bloß ein Ringen um Leben und Tod zwischen Kolonisten und einheimischen Organismen. Es mußte sehr viel mehr daran sein, und er sah seine Aufgabe vor allem darin, es ans Licht zu bringen.
    Aber wie wehrte man sich gegen Entscheidungen übergeordneter Instanzen?
    Vielleicht sollte er Virginia überreden, mit ihm in die Stollen zu desertieren. Dort würden sie sich wie Ingersoll von den Grünalgen ernähren, die Kühlfächer der Tiere überfallen und ein paar Schafe auftauen, um sie aufzuziehen. Vielleicht Hirse in einer Höhle pflanzen und das Universum zum Teufel wünschen.
    Die lächerliche Vorstellung lockte trotz seiner trüben Stimmung ein Lächeln auf seine Lippen.
    »Ich muß drei Monate haben«, begann er das unausweichliche Geschachere. »Experimente sind zu beenden, und ich muß Swatuto einweisen. Außerdem benötigen Keoki und Marguerite mehr Detailwissen, bevor ich ihnen das Laboratorium überlassen kann.«
    Matsudo schüttelte den Kopf. »Zwei Wochen sind alles, was ich zugestehen kann… alles, was ich riskieren kann, ohne Sie zu gefährden.«
    Saul lächelte. »Ich werde eine Ausbildungsanleitung für zukünftige Wachen schreiben müssen – wie die Cyanuten einzusetzen sind und wie man mit dem Mikrowellenstrahler umgeht… Acht Wochen sind das Minimum.«
    Nach längerem Schweigen seufzte Matsudo ergeben. »Ich fürchte für Sie, Saul. Aber ich bin auch eigennützig. Ich gebe zu, daß es gut sein wird, Sie soviel länger hier zu haben.«
    Der Immunologe blickte zum Wandbild, wo die Schneehänge des Asahi-Berges rosa überhaucht im Widerschein des Sonnenuntergangs leuchteten. Ferne Wolkenfronten verbargen flackernde Blitzentladungen.
    »Das Fleisch ist schwach«, sagte er leise und nahm die Brille ab, um sie von neuem zu putzen. »Und wo nur der Schnee fällt, ist es einsam ohne Freunde.«

 
13

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Juni 2062:
VIRGINIA
     
     
    Unterwegs zum Kühlfachkomplex ging ihr eines ihrer Gedichte – wenn sie einen so bedeutungsvollen Namen verdienten – durch den Sinn.
     
Deine Moschushöhlen,
sandfarbene Furchenhaut,
dein festgefügter Knochenkäfig
behaust ein Herz,
das ich verschlingen möchte.
Ach hätten wir
mehr der langsamen Tage.
Ich könnte reimen
zum Ticken der Zeit;
der lange Weg in die Kälte
könnte nicht schneiden
die uns verbliebenen Jahre.
Doch unsere Tage, ihr Nornen,
sind noch nicht abgetan.
Mögen sie schwinden
zu nichts; aber sie werden
in der Sonne uns sehen.
Hand in Hand.
     
    Sie schlüpfte in den Vorbereitungsraum. Saul lag bereits unter dem kühlen, blassen Licht im Träger, umgeben von schimmernden Stahlzylindern und Schlauchleitungen. Carl Osborn half Keoki Anuenue bei der Herstellung der Anschlüsse. Das netzartige Geflecht des Trägereinsatzes, durch dessen integriertes Leitungssystem intravenöse Nährflüssigkeit und Luft zugeführt und Ausscheidungen abgesaugt wurden, gemahnte an ein vereinfachtes Modell des menschlichen Blutkreislaufs. Saul war noch wach, aber schläfrig. Sein Blick fand sie, als sie an seine Seite trat.
    Carl blickte von den soeben angebrachten Kontakten zur Kreislaufüberwachung auf. »Wo, zum Teufel, hast du gesteckt? Ich habe den offenen Kanal abgehört. Gerade als ich hier anfing, sind die Maschinen ausgefallen.«
    »Ich weiß.«
    »Ach, ist der Fehler schon behoben?«
    »Es wird in Ordnung gebracht, wenn ich die Anweisung gebe«, sagte sie mit Betonung.
    Carl richtete sich auf. »Was soll das heißen?«
    »Ich habe sie alle ausgeschaltet. Und ich werde sie erst wieder in Betrieb setzen, wenn du und Ould-Harrad meinem Wunsch entsprecht.«
    Anuenue setzte seine Arbeit an Saul fort, ohne der Unterbrechung zu achten, aber Carl legte die dünne Zange aus der Hand und zog Virginia ein Stück beiseite, wo der Assistent sie nicht hören konnte. »Du… drohst uns?«
    »Nennen wir es ein Versprechen.«
    »Versprechen! Was zum Henker…?«
    »Entweder läßt du mich jetzt ins Kühlfach, oder ihr werdet aus mir und den

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