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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Malcolm aufklären.«
    Saul rührte sich nicht von der Stelle. Er starrte angestrengt in einen Stollen, wo sich in der Ferne ein phantomhafter Lichtschein langsam hin und her bewegte.
    Die anderen wurden aufmerksam und sahen es auch. Einer murmelte zum anderen: »He, Clape. Es ist der alte Mann selbst!«
    Saul bewegte sich neugierig auf die undeutliche Gestalt zu. Bald sah er, daß es zwei, nein, drei der geisterhaften Gestalten waren, die sich wie große Spinnen die Wände entlang bewegten und den Wandbewuchs absuchten.
    Eine Hand faßte ihn am Arm und zog ihn zurück.
    »Wir gehen jetzt«, brummte Sergejow.
    »Was für Leute sind das?« fragte Saul verwundert. Einen Augenblick lang hatte er geglaubt, es könne sich um eine bislang unbekannte Form einheimischen Lebens handeln – große und stark strukturierte Geschöpfe.
    »Kommen Sie schon, Lintz! Die können gefährlich werden.«
    Saul merkte, daß die langsam näherkommenden Gestalten wie Menschen geformt waren, bedeckt mit einem wolkigen, milchigen Pelz schimmernder Fransen.
    »Ingersoll?« fragte er.
    »Der alte Mann der Höhlen«, sagte Sergejow. »Und ein paar andere Verrückte, die sich ihm zugesellt haben. Kommen Sie jetzt, Lintz, oder wir lassen Sie stehen!«
    Saul nickte und schloß sich ihnen an. Es würde sich noch Gelegenheit ergeben, dieses und andere Geheimnisse zu studieren. Am Ende zahlte sich Geduld eher aus als impulsive Neugier.
    Doch während er die geisterhaften Gestalten beobachtete, die den Wandbewuchs abgrasten, waren seine Handflächen verschwitzt und sein Mund trockener als während des Kampfes mit Sergejows Kriegern. Er gelobte, daß er zurückkommen würde, wenn er die Regeln dieser seltsamen Zeit und dieses Ortes besser verstünde.
    »Ich habe mit Osborn zu tun«, erzählte Sergejow. »Lassen Sie sich einen guten Rat geben, Lintz: Seien Sie achtsam, welcher Gruppe Sie sich nach Ihrer Erholung anschließen. Ein paar Ortho-Gruppen sind keine bösartigen Halbaffen.«
    Anderswo belegte man Sergejows radikale Percell-Fraktion mit ebenso unfreundlichen Bezeichnungen. Wo es Tribalismus gab, war Kriminalität nicht zu vermeiden.
    »Es soll Gruppen geben, deren Mitgliedern es gleich ist, ob einer Percell oder Ortho ist«, antwortete er. »Wenn ich mich überhaupt einer Fraktion anschließe, dann wird es eine von denen sein.«
    »Wir…« Der beinlose Percell-Anführer brach ab. »Ach, Sie und die Herbert.«
    »Auch so ein Ortho-Liebchen«, fing einer der anderen an, aber ein scharfer Blick von Sergejow verschloß ihm den Mund.
    »Da ist noch etwas«, sagte Saul, bevor er sich von seiner Eskorte trennte. Er zog ein glänzendes kleines Instrument aus seiner Gürteltasche. »Ich möchte ein paar Blut- und Gewebeproben für meine neue medizinische Inventur, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Verschiedene Gruppen haben bereits dazu beigetragen, und ich bin sicher, daß auch Sie einverstanden sein werden.«
    Der mit den schlechten Zähnen machte eine finstere Miene und befingerte sein Messer, aber wieder wurde er von Sergejow gebremst. Der Russe ging mit gutem Beispiel voran und streckte Saul den Arm hin. Und eine stumme Botschaft in seinen Augen schien zu sagen, daß er dafür eines Tages eine Gegenleistung erwartete.
    Würde er mir heute das Leben gerettet haben, dachte Saul, während er die Proben nahm, wenn ich damals nicht mit Simon Percell gearbeitet hätte?
    Jeder der drei trug Percells Siegel groß auf die Brust tätowiert, rot auf blauem Untergrund, die Ehrung eines von eigener Hand zu Tode gekommenen Mannes, der sich nie hätte vorstellen können, wie weit es alles gehen würde, aber einiges, was aus seiner Arbeit folgte, hätte er voraussehen müssen.
     
    Er besuchte Virginia im Erholungsraum, untersuchte sorgfältig ihre Fortschritte und versicherte ihr, daß die Kühlfachblässe sich schon verliere. Er küßte sie und gab ihr ein leichtes Beruhigungsmittel gegen die Schlaflosigkeit. Dann ging er in sein Laboratorium.
    Die Proben von Sergejow und seinen ›Übermenschen‹ wurden der gleichen vorläufigen Analyse unterzogen, die er an den Proben seiner anderen Versuchspersonen vorgenommen hatte. Die ersten Resultate schienen genau die gleichen zu sein.
    Zwar gab es unterschiedliche Ansammlungen von Mikrofauna in Blut und Speichel. Das Immunsystem der Percelle schien etwas weniger geschädigt und weniger überanstrengt als bei den verbleibenden Orthos der Kolonie. Das war nicht überraschend. Die Expedition hatte mit weniger als einem

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