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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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sich angefangen – außer blau zu werden, meine ich?«
    Das Herz aber schlug ihm im Halse, als ihm verspätet klar wurde, wie wenig gefehlt hatte, daß er von diesen Männern niedergemetzelt worden wäre. Er konnte nur denken: Oi, oi.
     
    Der Rückweg zur Zentrale, eskortiert von Sergejow und seinen beiden Untergebenen, war eine Antiklimax, ein Dahingleiten zwischen samtigen grünen Wänden, vorbei an den Kontrollpunkten verschiedener Stämme, wo umständliche, aber offenbar routinemäßige Rituale zu beachten waren.
    Selbst Saul bemerkte, daß sie einen weiten Umweg machten und tief ins Innere des Kometen abstiegen, um erst ein gutes Stück weiter nördlich wieder emporzusteigen. »Warum machen wir diesen weiten Umweg?« fragte er, als sie in Stollen abgestiegen waren, die er nie zuvor gesehen hatte – gewundene Pfade, die weichen Adern urzeitlichen Schnees folgten.
    Sergejow zuckte die Achseln. »Quiverian.«
    Saul hielt inne. »Joao? Ich hörte, daß er auch wach sein soll. Aber warum gehen Sie ihm aus dem Weg?«
    Einer der vormaligen Gegner, der Percell namens Stew, spuckte in einen benachbarten Schacht. »Er ist der finsterste Arcist. Der Affe, den wir verabscheuen.«
    Saul schüttelte bestürzt den Kopf. »Können Sie das bitte erklären, Sergejow?«
    Der Angeredete lächelte. »Die alte Rasse hatte einzelne herausragende Individuen – wie Sie und Simon Percell. Auch Quiverian. Er führt heutzutage die fanatischste Anti-Percell-Bande. Diejenigen, die begriffen haben, daß sie Dinosaurier sind, und darum uns neue Säugetiere auslöschen wollen.«
    Saul glaubte zu verstehen. Er begriff. ›Arcist‹, früher vereinzelt für die Leute aus dem Sonnenkreis der äquatorialen Länder gebraucht, hatte sich hier weiterentwickelt und eine Bedeutungsveränderung erfahren. Jetzt bezeichnete er die radikalste Ortho-Fraktion, ähnlich wie ein Percell, der glaubte, daß es mit unveränderten Menschen keine Kompromisse geben könne, ironisch ›Übermensch‹ genannt wurde.
    Offensichtlich gab es eine Menge Haß und Rivalität, die jedoch unter Kontrolle gehalten wurden. Wahrscheinlich waren alle Fraktionen zu schwach und zu sehr voneinander abhängig, um zur offenen Kriegführung übergehen zu können.
    »Die Verhältnisse verwirren mich, Sergejow«, sagte er, als sie ihre Wanderung fortsetzten. Hier unten schienen die Stollen mit der Hand ausgehauen zu sein, waren uneben und gewunden und folgten den Strecken geringsten Widerstands durch das felsdurchsetzte Eis. »Wenn Sie so denken, warum haben Sie keine Kinder, wie einige der Ortho-Gruppen.«
    Einer von Sergejows Leuten knurrte eine zornige Bemerkung, und Saul erkannte, daß er ein Tabu angesprochen hatte. Sergejow entgegnete dem Mann mit einem scharfen Wort und wandte sich wieder zu Saul.
    »Wir haben ein paar. Sind besser herausgekommen als die jämmerlichen kleinen Ortho-Krüppel. Einer kann vielleicht eines Tages lesen und schreiben lernen.« Sein Gesicht verzog sich momentan in schmerzlicher Erinnerung. »Wir experimentieren nicht mehr. Wozu auch, wenn alle sowieso zum Untergang verurteilt sind? Diese Orthos in Quadrant 9 sind unmoralisch, daß sie Kinder in die Welt setzen, nur daß sie leiden und sterben.«
    Also kannten sie die Wahrheit.
    »Ist das der Grund, daß es relativ selten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt, obwohl der Haß zwischen den Gruppen so tief sitzt?« fragte er.
    Sergejow nickte. »Alle werden ohnehin zusammen sterben. Aber wir brauchen Arbeiter, um die Einrichtungen so lange wie möglich intakt zu halten. Niemand möchte verhungern oder erfrieren.«
    »Außer vielleicht Ould-Harrad«, meinte einer der anderen.
    »Ould-Harrad?« fragte Saul verdutzt. »Was ist mit ihm?«
    »Er ist ein verstört blickender Mystiker geworden«, sagte Sergejow. »Wie, meinen Sie, konnte ein Percell wie Osborn Offizier werden? Nicht wegen seiner schönen blauen Augen und seiner Vorliebe für Orthos, das ist sicher!«
    Die beiden anderen lachten. »Nein, Ould-Harrad fing an, mit Gott zu reden. Er gab seinen Posten auf. Heute ist er ein Verrückter, ein Werkzeug Quiverians. Geistlicher Führer der Arcisten«, sagte er sarkastisch.
    Saul konnte das Letztere glauben. Es war ein Wunder, daß die völlige Stille der langen Wachen nicht mehr von ihnen weiter zum Rand menschlicher Erfahrung getrieben hatte.
    »Gehen wir!« sagte Sergejow. »Ich begleite Sie zur Zentrale. Muß ohnedies mit Osborn sprechen. Ein paar sehr dumme Anschuldigungen dieses weinerlichen

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