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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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einheimischen Gewächs geflochten sein mußten.
    Saul nickte. »Ja, ich scheine mich verlaufen zu haben, was das angeht. Ich dachte, ich sei auf Ebene M, in der Nähe von Schacht 5, aber…«
    Der Mann lachte und zeigte klaffende Lücken zwischen faulenden Zahnstümpfen. Er sprang vor und landete näher bei Saul. Die Bewegung enthüllte momentan eine große Tätowierung auf seiner Brust. Sie stellte ein Symbol dar, das Saul nur zu gut bekannt war: das Siegel Simon Percells.
    Der Mann grinste und befingerte den Strick. »Kostenlose Arbeitskraft jederzeit uns Freude schafft!«
    Ein zweites blaues Gesicht tauchte aus dem Schacht hervor und grinste herab. »Mit Plackerei im Grünen wird er die Frechheit sühnen.«
    Saul schüttelte den Kopf und lächelte. Ihr glasiges Starren machte ihn nervös. »Tut mir leid, ich bin frisch aus dem Kühlfach, also weiß ich nicht, was Sie wollen.«
    Der erste Percell rollte die Augen. »Ein Neuling! Nun, Freundchen, ich kann mich auch noch klarer ausdrücken. Bist du einer von Simons Diamanten, oder normale Affenscheiße?«
    Saul hob mit kläglichem Lächeln die Hand. »Schuldig im Sinne der Anklage. Ich bin, was Sie wahrscheinlich einen Ortho nennen werden. Ist das ein Problem? Bin ich in ein Gebiet geraten, das ausschließlich…«
    Der Kerl reagierte so schnell, daß Saul den Bewegungen seiner Hände nicht folgen konnte. Urplötzlich glitt eine Seilschlinge über seine Schultern und wurde straff gespannt. »He!«
    Eine zweite folgte der ersten. Saul zog zurück, bewirkte aber nur ein engeres Zuschnüren der Schlingen. »Ich sagte, daß ich gerade aufgetaut worden bin! Zeigen Sie mir den Weg zur Zentrale und ich werde Sie nicht weiter behelligen…«
    Diesmal lachten beide. »Hier bist du richtig, nur das ist wichtig«, sagte der erste Percell.
    »Ach, laß den Affen laufen, Stew«, sagte der zweite. »Er sucht nur die Spur.« In seinen Augen war ein Hauch von Mitgefühl. Nur ein Hauch. Er wandte sich zu Saul.
    »Es gibt Regeln, mein Lieber. Gefangennahme ohne Schaden oder Blutvergießen ist nicht Blutrache, sondern faire Beute. Du arbeitest zehn Megasekunden – das sind ungefähr vier Monate alter Rechnung – für uns in den Pflanzungen. Bei gutem Benehmen gibt es vielleicht einen Zeitabschlag.«
    Der erste Percell lachte wieder, diesmal in einer Serie hoher, kläffender Kehllaute, die in einen Hustenanfall überging. Dann spuckte er rosafarbenen Auswurf an die Wand.
    »Das Husten hört sich ziemlich schlecht an«, sagte Saul. »Wie lange spuckst du schon Blut?«
    Der Blaugesichtige schüttelte zornig den Kopf. »Geht dich nichts an! Los jetzt! Nicht gefackelt, mitgewackelt!« Und Stew gab dem Strick einen heftigen Ruck.
    Bis zu diesem Augenblick hatte Saul sich beinahe unbeteiligt gefühlt, als ob die Sache eher komisch als ernst zu nehmen wäre. Nun aber wurde er sehr, sehr zornig.
    Ich hätte einfach mitspielen sollen, bis ich mehr erfahren hätte, dachte er. Aber nun war es zu spät. Schon einmal war er am Ende eines Strickes herumgezerrt worden, an jenem jämmerlichen Tag in Jerusalem, als er in Handschellen von einem frisch eingesetzten Bürokraten zum nächsten geschleppt worden war. Die einen hatten ihm aus Levitikus zitiert, die anderen scheinbar willkürlich gewählte Passagen aus dem Koran und den Offenbarungen. Es war geradezu eine Erleichterung gewesen, als man ihn schließlich wegen aufrührerischer Handlungen und Widerstands gegen die Staatsgewalt zu sechs Monaten Zwangsarbeit und anschließender Ausweisung verurteilt hatte.
    »Ich glaube nicht, Joksch«, sagte er, als der andere wieder am Strick zog. Er fand mit dem Zehen und einer Hand Halt im Wandbewuchs und riß mit der anderen Hand in die Gegenrichtung.
    Vielleicht war es die unerwartete Reaktion, mit der der Mann um so weniger gerechnet hatte, als Sauls Augenlider noch blau vom Kältetiefschlaf waren, jedenfalls geriet er aus dem Gleichgewicht und fiel von seinem Platz im Schacht, vorbei am Stollen und weiter hinab. Sein zorniges Geschrei entfernte sich, als er weich gegen die Wände prallte und im Fallen Halt suchte. Saul ergriff den anderen Strick.
    »Stew« ließ sich nicht so leicht überraschen. Er zog seine Schlinge fest, und als er sprach, verzichtete er auf die halb komische, halb manierierte rhythmische Redeweise.
    »Armes Großväterchen. Gerade aus dem Kühlfach und schwach wie ein Säugling. Was verstehst du vom Stollenkampf?«
    »Du brauchst deinem Großvater nicht zu erzählen, wie er den Löffel

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