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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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wie auf dunkelndem Gefilde,
Durchtost vom wirren Lärm des Kampfes und der Flucht,
Wo unvermittelt Heere nächtlich aufeinanderprallen.

 
6

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VIRGINIA
     
     
    Schutzanzüge waren verdrießlich und beengend. Sie erinnerten Virginia daran, wie sie im Verlauf der Jahre aus der Form geraten war.
    Sie mühte sich mit den Befestigungen, lockerte einige und zog andere an den falschen Stellen enger. Schwammig war sie geworden! Kein Wunder, daß Saul so…
    Sie unterdrückte den Gedanken. Jedenfalls war sie sicher, daß ihre Schwierigkeiten wenig mit dem Mangel an körperlicher Übung zusammenhing.
    Nichts war von Dauer, sagte sie sich. Vielleicht geht alles Gute schließlich an sich selbst zugrunde.
    Das Bild einer roten Welt, von neuen Vulkanen, die mit ihren Ausbrüchen den neuen Tag verdunkelten…
    Zum erstenmal seit dem abgeschlagenen Angriff der Arcisten hatte Carl ihr Erlaubnis gegeben, heraufzukommen und ihn persönlich zu sprechen. Unentbehrlichkeit hatte ihre Nachteile. Umringt von Wachen und Maschinen, die zu ihrem Schutz den Arbeitsraum umlagerten, war sie sich in letzter Zeit wie eine Ameisenkönigin vorgekommen, eine Gefangene ihrer eigenen Bedeutung.
    Allerdings legte eine Ameisenkönigin wenigstens Eier…
    Wieder ein schlechter Gedanke. Warum kamen all diese Dinge gerade jetzt an die Oberfläche?
    Weil wir angefangen haben, uns umzubringen? dachte sie. Bin ich deshalb so deprimiert?
    Oder liegt es daran, daß ich einsam bin, und nicht mehr jung?
    Endlich hatte sie den Schutzanzug angelegt und zog eine abgenutzte Brustbinde darüber. Sie hatte nicht mal eine eigene, hatte sich nie die Mühe gemacht, ein Symbol zu entwerfen. Diese, die eine Weizenähre über drei goldenen Kugeln darstellte, hatte Dr. Evans gehört, einem Biologen und Pflanzenkundler, der seit zwanzig Jahren tot war. Die Leiterin der Kleiderkammer hatte die Brustbinde Virginia zugeteilt, die nun damit lebte.
    Es wäre ihr lieber gewesen, nicht persönlich zu Carl zu gehen, aber der Gegenstand war zu wichtig, um ihn über Funk zu diskutieren. Es war nicht nur die Furcht, abgehört zu werden; sie wollte Carls Gesicht sehen, wenn sie zu ihm sprach.
    Die äußere Schleuse öffnete sich, und für Augenblicke war die Szene von einem Nebel kondensierenden Dampfes verhüllt. Dann trieben die Schneeflocken auseinander, und sie blickte über die Eislandschaft hinaus.
    In einem Sinne war es ein wenig enttäuschend. Ihre Verbindung mit ferngesteuerten Maschinen war so gut geworden, daß ihre Sicht an der Oberfläche im Surrogat tatsächlich besser zu sein schien als mit eigenen Augen.
    Wenn sie auf der schmutzigen Kruste sorgfältig wie auf Eiern dahinging, fühlte sie sich irgendwie noch unwirklicher als wenn sie hier draußen eine Maschine steuerte.
    Hinzu kam eine seltsame Empfindung von Nacktheit. Schließlich hatte sie viele Maschinen zur Verfügung, aber nur einen Körper. Und der war jetzt draußen an der Oberfläche, unter den starr herabblickenden Sternen.
    Hier beim Schacht 6 war die Landschaft weniger aufgewühlt und zernarbt als dort, wo ihre Maschinen und Jeffers’ Arbeitstrupps Gräben und Rampen in den alten Kometen geschnitten hatten. Hier war ein aufragendes Bauwerk das beherrschende Merkmal, eine Konstruktion, die zwischen einem gläsernen Karussell und einem Spinnennetz die Mitte hielt.
    Eine Anzahl Astronauten hatte sich davor versammelt und führten eine gebärdenreiche Unterhaltung. Sie erkannte die Brustbinden von Carl Osborn und Andy Carroll und mehreren anderen, meistenteils Mitgliedern der Fraktionen der Dritten Ebene und der Überlebenden. Virginia murmelte Anweisungen an die Funkzentrale, bis es ihr gelang, sich in die Frequenz einzuschalten. Den Kode zu knacken war ein Kinderspiel.
    »… sage Euch, das Ding ist einfach zu klein! Gewiß, die Leute zu Hause werden seit unserer Abreise Fortschritte gemacht haben. Doch selbst dieser Fusionsmotor kann bei solch langer und starker Beschleunigung nicht mehr als allenfalls zwanzig Tonnen befördern.«
    »Ja? Nun, selbst wenn es nur zwanzig Tonnen sein sollten, denkt an alles, was darin enthalten sein könnte. Schnellere Programmeinheiten für bessere Rechner und Maschinen. Samen von Hybridzüchtungen zur Verbesserung unserer Ernten. Und neue Schutzanzüge und was weiß ich! Zwanzig Tonnen von solchem Zeug könnten einen gewaltigen Unterschied machen.«
    Offensichtlich waren sie über das Carepaket und seinen mutmaßlichen Inhalt im Gespräch. Während sie eine Spalte im Eis

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