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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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größtenteils in seinem Graben stand. Aber der obere Teil mit dem Ausstoßrohr mußte deutlich genug zu sehen sein…
    Er kauerte auf dem verfärbten Schnee hinter dem Ausstoßrohr, schloß ein Auge und visierte die Punkte auf dem entfernten Hügel an.
    »Benchley, DF an Osborn. Habe eine taktische Skizze beobachteter Feindpositionen. Bereiten Sie Empfang vor. Sie stecken ziemlich dicht beisammen.«
    Carl übernahm die Skizze, deren Projektion mehr als die Hälfte seiner Visierscheibe einnahm. Sie zeigte eine Hauptgruppe und zwei Flügel – wahrscheinlich vorgezogene Beobachter.
    »Benchley, DF an Osborn. Es sind nicht viele. Ich zähle fünf. Aber sie haben eine hervorragende Stellung.«
    Die Arcisten saßen in einer Einkerbung auf dem Kamm der Anhöhe, wo sie gut gedeckt waren. Als er hinüberspähte, leuchtete ein bläulichweißer Blitz auf, und er zog automatisch den Kopf ein. Was lächerlich war; wäre er im Brennpunkt des Laserstrahls gewesen, hätte er ihn augenblicklich geblendet und getötet. Sie hatten zu hoch gezielt. Nur der Randbereich hatte ihn getroffen.
    Er blickte zu Jeffers und zwinkerte, aber es half nicht viel. Rote und grüne Kringel tanzten ihm vor den Augen. »Laß schon fliegen!«
    »Ich… ich kann diesen Hügel nicht einfach mit einer vollen Ladung wegblasen! Das ist ein Kilo Gestein und Eisen mit einer Beschleunigung von zehntausend Kilometern pro Sekunde… Es wäre wie eine Atombombe!«
    Carl überlegte. »Leere Kapseln! Die wiegen kaum hundert Gramm. Hast du welche?«
    »Ah. Ja. Aber wir sollten auch die Energie verringern«, sagte Jeffers. »Dauert nur eine Minute… laß sehen… noch ein Prozent…«
    »Wir müssen das Feuer erwidern. Fang an!«
    »Schon gut, in Ordnung.« Zu seiner Erleichterung hörte Carl das brap brap brap wieder einsetzen. Das Geräusch war diesmal anders. Tiefer und rauher.
    »Für solche extremen Einstellungen ist das Ding nicht gemacht! Es wird auseinanderfliegen!«
    Carl spähte durch das Fernglas. Am Hang der Anhöhe erblühten in rascher Folge Wolken aus Dampf und Staub.
    »Jeffers, zwei Grad nach links!«
    »Gut.«
    Die Einschlagwolken, mehrere pro Sekunde, sprangen höher.
    Ein Blitz von der Anhöhe, diesmal heller. Auch der Feind schoß sich ein.
    Carl wandte den Kopf und sah das Eis nicht allzuweit hinter ihm in schönen, perlmuttfarbenen Dampfwolken explodieren.
    »Höher!«
    »Hab ihn schon!«
    Die Kette der Einschlagwolken wanderte den Hang hinauf, ungleichmäßig aber aufsteigend zu den Punkten, die das große Lasergerät bedienten.
    Zwei Gegner, jeder mit einer Waffe beschwert, die zu groß und zu mächtig war, um geschickt eingesetzt zu werden… wie Fechter, die mit Stahlträgern aufeinander einschlugen. Wer als erster einen Treffer erzielte…
    Carl überlegte, was geschehen würde, wenn der Laser ihn voll träfe. Sein Schutzanzug würde ein wenig reflektieren, und aus diesem Winkel war der Strahl nicht so scharf gebündelt… Dennoch wäre es ein Wunder, wenn er überlebte.
    »Weiter so! Und höher!«
    Die erratisch umhertanzenden Einschlagwolken schwenkten, hüpften aufwärts und trafen die dunklen Punkte in dem Einschnitt.
    Lautlose Zerstörung. Carl stand hinter dem Ausstoßrohr und beobachtete, wie die Geschosse endlos ins Ziel und seine unmittelbare Nachbarschaft hämmerten. Von den Punkten war nichts mehr zu sehen, das große Lasergerät war zersplittert. Dann breiteten sich die Einschlagwolken aus und verhüllten die Szene.
    »Gut so. Du kannst abschalten.«
    »Wir haben sie?«
    »Ja. Ja, wir haben sie.«
    Carl empfand weder Erleichterung noch Befriedigung. Es war alles so rasch geschehen, so abstrakt. Ein paar Punkte auf einer Anhöhe. Jähe Lichtblitze. Dann die entfernten Einschlagwolken, als Gehäusekapseln ins Eis schlugen, in nachgebendes Fleisch und brechende Knochen. Eine Geometrie des schnellen Todes.
    »He, wir haben es geschafft! Das wird dem Lumpengesindel eine Lehre sein!« Das Rückstoßgerät verstummte. Jeffers kam aus dem Graben gesprungen, begeistert.
    Carl hörte Virginias Stimme und die Stimmen anderer, und mit dem wiedereinsetzenden Stimmengewirr in den Ohren, ging er langsam auf die zerschossene Anhöhe zu. Er wollte nicht sehen, was dort war, wußte aber, daß er es tun mußte. Es war ein Teil seiner Verantwortung.
    Plötzlich fiel ihm der Rest des Gedichts ein, die Zeilen, die er zuvor nicht zusammengebracht hatte… wenige Minuten war es erst her, und doch schien es ihm Monate zurückzuliegen.
     
Wir stehen

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