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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Empfindungen zurück.
    Virginia hatte Tränen in den Augen. »Sie… könnten mein…«
    Carl verstand, daß sie sagen wollte ›Sie könnten mein Vater sein‹, aber er konnte nicht ahnen, wie komplex die Mischung von Empfindungen war, die sie bewegte. Saul hatte geholfen, Tausenden, die durch Erbkrankheiten am Gedeihen behindert, entstellt oder zum Tode verurteilt waren, das Leben zu schenken. Diese Leistungen aber waren in den Schatten fataler Mißerfolge geraten und von einer argwöhnischen, erbitterten Mehrheit bald vergessen worden.
    Diese Reaktionen hatten Percell getötet, wenn er sich die Revolvermündung auch selbst an die Schläfe gesetzt und abgedrückt hatte, wegen eines – inzwischen als unvermeidlich angesehenen – Fehlers in eine tiefe Depression getrieben.
    Ein gentechnischer Fehler in einem Programm zur Verhinderung einer erblichen Nierenkrankheit hatte einen ganzen Jahrgang betroffener Kinder getötet. Schlimmer noch, sie waren erst im Alter von drei Jahren gestorben. Dann hatte es sie plötzlich ereilt.
    Der Anblick so vieler Kinder in allen Teilen der Welt, die sich, gelbhäutig und verkrümmt, in Todesqualen wanden, da ihre Nieren- und Leberfunktionen plötzlich ausgesetzt hatten, war für Percell und die ganze Gentechnik das Aus gewesen. Die Medien verbreiteten die Schreckensbilder der Welt. Der mächtig anschwellende Chor der öffentlichen Meinung, die immer gebieterischer die völlige Einstellung aller genetischen Programme und die unnachsichtige Strafverfolgung der Verantwortlichen forderte, und die plötzliche Sperrung aller bereits bewilligten Forschungsmittel waren für einen Mann, der an sich selbst die höchsten Ansprüche zu stellen gewohnt war, zu viel gewesen.
    Carl schüttelte sich. Die Erinnerungen waren noch allzu lebendig. Der elende Tod seiner eigenen Mutter. Die Jahre besorgten Wartens und Beobachtens, ob auch er die Symptome zeigen würde. Dann die befreiende Gewißheit, daß alles in Ordnung war und er das Zeugnis genetischer Gesundheit bekommen konnte, das Voraussetzung für seinen Beruf war. Diese Erinnerungen waren noch immer frisch in ihm.
    »Ich… kann ich Ihnen noch ein Glas spendieren?« fragte Carl lahm.
    »Gut, warum nicht?«
    »Und später vielleicht eine Partie Schach?«
    »Gern«, sagte Saul mit Entschiedenheit. »Diesmal gibt es kein Pardon. Ich verteidige die Ehre der normalen Menschen.« Sie lachten. Dann mußte er niesen.
    Carl und Virginia erschraken ein wenig, dann aber lächelten sie alle, denn die Spannung war von ihnen gewichen.
    »Das hier«, sagte Saul nach neuerlichem Niesen, »ist eine Sache, für die ich allerdings die Verantwortung übernehmen muß. Ein Schnupfenvirus zur Kräftigung der körpereigenen Abwehr. Wie Sie sehen, habe ich damit meine Schwierigkeiten, aber Sie sind ja gegen die verflixten Erkältungen gefeit. Ich werde Sie erst recht beneiden, wenn Akio Matsudo einen Virus von der unangenehmeren Art losläßt, die er ›Herausforderung‹ nennt.«
    Sie schmunzelten.
    Aber noch Jahre später sollte Carl sich dieser krampfartigen Eruption erinnern, war es doch das erste – wenn auch beileibe nicht das letzte – Mal, daß er Sauls explosives Niesen vernommen hatte.

 
5

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SAUL
     
     
    Kurznachricht – Weltnetz 4: Das heute in Tokio zusammentretende Internationale Olympische Komitee beugte sich dem Druck der Sonnenkreisliga und stimmte für den Ausschluß genetisch veränderter Personen – sogenannter Percelle – von der Teilnahme an den Spielen des Jahres 2064 in Lagos.
    Die Vertreter des Fortschrittsblocks stimmten für ihre Länder als einzige gegen den Antrag. Nach Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses bekräftigten die Vertreter Dänemarks, Hawaiis, Indonesiens, Texas’ und der Südpazifischen Gruppe ihren Einspruch, indem sie ihre Teilnahme an den Spielen absagten, welche nun die umstrittensten seit der von Streitigkeiten überschatteten Olympiade des Jahres 2036 zu werden versprechen.
    Dazu erklärte der Generalsekretär des IOC, Asoka Barawayandra: »Die Entscheidung der betreffenden nationalen Komitees ist keine große Überraschung. Die von ihnen vertretenen Länder haben zahlreiche Percelle als Einwanderer aus anderen Ländern aufgenommen, in denen diese Menschen nicht mehr gern gesehen sind. Ihre nationalen Sportverbände waren durch dieses fragwürdige Element bereits kompromittiert.«
    Der Stimme enthielten sich Großrußland, die Vereinigten Staaten von Amerika, Wales, Sowjetgeorgien und die

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