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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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ihre maximale Wirkung im Aphel erreichen werden, und den Abweisblenden zur Steuerung der Ausgasung im Perihel, wird uns ein ausgezeichnetes System zur Verfügung stehen, mit dessen Hilfe wir diesen uralten Eisball in beinahe jede gewünschte Umlaufbahn bringen können!«
    Quiverian schüttelte mit finsterem Stirnrunzeln den Kopf.
    »Angenommen, all diese Einmischungen wirken sich wie gewünscht aus. Was genau, Doktor, würden Sie mit einem umgelenkten Kometen anfangen wollen?«
    Saul verzog sein Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse. Er sah, welche Richtung das Gespräch nahm, aber es war bereits zu spät, um es in andere Bahnen zu lenken.
    »Wen kümmert es?« sagte Malenkow enthusiastisch. »Seit mehr als einem Jahrhundert sind Ideen im Schwange, was man mit Kometen anfangen könnte.«
    »Hirnrissige Ideen, meinen Sie.«
    Malenkow zuckte die Achseln. »Der gegenwärtige Plan ist die Vorbereitung einer Bahnkorrektur, die uns in siebzig Jahren in die Nähe Jupiters bringen und die Anziehungskraft des Riesenplaneten zu einem Bremsmanöver nutzen soll, das den Kometen in eine zugänglichere Umlaufbahn bringt. Dieser Eisball kann zu günstigen Bedingungen flüchtige Elemente liefern und der Menschheit helfen, eine dritte Raumplattform im erdnahen Bereich zu errichten.«
    Quiverian schnaubte. »Propaganda. Habe ich tausendmal gehört.«
    Malenkow fuhr unerschütterlich fort: »Die Reihe der Möglichkeiten ist endlos. Wenn wir bewiesen haben, daß der Kältetiefschlaf über längere Perioden ohne schädliche Folgen möglich ist, könnten Kometen großartige Raumschiffe abgeben, mit denen man ungefährdet das Sonnensystem durchkreuzen kann.«
    Saul bemerkte, daß sich vor der offenen Tür des Laboratoriums ein kleines Publikum eingefunden hatte, Neugierige aus benachbarten Büros. Malenkow bemerkte sie gleichfalls und wurde noch begeisterter.
    »Damit nicht genug, finden wir vielleicht neue wertvolle Elemente und Chemikalien, wie diejenigen, die Joao und Cruz auf Encke entdeckt haben…«
    »Lassen Sie mich aus dem Spiel!«
    »Und schließlich könnten sogar ausgefallene Pläne wie die, Venus oder Mars mit Hilfe von Kometen in einen erdähnlicheren Zustand zu versetzen, als verdienstvoll angesehen werden!«
    »Meine Herren«, versuchte Saul sich einzuschalten, »ich schlage vor, wir…«
    Quiverian schenkte ihm keine Beachtung. Er schüttelte die dünne Plastikröhre mit dem Bohrkern vor Malenkows Gesicht. »Dies ist die Haltung, die ich nicht ertragen kann. Zuerst sollte es nur um das Studium der Kometen gehen, dieser ursprünglichsten von allen Schöpfungen Gottes. Aber das hat sich inzwischen fast vollständig geändert. Wissen um seiner selbst willen scheint nicht mehr gefragt zu sein. Jetzt soll dieser Komet nicht nur ausgeplündert, sondern auch noch in völlig unverantwortlicher Weise als Geschoß benutzt werden, um ganze Welten zu verändern, ehe wir auch nur dazu gekommen sind, sie zu verstehen!«
    Malenkow zwinkerte überrascht. Saul wußte, daß Nikolai mit Politik nicht viel im Sinn hatte. Er war einer der brillantesten Köpfe, die Saul je kennengelernt hatte – ein Arzt, spezialisiert auf Raumfahrtmedizin, und Absolvent des Leningrader Instituts für Marxismus-Leninismus. Aber er schien niemals gelernt zu haben, daß eine Meinungsverschiedenheit für manche Leute keine Schachpartie war, kein Sport für Herren. In dieser Hinsicht war er ein höchst unrussischer Russe.
    Saul unternahm einen weiteren Vorstoß. »Joao, Nikolai sprach nur von Möglichkeiten! In fünfunddreißig Jahren werden die Leute auf Erden Zeit genug gehabt haben, zu einer Entscheidung zu finden…«
    Aber der zornige Brasilianer hörte nicht auf ihn. Seine Backenmuskeln traten knotig hervor, die rechte Hand war zur Faust geballt, und die linke umklammerte die Röhre mit dem Bohrkern.
    »Wir sind gerade aus dem schrecklichsten Jahrhundert der Menschheitsgeschichte hervorgegangen… dem schlimmsten für unsere Welt seit der Katastrophe des Pleistozäns! Und nun kommen Idioten daher und wollen riesige Eisbälle auf den Mars hinabschleudern!«
    »Ich habe nie gesagt…«
    Aber Quiverian trat drohend auf Malenkow zu. »Sagen Sie mir, Doktor, wie lange mag es dauern, bis das Ziel nicht Mars oder Venus heißen wird, sondern Erde?«
    Er begleitete seine Worte mit abgehackten Armbewegungen, die ihn beinahe aus dem Gleichgewicht brachten. Dabei schlug die lange Röhre auf die Tischplatte und platzte mit einem lauten Knall auf. Dunkelbraunes Eis,

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