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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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durchzogen von schwärzlichen und weißlichen Adern, ergoß sich auf den Arbeitstisch.
    »Idiot! Gojische Kopf!« Saul hielt den Brasilianer zurück, ehe dieser, vom eigenen Schwung mitgenommen, gegen das große Mikroskop prallen konnte. Er wandte sich rasch zur Seite und winkte den Leuten bei der Tür.
    »Hinaus, alle miteinander! Schließt die Tür und macht sie luftdicht! Nikolai, Joao, wir brauchen Schutzmasken!«
    Quiverian war mit drei Sprüngen am Erste Hilfe-Schrank und öffnete ihn. Mit schnellen aber vorsichtigen Bewegungen nahm er einen weißen Kunststoffbehälter heraus und entleerte die zusammengeknüllten Computerausdrucke darin auf den Boden. Inzwischen war Malenkow dabei, eine kleine Schutzmaske vor dem Gesicht zu befestigen. Dies getan, hielt er Saul eine zweite hin, aber der war bereits damit beschäftigt, Splitter des rasch schmelzenden Eises zusammenzufegen und in den Kunststoffbehälter zu tun.
    »Ihre Maske, Saul!« sagte der Russe mit durch die Maske gedämpfter Stimme. »Legen Sie sie an!«
    Saul schüttelte den Kopf und arbeitete weiter. Er hatte volles Vertrauen zu der Fähigkeit seiner kleinen Symbionten, ihn vor Blausäure und anderen möglichen Giften zu schützen. Sie mußten mit solchen Zwischenfällen fertig werden, oder die Kolonie würde im Inneren des Kometen nicht lange überleben.
    Kapitän Cruzs gegenwärtige Befehle lauteten, keine unnötigen Risiken einzugehen, aber Saul sah die Situation nicht als gefährlich an. Außerdem war er froh, daß der Zwischenfall einen politischen Streit beendet hatte. Was er in den letzten Jahren an Zank und politischem Hader miterlebt hatte, reichte ihm für den Rest seines Lebens. Im Moment war er mehr darauf bedacht, eine Verunreinigung der anderen Proben zu verhüten, als an mögliche Gefahren zu denken.
    Bei der Arbeit bemerkte er, daß die Splitter gefrorenen Gases einen leichten, nicht unangenehmen Duft auszuströmen schienen – beinahe wie die Erinnerung an die Mandelbaumpflanzungen am See Genezareth im Frühling.
    »Mein Bohrkern!« rief Quiverian entsetzt, als er zu ihm kam, mit dem Festbinden der Gesichtsmaske beschäftigt. »Was tun Sie da, Sie Unglücklicher? Das war der Kern der tiefsten Bohrung, die wir bisher niedergebracht haben!«
    Saul zuckte die Achseln, während er die letzten Splitter zusammenfegte, in den Behälter schüttete und dessen Deckel verschloß. Der Komet enthielt annähernd eine Trillion Tonnen Eis, dem Quiverian nach Herzenslust Proben entnehmen konnte. Dies war keine wissenschaftliche Tragödie.
    »So schlimm ist es nicht, Joao«, sagte Malenkow zuversichtlich. Er sortierte die selbstkühlenden Röhren auf dem Arbeitstisch. »Erst vor einer Stunde kam mein Landsmann Otis Sergejow mit einem neuen Bohrkern zurück, der in einem Kilometer Tiefe gewonnen wurde! Er war überzeugt, daß Sie erfreut sein würden. Lassen Sie sehen! Die Probe muß unter diesen hier sein.«
    »Sergejow!« Quiverians nachfolgende Verwünschung wurde glücklicherweise durch die Maske gedämpft. »Dieser fanatische Percell-Mutant? Ach du lieber Gott! Es gab so viele gute Kollegen, die hätten mitkommen können! Warum in aller Welt mußte ich mit solchen Assistenten belastet sein – einem riesigen russischen Dummkopf, einem beinlosen Percell und einem genetischen Zauberer!«
    Malenkow zuckte die Achseln und antwortete liebenswürdig, als sei es die vernünftigste Frage der Welt: »Ich denke, Sie haben uns am Hals, weil diese anderen Kollegen nicht mitgekommen sind, Joao.«
    Saul schloß die Augen und bedeckte das Gesicht mit den Händen.
    »Aaah!« Quiverian stürzte zur Tür, ohne das gelbe Warnlicht zu beachten, und brach durch die draußen stehende Menge.
    »Was hat er nur?« fragte Malenkow Saul, nachdem die Tür sich zischend wieder geschlossen hatte. Er runzelte die Stirn. »Saul! Was ist mit Ihnen? Haben Sie Schmerzen?«
    Saul nahm die Hände vom Gesicht. Tränen standen ihm in den Augen.
    »Saul? Warum haben Sie die Maske nicht umgebunden, mein Freund? Ich…«
    Saul schlug mit der flachen Hand auf die Konsole neben sich und prustete laut heraus, unfähig, die Heiterkeit länger zurückzuhalten.
    »Joao hat recht«, sagte er, sich die Augen wischend. »Der Halleysche Komet hat wahrhaftig Besseres verdient als uns.« Er lachte weiter über die Ironie, und endlich rang sich auch Malenkow ein mattes Lächeln ab.
     
    Saul war nicht sonderlich überrascht, als nach einer Weile ein Offizier kam, den Zwischenfall zu untersuchen. Aber er

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