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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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war doch erstaunt, als Korvettenkapitän Suleiman Ould-Harrad eintrat, eine Klemmtafel in einer Hand und einen Gasdetektor in der anderen. Der dunkelhäutige Mauretanier war der letzte, mit dem er gerechnet hatte.
    Ould-Harrads Spezialität waren große, massive Versorgungs- und Filtersysteme von der Art, wie sie gegenwärtig im Innern des Kometenkerns installiert wurden. Aber er mußte der einzige gewesen sein, der im Moment abkömmlich war, um den Unfall zu untersuchen.
    Jeder wußte, warum Ould-Harrad an der Expedition teilnahm. Der junge Offizier hatte Freunde in einer Verschwörung gehabt, und nur verwandtschaftliche Beziehungen zur königlichen Familie seines Landes hatten ihm statt Einkerkerung wegen Verbindungen zu staatsgefährdeten Umtrieben zum Exil verholfen.
    In den vergangenen drei Jahren hatte der Mauretanier nicht mehr als zehn Worte zu Saul gesprochen. Dieser hatte die Nichtbeachtung erwidert.
    Doch nun lag die Erde weit hinter ihnen, und nichts konnte die Vergangenheit ändern. Er trat zur Seite. »Kommen Sie herein, Kapitän! Ich habe bereits eine Unfallmeldung diktiert. Sehen Sie sich um, während ich eine Kopie für Sie ziehe!«
    Ould-Harrad schien voll Unbehagen, als er ins Laboratorium trat. Seine breiten Nasenlöcher weiteten sich schnüffelnd, als ihn das schwache Aroma entwichener Kometengase anwehte. Sein Blick ging immer wieder zu den Ablesungen des Detektors. Sauls offensichtliches Wohlbefinden schien wenig geeignet, seine säuerliche Miene aufzuheitern.
    »Dr. Lintz, Sie hätten nicht hierbleiben sollen, nachdem der Leckalarm ausgelöst wurde.«
    »Ja, ja, ich weiß. Aber jemand mußte bleiben und aufräumen. Außerdem kann ich geradesogut wie jeder andere das erste Versuchstier sein. Auch ist es nur passend, daß ich den Blutcyanuten den ersten Feldversuch zukommen lasse, nicht wahr?«
    Die Konsole zischte und spuckte einen schmalen, bedruckten Streifen aus. Saul markierte ihm mit seinem Namenskürzel und reichte ihn Ould-Harrad mit einem Lächeln. »Sollte ich tot umfallen, können wir alle genausogut in Kühlfächer steigen und warten, bis wir in siebzig Jahren abgeholt werden, weil diese Expedition dann vorbei ist.«
    Der Astronautenoffizier nickte knapp, mußte die Logik hinnehmen, wenn auch vielleicht widerwillig. »Nichtsdestoweniger gibt es Bestimmungen«, sagte er, als er den Streifen überflogen hatte. »Verfahrensweisen, die der allgemeinen Sicherheit und Ordnung dienen.«
    Saul lachte mit einiger Bitterkeit. »Sicherheit und Ordnung, ja. Wie gut erinnere ich mich dieser Worte. Führte nicht auch General Lynchon diese Worte im Munde, als seine UN-Truppen in Galiläa und Judäa einmarschierten, um den ›Frieden zu erhalten‹ und ›Sicherheit und Ordnung wiederherzustellen‹?«
    Ould-Harrad schüttelte unbeeindruckt den Kopf. »Die Operation fand mit allseitiger Zustimmung statt, Dr. Lintz. Die Koalitionsregierung Israel-Palästinas hatte sie um ihr Eingreifen gebeten.«
    »Nachdem die Leviten und Salawiten genug oppositionelle Parlamentarier liquidiert hatten.«
    »Es schien eine günstige Gelegenheit, Frieden zu stiften«, sagte der Afrikaner mit leiser Stimme. »Nach einem Jahrhundert der Aggressionen und bewaffneten Auseinandersetzungen war die Welt der Gefahren für den Weltfrieden überdrüssig, die von diesem Unruheherd ausgingen.«
    »Und ist es jetzt besser? Der Hohepriester in Jerusalem regiert über ein balkanisiertes Staatsgebilde, in dem eine Sekte die andere bekämpft. Und hat es der Region geholfen? In den vergangenen Jahrzehnten hatte man dort mehr Bäume gepflanzt als vorher in tausend Jahren. Wie ich hörte, ist ein Drittel dieser Bäume umgehauen worden, um Barrikaden zu errichten.«
    Ould-Harrad wurde womöglich noch dunkler als seine natürliche Hautfarbe es schon war. Saul machte sich bereit, einem Angriff auszuweichen. Aber der Mauretanier dachte nicht daran. »Dr. Lintz, ich hatte mit der versuchten Sprengung des Großen Tempels nichts zu schaffen. Es trifft zu, daß ich Freunde unter den Verschwörern in meinem Heimatland hatte, und daß es zwischen diesen und den Attentätern Querverbindungen gab, aber das war mir zu der Zeit nicht einmal bekannt. Wie Sie wissen, bin ich wegen meiner Bekanntschaft mit einigen Verschwörern zu dieser vom Unglück verfolgten Expedition strafversetzt worden, aber wenn Sie mit Ihrer Bemerkung auf eine Mitverantwortung meinerseits an dem versuchten Anschlag anspielen wollten liegen Sie falsch.«
    »Ach, hören Sie auf!«

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