Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
Vom Netzwerk:
bekommen.«
    Trotz des schrecklichen Katers, der seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte, war er beeindruckt. Und nach und nach fiel ihm das Gespräch wieder ein, und daß sie ihm witzig, warmherzig und von Ideen übersprudelnd vorgekommen war. Früher war ihm das nie aufgefallen, er hatte ihr nie eine Chance gegeben…
    »Und ich kam hierher, mir das anzusehen?«
    Sie nickte mit belustigtem Ausdruck. »Nun, du bist dann gleich eingeschlafen.«
    »Oh.«
    »Ich dachte, du würdest es vielleicht nicht schätzen, daß die Leute sehen, wie du halb bewußtlos durch die Stollen zu deinem Quartier gezogen wirst.«
    »Ganz recht.«
    Sie blinzelte, biß sich auf die Unterlippe und sagte dann vorsichtig: »Mir hat die Art gefallen, wie wir gestern abend miteinander sprachen, Carl. Früher hatten wir nie Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen.«
    »Ja«, sagte er unbehaglich. »Die viele Arbeit…«
    Sie gab sich einen Ruck. »Ich weiß, du wirst Virginia nicht gleich aufgeben wollen.«
    »Aufgeben? Ich habe sie nicht.«
    »Dann eben die Hoffnung aufgeben.«
    Er nickte verdrießlich.
    »Nicht sofort, das ist mir klar.«
    Er schaute Lani an, als sähe er sie zum erstenmal. Sie war tatsächlich anders, als er gedacht hatte. Er war von Virginia geblendet gewesen, hatte nie über seine Nase hinausgesehen. Vielleicht…
    »Es ist nicht eilig«, sagte sie, und wieder schien sie genau zu wissen, was er dachte. Alle seine Gemütsbewegungen mußten ihm ins Gesicht geschrieben sein. Es war sehr unangenehm.
    »Ich… Vielleicht hast du recht. Ich bin so verdammt durcheinander.«
    Sie beugte sich zu ihm herüber und küßte ihn sacht auf die Lippen. »Dazu gibt es keinen Anlaß. Tu einfach deine Arbeit und überlaß Kleinigkeiten wie Liebe und Leben einer späteren Zeit.«
    Er mußte lächeln. »Du machst es mir viel einfacher, als ich es verdiene.«
    »Ich möchte es gern.«
    Irgendwie schien Lani ihm jetzt völlig anders. Er konnte sie jetzt als Frau sehen, nicht als Astronautin oder Ortho oder eine Kollegin im Film seines Lebens. Mit Bedauern erkannte er, daß er sie bisher immer Kategorien zugeordnet und ihr niemals wirklich Beachtung geschenkt hatte.
    »Ich…«
    Schnell legte sie einen Finger an seine Lippen. »Still! Du mußt jetzt nicht versuchen, höflich zu sein, nicht mit solch einem Kater.«
    Er nahm eine Dusche – sie hatte den Anschluß selbst installiert und die Projektion der Kristallhöhle sogar in die Duschkabine fortgesetzt – und kleidete sich an. Sie küßte ihn zum Abschied, und ehe er ihr Gespräch noch recht verarbeitet hatte, sah er sich schon unterwegs zur Garderobe, den Schutzanzug anzulegen, wacklig aber dienstbereit.
    Er war längst an der Arbeit, als das Medikament endlich wirkte und die Kopfschmerzen nachließen. An ihrer Stelle senkte sich wieder das lastende Gewicht der Depression auf ihn herab. Seit er die Heimat verlassen hatte, war er ganz in der Arbeit aufgegangen, ohne jemals Fragen zu stellen. Nun aber war es ihm unmöglich, seine Gedanken von den größeren Problemen abzulenken, die er voraussah. Es gab niemanden, dem er ihre Lösung zutraute, nicht mehr.
    Er fühlte eine Leere, eine unheilvolle Vorahnung.
    Cruz war tot. Was sollte nun geschehen?

 
6

----
SAUL
     
     
    Es hätte nicht möglich sein sollen.
    Saul nahm ein frisches Taschentuch aus dem Sterilisiergerät und wischte sich die Nase, bevor er sich über den Flecken grünlichen Materials in der Petrischale beugte. Es gehörte nicht viel Erfahrung zu der Erkenntnis, daß er etwas vor sich hatte, was es einfach nicht geben sollte.
    Neben ihm stand Jim Vidor, Astronaut zweiter Klasse, in der für geringe Schwereverhältnisse charakteristischen gekrümmten Haltung und spähte ihm über die Schulter. Genau genommen, sollte auch er nicht hier sein. Die Schutzmaske über Mund und Nase war ein Zugeständnis an die offizielle Quarantäne, unter der Saul stand.
    Nach zwei Tagen, als alles darauf hindeutete, daß Sauls Körper es nicht eilig hatte, an dieser fiebrigen Erkältung oder was immer es war, zu sterben, hatte der Quarantänebefehl etwas von seiner ursprünglichen Dringlichkeit verloren. Die meisten Astronauten betrachteten Krankheit ohnedies als eine abstrakte Bedrohung. Sehr viel realer waren ihnen die Schwierigkeiten, die sie mit schleimig-klebrigen Stoffen unbekannter Herkunft hatten, die sich in Luftfiltern, Versorgungsleitungen und Maschinen festsetzten und zu einer Bedrohung der Anlagen geworden waren, die sie alle am Leben

Weitere Kostenlose Bücher